Hockey:Tief im Westen

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Beide MSC-Teams scheitern im Viertelfinale. Vor allem die Frauen hadern mit ihrer schlechten Chancenverwertung

Von Katrin Freiburghaus, München

Für den neuen Hockey-Bundestrainer Stefan Kermas schloss sich bei seinem letzten Spiel als Coach des Münchner Sportclubs in Köln ein Kreis, den er lieber offen gelassen hätte: Nach einer starken Hallenrunde waren die MSC-Männer ins Viertelfinale um die Hallenmeisterschaft eingezogen. Der Vorjahreszweite Rot-Weiss Köln, mit dem Kermas 2012 Hallen- und 2013 Feldmeister geworden war, ließ dem MSC bei Kermas' Rückkehr aber keine Chance auf eine Sensation. Die MSC-Männer konnten mit dem 2:8 (1:4) am Samstag trotzdem deutlich besser leben als die Frauen, die ihr Viertelfinale in Düsseldorf wenige Stunden zuvor mit 1:4 (1:2) verloren hatten und erneut mit ihrer Schwäche im Abschluss haderten.

"Es ist natürlich schade, weil man das letzte Spiel nicht verlieren will", sagte Kermas, "aber bei dem Gegner muss man realistisch eingestehen, dass es die deutlich wahrscheinlichere Variante war." Wer die Mannschaft nach dem letzten Einsatz von Kermas in der kommenden Feld-Rückrunde betreuen wird, steht noch nicht fest, soll sich aber in dieser Woche entscheiden. Abteilungsleiter Frank Ommert kündigte eine interne Lösung an: "Wir haben drei Monate gesucht, im Moment aber keinen externen Kandidaten für die Rückrunde."

Der MSC verkaufte sich bei Kermas' Abschiedsvorstellung keinesfalls unter Wert. "Wir haben an unserer Leistungsgrenze gespielt, und darauf können wir stolz sein", bilanzierte der 37-Jährige. Nach dem 0:1 (4.) kratzte Kölns Keeper eine Münchner Ecke im letzten Moment von der Linie, ehe Rot-Weiss aus Münchner Sicht auf 0:2 erhöhte. Alexander Inderthal traf zum 1:2-Anschluss (19.), Köln antwortete jedoch prompt mit dem 1:3 und drei Minuten später mit dem Treffer zum Pausenstand. In einigen Phasen habe sein Team "Anspruch auf Gleichberechtigung" gehabt, sagte Kermas, "aber immer, wenn wir ein Tor brauchten, hat Köln eins geschossen".

Neben der hohen individuellen Qualität des Gegners machte Kermas dafür fehlende Erfahrung verantwortlich. "Bei uns haben zwei Spieler schon einmal ein Viertelfinale in der Halle gespielt", sagte er. Rot-Weiss ist dort Dauergast. In der zweiten Halbzeit verkürzte Michael Rostek für den MSC auf 2:4 (38.), binnen zehn Minuten zog Köln jedoch auf 2:7 davon. "Sie haben sich als die stabile und abgezockte Mannschaft präsentiert, die sie sind", sagte Kermas, "und sie waren in der Chancenverwertung wesentlich effektiver."

Letzteres galt auch für Düsseldorf. Denn die MSC-Frauen lieferten, von zwei individuellen Fehlern vor den beiden Gegentoren in Hälfte eins abgesehen, eine solide Defensivleistung ab. "Aber letztendlich ist es leider die alte Leier: Wir machen keine oder zu wenig Tore", monierte Nationalspielerin Hannah Krüger: "Die gehen in den Schusskreis rein - und es ist ein Tor. Wir gehen rein, gucken uns noch mal um - und es ist vorbei."

Düsseldorf erzielte nach einer zähen Anfangsphase, in der die Münchnerinnen optisch überlegen waren, in der 22. Minute das Tor zur Führung. Hallen-Kapitänin Elena Willig glich nur eine Minute später in Überzahl für den MSC aus, ehe Düsseldorf im Gegenzug erneut traf (24.). Interims-Coach André Schriever war mit der ersten Halbzeit dennoch zufrieden. Dem vergeblichen Ringen um weitere Chancen nach der Pause konnte er weniger abgewinnen. "Wenn man in der Halle in 60 Minuten nur ein Tor schießt, darf man das als Problem bezeichnen", sagte er über die Abschlussschwäche seines Teams. Obwohl knapp 50 mitgereiste MSC-Fans Heimspielatmosphäre verbreiteten, war es Düsseldorf, das sich durch Treffer in der 36. und 39. Minute einen "Euphorieschub" (Schriever) erarbeitete. "Dass man in der Halle vier Tore kassiert, ist nicht schlimm", sagte Willig, "allerdings nur, wenn man vorne seine Tore reinmacht." Ernstlich in Bedrängnis brachte der MSC die Gastgeberinnen aber nicht mehr. "Je länger so ein Spiel dann dauert, desto schwieriger wird es", sagte Schriever. Seine Spielerinnen hätten "die Ideen, die wir offensiv hatten, nicht umgesetzt" und sich so um ihre durchaus vorhandene Siegchance gebracht. "Wir hatten einen guten, aber keinen sehr guten Tag", bilanzierte er, "und dann verlierst du halt in Düsseldorf."

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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