Hockey:Traumfänger

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HLC-Trainer Rolf Altherr. (Foto: Privat/oh)

Der HLC Rot-Weiß stellt zwei hauptamtliche Trainer ein - und verabschiedet sich von seinen ursprünglichen Zielen, bald wieder in die zweite oder gar erste Liga aufzusteigen.

Von Katrin Freiburghaus, München

Der alte Trainer weg, dafür zwei neue da und zum ersten Mal überhaupt zwei hauptamtliche Hockey-Trainer im Klub: Zum Auftakt der Feldsaison in der ersten Regionalliga Süd der Männer präsentierte der HLC Rot-Weiß München vor einer Woche einige Veränderungen. Nun ist es nicht so, dass die jüngere Vergangenheit am Grasweg arm an Umbrüchen gewesen wäre. Die Neuorientierung, die sich Rot-Weiß verpasst hat, klingt diesmal allerdings ein bisschen anders, das heißt deutlich weniger nach der zuletzt immer aufs Neue angefachten Aufbruchstimmung in Richtung Bundesliga.

Rolf Altherr, Nachfolger des nach Höhenkirchen gewechselten bisherigen Erwachsenen-Trainers Carlos Linero, will von einem schnellen Aufstieg in die zweite oder gar erste Liga jedenfalls nicht sprechen. Nachdem er bereits an den letzten Wochenenden der Hallensaison ausgeholfen und die Mannschaft kennengelernt hatte, übernahm er die Männer in der Feldvorbereitung als Vorletzte ihrer Achterstaffel. Am vergangenen Samstag holten sie beim Tabellenletzten Hanau immerhin den ersten Saisonsieg; Rot-Weiß ist nun Sechster.

Unglamouröse Tabellenstände hielten bisher niemanden von großen Träumen ab, neue Trainer traten ihren Dienst stets mindestens mit dem Fernziel Bundesliga an. Altherr, der neue Coach, erteilt solchen Gedankenspielen jedoch eine klare Absage. "Wir müssen kleinere Brötchen backen", sagt er: "Momentan fordern uns selbst die schwachen Gegner, und deshalb muss man feststellen: Wir sind da, wo wir hingehören."

Ihn stört das nicht. Nach mittlerweile 41 Jahren als Trainer im In- und Ausland hatte er Angebote von Bundesligisten vorliegen, entschied sich nach zuletzt neun Jahren in Mainz aber erneut bewusst für ein "Projekt", wie er es nennt. "Ich habe oft drei Jahre lang mit hochklassigen Mannschaften gearbeitet und Erfolge gefeiert, aber da steckte immer viel Arbeit meiner Vorgänger drin, und das reizt mich im Moment nicht", sagt er. Bei Rot-Weiß habe er das Gefühl, "dass der Klub genau wie ich wenig auf das Etikett Bundesliga aus ist und langfristig arbeiten will".

Aus Sicht von Abteilungsleiter Philipp Crone liegt der Fokus neben der Konsolidierung in der Liga künftig verstärkt auf der Verzahnung von Erwachsenen- und Jugendbereich. "Wir spielen Regionalliga, aber auch das nicht mehr lange, wenn nichts nachkommt", warnt er. Die Jugendmannschaften hätten "in München und Bayern zuletzt gegen Teams gespielt, die von Hauptamtlichen gecoacht werden". Dieser Unterschied beim Training sei selbst durch großes Engagement der internen Kräfte nicht auszugleichen. Deshalb wurde nun Robert Kanold aus Berlin als zweiter Mann für den Jugendbereich verpflichtet.

"Der Sport wird professioneller, und dem muss man Rechnung tragen, wenn man erfolgreich sein will", sagt Crone, "dazu braucht man eine gute Infrastruktur, zu der auch Personal gehört." Die anderen Klubs in München leisteten "gute Arbeit". Erste Anlaufstelle für Spieler mit Bundesliga-Ambitionen ist darum der in diesem Bereich derzeit konkurrenzlose Münchner Sportclub. Für die Zukunft wünscht sich Crone aber, "dass wir eine Stufe darunter wieder attraktiver für alle werden, bei denen es nicht ganz für den Bundesliga-Kader reicht". Er hat jedoch keine Lust auf einen weiteren Anlauf in der Bundesliga, der vom Hoffen auf externe Verstärkung lebt. "Mit guter Jugendarbeit bist du davon einigermaßen unabhängig", sagt er. Altherr verfolgt zunächst eher zeitnahe Pläne: "Wir haben jetzt fünf Heimspiele. Da ist der Anspruch, zu gewinnen." Das erste steht an diesem Samstag (16 Uhr) gegen den Dritten Darmstadt auf dem Programm.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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