Hockey:Wandel in der Lerchenau

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Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert bei den Hockeyspielern des Münchner SC, doch der Schein trügt. An diesem Wochenende starten Frauen und Männer in ihre Bundesligasaison - mit neu sortiertem Personal, aber vor allem einer professionelleren Einstellung

Von sebastian fischer, München

Auf den ersten Blick wird nichts anders sein, wenn die Männer des Münchner SC am Wochenende den Hockeyplatz auf der Anlage in Lerchenau betreten: Das Feld ist immer noch aus demselben Kunstrasen wie im vergangenen Jahr. Im Hintergrund werden keine Tribünen in den Himmel ragen, sondern noch dieselben Laubbäume an der Eberwurzstraße. Einzig eine elektronische Anzeigetafel hätte der Klub installieren müssen, aber die ist ohnehin schon da.

Auf den zweiten Blick wird alles anders sein. Denn die Männer des Münchner SC spielen am Samstag zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder in der ersten Bundesliga. Und treffen nach dem Auftakt am Samstag gegen den Club an der Alster gleich am Sonntag auf den UHC Hamburg, den Vorjahres-Hauptrundensieger und Meisterschaftsfavoriten, mit sieben deutschen Nationalspielern. "Besser geht es nicht", sagt MSC-Sportdirektor Stefan Kermas: "Wir wollen diese Euphorie nutzen."

Euphorie, das ist ein großes Wort für eine kleine Sportart. Noch hat diese Euphorie die Grenzen der Anlage in Lerchenau nicht passiert. Im Klub ist sie dafür umso größer. Es habe kein Murren gegeben, als die Saisonvorbereitung diesmal früher und intensiver als sonst begonnen habe, erklärt Felix Greffenius. Der Kapitän ist mit 30 Jahren ein Routinier der Mannschaft, die in dieser Saison die Klasse halten soll. "Jeder wusste, dass wir fit in die Saison starten müssen", sagt er. "Jeder will spielen, der Konkurrenzkampf ist extrem und der Team-Spirit ist hervorragend."

Seit zweieinhalb Monaten bereitet Trainer Benjamin Lang seine Spieler auf die neue Herausforderung vor, die für die Münchner eine große Umstellung bedeutet. 16 Heimspiele hat der MSC zuletzt in Serie nicht verloren, war immer Favorit - und ist nun plötzlich Außenseiter. Auch taktisch erfordern die Gegner der Bundesliga eine neue Ausrichtung. Der Fokus lag im Training darauf, hart zu verteidigen und nach Ballgewinnen schnell zum gegnerischen Kreis zu kommen. Das Münchner Spiel wird auf Konter ausgelegt sein. Beim letzten Test, dem NH-Cup vor einer Woche in Mannheim, gewann München gegen die Liga-Konkurrenz drei Spiele, scheiterte erst im Spiel um Platz drei am UHC. "Wir wollen diese Ergebnisse nicht überschätzen", sagt Lang, 28, der jüngste aller Bundesligatrainer. Nun sei aber klar, dass sein Team mithalten kann.

Die Mannschaft hat sich nach dem Aufstieg nicht großartig verändert. Zwar verpflichteten die Münchner neun Zugänge, darunter sind jedoch viele Perspektivspieler. Auf Anhieb weiterhelfen sollen der Bundesliga-erfahrene Mittelfeldspieler Marcel Meurer aus Köln, sowie der Zehlendorfer Angreifer Alexander Inderthal.

Nicht nur bei den Männern soll die Saison 2014/2015 der Aufbruch in ein neues Kapitel der langen Vereinsgeschichte sein, sondern auch bei den Frauen. In der vergangenen Spielzeit verpassten die Münchnerinnen das Final-Four knapp. Das in dieser Spielzeit besser zu machen, ist das erklärte Saisonziel - und die Aufgabe des neuen Trainers Thorben Wegener. Der 42-Jährige, zuvor Trainer der Männer beim Zweitligisten ETUF Essen, will die Mannschaft variabler aufstellen, möglichst zwischen vier verschiedenen Systemen wechseln, erklärt er. Die wichtigste Neuerung ist jedoch auch bei den Frauen keine Personalie - neun Zugänge, darunter die A-Nationalspielerin Elena Willig, sollen den Kader vor allem in der Breite verstärken - sondern die professionellere Einstellung. Die Mannschaft habe von sich aus beschlossen, pro Woche einmal mehr zu trainieren, erklärt Kapitänin Hannah Krüger: "Wenn wir mehr Erfolg haben wollen, gehört es dazu, fließiger zu sein." Zuletzt absolvierten die MSC-Frauen ein viertägiges Trainingslager in Rosenheim, bei dem Turnier in Mannheim hinterließen die Münchnerinnen daraufhin wie die Männer einen positiven Eindruck: Sie gewannen. Und sie wollen auch die Hamburger Teams, im Vorjahr nach der Vorrunde Erster (UHC) und Dritter (Alster), schlagen. "Wir sagen nicht: mal schauen. Wir wollen gewinnen", sagt Krüger, "gerade zu Hause, wenn jetzt ein paar mehr Leute kommen, weil die Männer Bundesliga spielen."

Es soll also noch etwas anders sein am Wochenende in München-Lerchenau: "Ich hoffe", sagt Sportdirektor Stefan Kermas, "dass nicht wieder nur die gleichen 80 Nasen kommen. Ich hoffe, dass München erkennt, was hier passiert."

© SZ vom 05.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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