Hockey:Schiebung, oberbayerische

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Aktive Entspannung: Nach dem 3:1-Sieg gegen Köln gingen Münchens Hockeyspielerinnen (re. Nina Hasselmann) locker ins Duell mit Meister Hamburg. (Foto: Florian Peljak)

Bierbank-Einsatz verhilft MSC-Frauen zum Sieg gegen Hamburg

Von Katrin Freiburghaus, München

Als es zu regnen begann, hatten die Hockeyspielerinnen des Münchner Sportclubs (MSC) ihre Pflichtaufgabe bereits erfüllt: 3:1 hatten sie am Samstag den Tabellennachbarn Köln bezwungen und hinter sich auf Platz vier verwiesen. Völlig verdient, wie Trainer Benjamin Lang befand: "Wir hatten die bessere Struktur und in den entscheidenden Situationen mehr Biss." Der Spitzenpartie gegen Meister UHC Hamburg am Sonntag sah sein Team deshalb gelassen entgegen. Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff sah es jedoch danach aus, als würde die Neuauflage des letztjährigen Meisterschaftsendspiels ins Wasser fallen: Auf dem Kunstrasen standen riesige Pfützen. "Irgendwann ist die Drainage halt voll", sagte Lang; Wasser rann in kleinen Bächen an seiner Regenjacke herunter.

Dass mit einer Viertelstunde Verspätung doch noch angepfiffen wurde, war dem Einfallsreichtum der Helfer und der Multifunktionalität mobiler Bierbänke zu verdanken. Die dritte Männer-Mannschaft schob das Wasser damit in für Münchner Verhältnisse beachtlich hohen Wellen vor sich her und vom Feld. Ein Spielausfall wäre teuer geworden, denn bei einer erneuten Anreise des UHC hätte sich der MSC klassischer Weise an den Fahrtkosten beteiligen müssen; so etwas wird bei einer kompletten Hockey-Mannschaft schnell vierstellig. Ein Spielausfall wäre für den MSC aber auch aus sportlichen Gründen jammerschade gewesen, denn mit dem hart erarbeiteten 1:0 (0:0) setzte er ein dickes Ausrufezeichen hinter seine Endrundenambitionen.

"Dass wir an diesem Wochenende sechs Punkte holen, war so nicht zu erwarten", bilanzierte MSC-Kapitänin Hannah Krüger, "für das Final Four sieht es jetzt sehr gut aus. Wenn wir unsere Leistung abrufen, müsste schon sehr viel schief laufen, damit es nicht reicht." In der Tabelle eroberte der MSC den zweiten Platz hinter Düsseldorf zurück. "Wenn wir gegen die unteren Teams unsere Aufgaben erledigen, ist es uns eigentlich nicht mehr zu nehmen", sagte auch Lang. Auf Platz fünf hat der MSC mittlerweile neun Punkte Vorsprung.

Gästetrainer Claas Henkel, der vor seinem Wechsel zum UHC vor drei Jahren die MSC-Frauen gecoacht hatte, war mit der Leistung seines Teams dagegen unzufrieden, betonte aber, dass das einzige Tor des Tages von Hayley Brown (43.) aus Münchner Sicht einigermaßen glücklich gefallen sei. Brown hatte UHC-Torhüterin Yvonne Frank auf dem falschen Fuß erwischt. In einer unfreiwilligen Koproduktion beförderten die beiden den Ball anschließend quasi gemeinsam ins Tor. Lang räumte mit vielsagendem Lächeln ein, "dass wir in der zweiten Halbzeit schon sehr defensiv beschäftigt waren". Er fand das aber nicht ehrenrührig: "Es war für uns ein bisschen ein Bonusspiel, weil der UHC letztlich einfach besser besetzt ist."

Mit zunehmender Spieldauer drängten die Hamburgerinnen den MSC in die Defensive, dort aber arbeitete Langs Team hoch konzentriert. Zudem hatte Torhüterin Kim Platten einen sehr guten Tag erwischt und entschärfte etliche Großchancen. "Beim UHC stehen sechs A-Kader- und fünf C-Kader-Spielerinnen auf dem Platz", sagte Krüger, "da geht es nur über eine gute Defensive. Das haben wir heute gut hingekriegt - dass der UHC kein Tor schießt, passiert nicht so häufig." Genau genommen passierte es am Sonntag zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison.

Am nächsten Wochenende böte sich gleich die nächste Möglichkeit für eine Premiere. Der MSC fährt zum ungeschlagenen Tabellenführer nach Düsseldorf; nach dem perfekten Wochenende "entsprechend gelassen", wie Lang betonte. Krüger war ein bisschen angriffslustiger. "Die müssen endlich mal ein Spiel verlieren. Und wenn das bis jetzt keiner geschafft hat, dann machen wir das jetzt einfach", sagte sie. Platz eins in der Tabelle peilt jedoch niemand ernsthaft an, mit sieben Punkten Vorsprung spielt Düsseldorf dafür bisher zu unfallfrei.

Blieben die Kräfteverhältnisse im Spitzenquartett der Liga annähernd konstant, würden sich UHC und MSC bereits in einem möglichen Halbfinale treffen. Aus Krügers Sicht wäre das nicht problematisch. Das Saisonziel sei unverändert die Teilnahme an der Endrunde, "aber wenn wir da sind, wollen wir diesmal sowieso beide Spiele gewinnen - Zweiter waren wir ja schon".

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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