Hockey:Letzter Traum

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Mag nicht aufhören mit Hockey: MSC-Führungsspielerin Katrin Zollner. Ihrem Klub tut das gut. (Foto: Claus Schunk)

Katrin Zollner kehrt zurück und hilft den MSC-Hockeyfrauen

Von Carolin Ranz, München

Katrin Zollner war am Samstag nach Spielende erst einmal ziemlich aufgebracht, haute wütend mit dem Hockey-Schläger auf den Boden. 3:3 trennten sich der Münchner Sportclub und Eintracht Frankfurt in der ersten Bundesliga, für Zollner war das aber gefühlt eher wie eine Niederlage. Zweimal hatte Zollner den Sieg in den Schlussminuten auf dem Schläger gehabt, zweimal traf sie nur den Pfosten. Auch Minuten nach dem Spiel hatte sie das noch nicht ganz verdaut. Ein Interview? "Gerne, wenn ich mich dann mal beruhigt habe", sagte Zollner - konnte dabei aber schon wieder lachen. Gerade ihre Emotionalität macht die Stürmerin aus, sie reißt ihre Mannschaftskameradinnen mit. Das hat sich auch in der Zeit ohne Hockey nicht geändert.

Im Sommer gab Zollner ihren Abschied vom Leistungshockey bekannt. Nach dem Erreichen des Finales um die deutsche Feldhockey-Meisterschaft, dem ersten Endspiel der MSC-Vereinsgeschichte. Im Halbfinale hatte sie den entscheidenden Penaltyschuss verwandelt. Ein guter Zeitpunkt also für den Rücktritt. Und eigentlich sollte dieser Abschied auch endgültig sein. Schließlich spielt Zollner seit ihrem 16. Lebensjahr in der Bundesliga, mittlerweile ist sie 31. Eine lange Zeit, weswegen sie es so ganz ohne Hockey nicht ausgehalten hat.

Das hatten die Trainer schon im Sommer bemerkt, als sie trotz ihres Rücktritts weiter trainierte. Mit der Halle "habe ich aber schon die ganze Zeit geliebäugelt", gibt sie zu. Das Spiel sei schneller, es gebe mehr Ballkontakte und an sich "ist die Stimmung einfach besser". Der Hauptgrund ihrer Rückkehr war aber die Aussicht auf eine deutsche Meisterschaft. "Das war schon immer mein Traum", sagt Zollner. In der Halle ist die Saison kürzer und intensiver. Bis zur Meisterschaft ist der Weg nicht so weit, "wenn man denn so weit kommt", sagt Zollner.

Zurück am Schläger hat Zollner nichts verlernt. Zwei Tore erzielte die Münchnerin in der Partie gegen Frankfurt, beide in den Anfangsminuten, sie brachten den MSC mit 2:0 in Führung. Dass es am Ende gegen die Eintracht dennoch nur zu einem Unentschieden gereicht hat, ärgert Zollner: "Jetzt lässt du hier wieder die Punkte liegen. Und irgendwie ist in diesem Jahr jedes Spiel ein wahnsinnig wichtiges Spiel, weil die Mannschaften sehr ausgeglichen sind." Zollners Form ist dennoch mehr als achtbar. Mit insgesamt vier Toren in der noch jungen Hallensaison ist sie die beste Torschützin des MSC, in der Süd-Staffel steht sie auf Platz vier der besten Schützinnen. "Es ist schon wichtig, dass wir Katrin mit so viel Erfahrung in der Halle dabei haben", sagt Trainer Benjamin Lang. Auch weil ihm viele Stammspielerinnen der vergangene Jahre fehlen, wie Stefanie Frenz, Nina Hasselmann, Anissa Korth und Hannah Krüger. Als Führungsfigur will sie sich dennoch nicht bezeichnen. "Ich versuche einfach, ihnen ein bisschen Erfahrung mitzugeben", sagt sie bescheiden.

Nach dieser Hallensaison sollte dann eigentlich definitiv Schluss sein. "Ich habe schon lange darüber nachgedacht, ob ich überhaupt die Halle spiele", meint die Sportlehrerin. Doch plötzlich steht auch die Rückrunde der Feldsaison wieder im Raum. "Wenn dich alle darauf ansprechen, denkt man schon nach", sagt Zollner. Diese Entscheidung möchte sie aber erst nach der Hallensaison treffen, je nach Ausgang und Erfolg, ganz spontan. "Mit der jetzigen Tabellensituation ist das Ziel für eine Meisterschaft vielleicht ein bisschen hochgesteckt", meint Zollner, hat den Traum aber noch nicht aufgeben. Und sollte der MSC sein Ziel, die erste Meisterschaft, nicht erreichen, bleibt dem Klub immerhin die Aussicht auf weitere Spiele mit Katrin Zollner. Ihre Leistung in der Halle qualifiziert sie jedenfalls dafür.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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