Hockey:Testen gegen den Meister

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Die Frauen des Münchner SC nutzen die Liga zur Vorbereitung auf die Club Trophy, erstmals vor eigenem Publikum.

Von Marcel Bothe, München

Das Jahr 1896 gibt an historischen Ereignissen so einiges her. Sigmund Freud entwickelt seine Theorie der Psychoanalyse, Gottlieb Daimler baut den ersten Lkw der Welt und die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit finden in Athen statt. Zur gleichen Zeit setzt sich etwa 2000 Kilometer entfernt von Athen, möglicherweise vom olympischen Geist beseelt, eine Gruppe ausländischer Studenten zusammen und gründet den Münchner Sport-Club. Anfangs ein Boxverein, folgen bald weitere Sportarten. Zwei Jahre nach der Gründung des Vereins entsteht die Hockeyabteilung.

Über 100 Jahre gibt es die Hockeysparte des MSC nun schon, aber eines hatte sie bislang nicht erlebt: eine Europacup-Teilnahme auf dem Feld. Nachdem die Männer bereits zwei Mal in der Halle kontinental aktiv waren, schließen nun die Frauen die Feld-Lücke. 2016 waren sie Erster nach der regulären Saison, scheiterten dann im Halbfinale des Final Four an Köln - und qualifizierten sich so erstmals für die Eurohockey Club Trophy, nach dem Eurohockey Club Champions Cup der zweithöchste europäische Wettbewerb im Feldhockey der Frauen. Komplizierter Name, einfache Regeln: Zwei Gruppen mit jeweils vier Teams, die beiden Gruppensieger tragen das Finale aus.

Alles neu für Europa: Tore, Videoturm und Anzeigetafel

Gastgeber des Turniers, das vom 2. bis 5. Juni stattfindet, ist der Münchner SC. "Die Vorfreude ist riesig", sagt Mittelfeldspielerin Michelle Strobel, die auch für Deutschlands U21 aufläuft. Vor heimischer Kulisse sei zwar viel Druck da, aber: "Dem sind wir gewachsen." Synchron dazu beschert das Turnier dem MSC einen angenehmen Nebeneffekt. Neue Tore, ein Videoturm sowie eine bessere Anzeigetafel - die Austragung der Club Trophy wird auch zur Verbesserung der Infrastruktur genutzt.

In der Feldsaison der ersten Liga läuft es nicht so gut, nach der Hinrunde steht der MSC auf Platz acht. "Unser Rückstand ist beträchtlich. Wir spielen ohne Druck und wollen uns an die oberen fünf Mannschaften annähern", sagt Trainer André Schriever, "die Liga nutzen wir jetzt auch als Vorbereitung für das Highlight im Juni." Bis dahin dürfte es schwierig sein, im Kader die Laune hochzuhalten: Mittlerweile umfasst dieser 31 Spielerinnen. "Die Intensität im Training ist gut. Wir haben eine gute Mischung aus Jung und Alt", gibt sich Schriever aber optimistisch.

Die Ausgeglichenheit seines Kaders kann der MSC an diesem Sonntag beweisen: Zum Auftakt der Rückrunde reist der aktuelle Meister und Tabellenführer UHC Hamburg nach München. "Eine Mammutaufgabe", meint Schriever. Das Habitat des Trainers für den Sonntag ist klar, er wird an der Seitenlinie stehen. Gesucht wird noch jemand, der den Platz hinter der Kamera einnimmt. In Kooperation mit Sportdeutschland.tv, dem offiziellen Online-Sportsender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), überträgt der MSC mit Beginn der Rückrunde alle Heimspiele der Männer und Frauen auf Youtube. Ein Angebot, das den Verein auch attraktiver für Sponsoren machen soll. Ob es gegen Hamburg schon umgesetzt wird, ist noch unklar.

Es weht ein Wind des Aufbruches an der Eberwurzstraße, und auch die Männer lassen sich davon tragen: Nach der Hälfte der Feld-Saison stehen sie ungeschlagen auf Platz eins der zweiten Bundesliga Süd, einen Punkt vor dem TC Blau-Weiß aus Berlin. Trainer Konstantin Rentrop gibt sich bei der Frage nach dem Aufstieg noch zögerlich, vor allem Blau-Weiß als Erstligaabsteiger sei ein Konkurrent. Mittelfeldspieler Eike Bumb hingegen sagt deutlich: "Unser Ziel ist der Aufstieg." Erster Gegner der Rückrundenserie ist am 23. April die HG Nürnberg.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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