Hockey:Schnell gelernt

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Die neue Kapitänin Hannah Krüger ging mit gutem Beispiel voran und erzielte den Siegtreffer. (Foto: Claus Schunk)

MSC-Frauen feiern gegen Mannheim ersten Sieg

Von Alexander Mühlbach, München

Als Anissa Korth Richtung Ersatzbank lief, warf sie vor lauter Frust den Schläger weg. Nicht, weil sie etwa wütend war, dass ihr Trainer Benjamin Lang sie auswechseln wollte. Sondern weil sie eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe kassiert hatte. Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für eine Zeitstrafe, dieser aber war besonders ungünstig: zweieinhalb Minuten vor Schluss, bei einem Stand von 1:0 gegen den Mannheimer HC. Eigentlich stand der Münchner Sportclub im dritten Spiel der Hockey-Bundesliga vor dem ersten Saisonsieg. Nun aber schien das Spiel wieder offen. Als MSC-Fan mochte man da fast schon sagen: nicht schon wieder. Erst in der vergangenen Woche hatte man gegen den Meisterschaftsfavoriten UHC Hamburg den entscheidenden Gegentreffer in der Schlussphase kassiert.

Aber dieses Mal hielt die Abwehr und der MSC gewann mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse. "Die Erleichterung darüber ist riesig", sagte Trainer Lang, der in der zweiten Halbzeit so viele Anweisungen auf das Spielfeld schrie, dass man meinen konnte, dass die Halbzeitpause nicht lange genug war. Es zeigte aber auch, dass es um viel ging an diesem Nachmittag in der MSC-Sportanlage. Mannheim war mit einem Sieg und einem Unentschieden aus den ersten beiden Spielen angereist, der HC will sich unter den besten Vier etablieren. Damit stehen sie in direkter Konkurrenz zum MSC, der zwar in der vergangenen Saison Zweiter war, sich nun aber neu finden muss. Fünf Spielerinnen verließen das Team im Sommer, Zugänge kamen nur aus der eigenen Jugend - und in Benjamin Lang noch ein neuer Cheftrainer. Der spielte zwar lange bei den MSC-Männern, muss aber auch ein Gespür für die Unterschiede beim Frauenspiel bekommen: langsamerer Spielaufbau, Manndeckung statt Raumdeckung.

Lang nennt das gerne einen "Lernprozess". In dem befand sich der MSC auch zu Beginn des Spiels gegen Mannheim noch. Einige Abstimmungsprobleme waren nicht zu übersehen - und zu überhören: "Ihr steht falsch!", gab Nationalspielerin Nina Hasselmann schon nach vier Minuten Anweisungen an ihre Kolleginnen. Danach kam der MSC immer besser ins Spiel und kreierte Torchance um Torchance. Einzig und allein ein erfolgreicher Schuss auf das Tor fehlte. Da half es auch nicht, dass der MSC in der ersten Hälfte drei Strafecken zugesprochen bekam.

"Manchmal lässt man sich durch ungenutzte Chancen entmutigen", sagte Lang, "uns ist das heute aber nicht passiert." In der 44. Minute nutzte Kapitänin Hannah Krüger eine Strafecke zum Treffer des Tages. Auch sie sagte danach, dass die Erlösung groß sei. "Nur darf sie nicht zu groß sein, sonst verliert man die Anspannung", warnte Krüger. Zu groß war sie nicht. Die Abwehr hielt.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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