Hockey:Internationale Verpflichtungen

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Münchens Hockey-Frauen holen gleich fünf neue Stürmerinnen. Trotzdem rechnen sie mit einem zähen Saisonstart

Von Katrin Freiburghaus, München

Transferaktivitäten vollzogen sich bei den Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs in den vergangenen Jahren meist kaum bemerkt in der Winterpause; dann, wenn die eigenen Jugendlichen in die Bundesliga-Mannschaft aufrücken dürfen. Transfers von und nach außen waren dagegen die Ausnahme, die höchste Fluktuation gab es auf der Trainerbank. Dort ist in Chris Faust nun ein hauptamtlicher Coach installiert, der langfristig arbeiten soll, allerdings zum ersten Mal seit Jahren mit einer deutlich veränderten MSC-Mannschaft beginnen wird.

Abwehrchefin Nina Hasselmann steht nur noch auf Abruf zur Verfügung, Torhüterin Kim Platten wird in der Hinrunde aus beruflichen Gründen pausieren, Angreiferin Katrin Zollner steht nicht mehr im Kader und Kapitänin Hannah Krüger wird nach ihrer Olympia-Teilnahme deutlich verspätet in die Saison einsteigen. Sportdirektor Stefan Kermas sagt dennoch: "Wir wollen eine Endrundenmannschaft - und die werden wir auch diese Saison haben."

Denn dem personellen Aderlass stehen neben den aufgerückten Jugendspielerinnen sieben externe Zugänge gegenüber - fünf davon sind Stürmerinnen. "Es ist ja kein Geheimnis, dass wir Spielerinnen brauchten, die Tore schießen", sagt Abteilungsleiter Frank Ommert, "wir gehen davon aus, dass wir uns entscheidend verstärkt haben." In der vergangenen Saison, die der MSC als Hauptrundenerster abgeschlossen hatte, was ihm die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb brachte, war die Abschlussschwäche in der Tabelle offenkundig gewesen: 53 Tore standen 81, 87 und 73 der drei anderen Endrundenteilnehmer gegenüber.

Cosma Nouschirvan (Club an der Alster) und Céline Marquet (Feudenheimer HC) sollen helfen, das zu ändern. Hinzu kommen die irische A-Nationalspielerin Sinead Loughran, die tschechische Nationalspielerin Katerina Lacina sowie Luciana Garibotto aus Argentinien. Torhüterin Barbora Cecháková, ebenfalls tschechische Nationalspielerin, kämpft mit der bisherigen Nummer zwei Henrike Duthweiler um den Platz zwischen den Pfosten. Im Abwehrbereich hält Trainer Faust große Stücke auf die 19 Jahre junge Innenverteidigerin Antonia Hering, die vom Mannheimer HC nach München wechselt. "Ich glaube, das ist eine Topverpflichtung", sagt auch Ommert.

"Auf dem Papier", befindet Faust, "ist das eine super Mannschaft." Für weitere Prognosen sei es zu früh. Daran dürfte sich vorerst auch nichts ändern, denn Nationalspielerinnen aus verschiedenen Nationen heben das Niveau, haben aber auch Verpflichtungen. "Wir sind bis zum ersten Punktspiel nie komplett, und richtig komplett sogar erst Ende September, wenn Hannah Krüger wieder da ist", sagt Faust. Er selbst wird wegen seines Engagements als Coach der Schweizer Nationalmannschaft direkt von der World League zum ersten Spieltag anreisen.

In der Hinrunde geht es deshalb vorrangig darum, Kontakt zu den Endrundenplätzen zu halten, um dann im Frühjahr anzugreifen. Speziell im Spitzensegment der Liga ist der MSC mit seinen Problemen in der nacholympischen Saison nicht allein: Auch andernorts werden Olympia-Teilnehmerinnen zumindest temporär pausieren. "Deshalb verfallen wir jetzt sicher nicht in Hektik und machen zu viel, denn wir wissen, dass es mit dem Europacup eine lange Saison werden wird", sagt Faust.

Zumal der erste internationale Auftritt des MSC an Pfingsten womöglich ein Heim-Turnier wird. "Wir haben uns für die Austragung beworben und dafür gesorgt, dass es keine formalen Gründe für eine Absage geben wird", sagt Ommert. Die Entscheidung wird Mitte September erwartet. Kosten, mit denen eine derartige Veranstaltung verbunden wäre, ängstigen ihn nicht. Ein Kunstrasenplatz wäre ausreichend, eventuelle Verbesserungen an der Anlage kämen dem Klub zudem langfristig zu Gute. "Auch eine Teilnahme an einem internationalen Standort wäre ja finanziell ein Aufwand", sagt Ommert, "dann steckt man das Geld natürlich lieber in die eigene Anlage."

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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