Hockey:Sportlich solide, baulich instabil

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Alles nicht so einfach: Dass der MSC in dieser Wintersaison von Halle zu Halle ziehen muss wie ein Nomadenstamm, könne man „auf professioneller Ebene ehrlich niemandem vermitteln“, sagt MSC-Trainer Patrick Fritsche. (Foto: Oliver Zimmermann/imago/foto2press)

Die Hockey-Teams des Münchner SC sind ihre Abstiegssorgen nun los, die Hallensituation bleibt aber weiter kritisch.

Von Katrin Freiburghaus, München

Nach anderthalb gespielten Minuten neigte sich die Hochsprungmatte neben dem Tor der Frankfurter Gäste zunächst bedenklich nach vorn und klatschte dann laut auf den Parkettboden. Helfer stellten sie routiniert an ihren Platz zurück, die Erstliga-Partie zwischen den Männern des Münchner Sportclubs und Frankfurt konnte weitergehen. Doch die Matte hatte zuvor für einen Moment den Blick auf ein faustgroßes Loch in der Holzverkleidung freigegeben. Loch und Matte stehen exemplarisch dafür, was das hinlänglich bekannte Münchner Hallenproblem derzeit für die beiden Bundesliga-Hockeyteams des MSC bedeutet: Sie müssen improvisieren, so gut es geht.

Sportlich betrachtet verlief der zweite Doppelspieltag der Hallenserie für den MSC grundsolide: Männer wie Frauen holten mit je einem Sieg und einem Remis vier Punkte und müssen sich wohl nicht mehr mit dem Abstieg beschäftigen. Weniger Sorglosigkeit ist beim Thema Heimspielstätte geboten, denn Sanierungsmaßnahmen in Allach - jener Halle, in der der MSC während der Wintermonate seit Jahren Dauergast ist - verschärfen die ohnehin angespannte Situation.

Etwa einen Monat vor Saisonbeginn habe der MSC vom erforderlichen Umzug in die Halle am Bauhausplatz erfahren, sagte Hockey-Abteilungsleiter Frank Ommert, wo die Teams aber lediglich eine von zwei Trainingseinheiten absolvieren könnten. Der Heimvorteil sei damit nur noch ein halber. Es gibt noch ein paar andere Minuspunkte wie den Umstand, dass keine regulären Parkplätze zur Verfügung stehen. Das Spiel am Samstag hatte noch nicht begonnen, als an den Autos der ersten MSC-Spieler bereits Strafzettel klebten.

Zudem fasst die Halle lediglich 199 Zuschauer. "Wenn wirklich eine Mannschaft das Viertelfinale erreichen sollte und wir das zu Hause austragen dürften, wäre eine Halle mit dieser Kapazität eine Katastrophe", sagte Ommert und dämpfte zugleich die Hoffnungen auf eine planmäßige Rückkehr nach Allach zum Saisonende: "Wir wissen noch gar nicht, ob Allach im Januar bespielbar ist, weil es Informationen über Verzögerungen bei der Baustelle gibt." Für die Männer ist das Viertelfinale derzeit kein unrealistisches Szenario, sie führen ihre Sechserstaffel nach vier von zehn Spielen mit acht Punkten an, obgleich sie bereits drei Spiele gegen potenzielle Abstiegskämpfer absolviert haben. Nach dem 5:5 (3:2) gegen Frankfurt und dem 9:2 (4:1) gegen Stuttgart sagte Trainer Patrick Fritsche: "Wir sind sehr froh, dass wir dieses Jahr keinen Krimi vorbereiten müssen. Das kommende Wochenende wird jetzt entscheiden, ob es eine Cocktailsaison wird oder noch mehr geht."

Der Spielplan weist für das Wochenende zwei Heimspiele für Fritsches Team aus, wo diese stattfinden werden, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Die Samstagspartie gegen den TSV Mannheim wird sicher im Gymnasium Nord gespielt. Die Sonntagspartie gegen Nürnberg könnte ebenfalls dorthin verlegt werden, ist aber bislang am Bauhausplatz angesetzt. Grund für die Überlegungen ist besagtes Loch hinter der Hochsprungmatte, das nicht die einzige Blessur ist, die die harten Hockeybälle der Schulturnhalle bislang verpasst haben. Denn die Halle wurde zwar als hockeytauglich abgenommen, hat aber keine Ballfangnetze. Der MSC hat Netze bestellt, allerdings müssten dafür Stahlseile unter der Hallendecke gespannt werden - nichts, was die Teambetreuer vor dem Anpfiff mal eben mit dem Akkuschrauber erledigen könnten. "Die Schule will uns hier wegen der Schäden eigentlich nicht drin haben", sagte Ommert, "aber die Stadt hat keine Alternative, weil Allach nicht fertig ist."

Unabhängig davon, wo am kommenden Wochenende gespielt wird, findet Fritsche, dass man das diesjährige Hallen-Nomadentum "auf professioneller Ebene ehrlich niemandem vermitteln kann". Wechselnde Spielorte seien mehr als ärgerlich, "weil sie es uns erschweren, bei Sponsoren einen Fuß in die Tür zu bekommen". Er habe Verständnis für die allgemeine Knappheit. "Wir wollen mit der Stadt Hand in Hand gehen", sagte er, "aber manchmal fehlt uns so ein bisschen die andere Hand."

Die MSC-Frauen, die dank des 4:0 (3:0) gegen den Tabellenletzten Feudenheim und ein 4:4 (1:2) in Nürnberg auf Platz drei stehen, nehmen sich am kommenden Wochenende eine Auszeit vom Hallenthema: Sie spielen in Rüsselsheim und beim Mannheimer HC.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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