Hockey:Immer wieder sonntags

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"Wir sind zu keiner Lösung gekommen": Auch MSC-Kapitänin Michelle Strobel (re.) machen die Probleme ratlos. (Foto: Claus Schunk)

Münchens Hockey-Frauen verlieren beim UHC Hamburg mit 2:3 - das Polster zu den Abstiegsrängen in der Bundesliga wird dünner.

Von Katrin Freiburghaus, München

Der Heimweg aus Hamburg kann sehr lang werden, wenn man ihn wie die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs am vergangenen Wochenende ohne Punkte im Gepäck absolviert. Das Team von Trainer André Schriever verlor am ersten Doppelspieltag der Bundesliga-Rückrunde in einem qualitativ hochwertigen Spiel beim UHC Hamburg unglücklich mit 2:3 (1:1). Selbst der ehemalige MSC-Trainer und jetzige UHC-Coach Claas Henkel äußerte sich erleichtert darüber, "dass der verdiente Ausgleich für den MSC nicht gefallen ist". Am Sonntag setzte der MSC dagegen wenig von dem um, was beim UHC so gut funktioniert hatte, und ging beim Harvestehuder THC 2:6 (1:4) unter.

"Wir haben ein sehr gutes und ein sehr schlechtes Spiel gemacht - leider genau verkehrt herum", fasste Schriever das Wochenende zusammen. Denn der UHC ist nach der radikalen Verjüngung des Münchner Kaders derzeit eigentlich kein Gegner auf Augenhöhe, Harvestehude hatte der MSC im Hinspiel dagegen 2:1 bezwungen. "Sonntag war der Tag der falschen Entscheidung, egal, was wir angepackt haben", sagte Schriever, und nahm sich dabei selbst nicht aus. Nach der Halbzeit hatte er die Torhüterin gegen eine zusätzliche Feldspielerin ausgetauscht - das Team kassierte binnen drei Minuten zwei weitere Tore.

Zuvor hatte der MSC mehr Ballbesitz, mehr Ecken und genauso viele Kreisszenen wie die Hamburgerinnen, schlug daraus aufgrund seiner Schwächen im Zweikampfverhalten aber kein Kapital. Nachdem Anissa Korth den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielt hatte (17.), vergab der MSC einen Siebenmeter sogar doppelt: Zunächst hatte sich Kapitänin Michelle Strobel vergeblich versucht, die vom Schiedsrichtergespann angeordnete Wiederholung vergab Korth. "Alles, was wir gegen den UHC gut gemacht haben, hat am Sonntag gefehlt", sagte Strobel, "wir haben das überhaupt nicht mitnehmen können."

Als singuläres Ereignis wäre das Wochenende für den MSC womöglich problemlos zu verschmerzen gewesen, denn das Team ist jung, auf einigen Positionen zudem kaum bundesligaerfahren. Doch der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Spiel eines Doppelspieltags wirkte ebenso bekannt wie dazugehörigen Selbsteinschätzungen von Team und Trainer. Denn die Sonntagsschwäche ist nicht neu, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die komplette bisherige Saison. An vier von sechs Doppelspieltagen beklagte Schriever anschließend ein zum Teil dramatisches Leistungsgefälle zwischen Samstags- und Sonntagspartie. In dreien der vier Fälle kostete das Punkte: beim 1:1 gegen Köln, beim 0:0 gegen Bremen und nun bei der heftigen Klatsche in Hamburg.

Es sind diese Punkte, die wohl zum Erreichen von Schrievers Ziel fehlen werden, vor der Winterpause 15 Zähler auf dem Konto zu haben. Bis dahin steht lediglich noch ein Spiel aus, das aber absolviert der MSC gegen den hoch favorisierten Tabellenzweiten Mannheimer HC. "Wir brauchen uns nicht in die eigene Tasche zu lügen", sagte Schriever deshalb, "nach einem guten Saisonstart haben wir aus den jüngsten vier Spielen einen Punkt geholt - das ist klar zu wenig." Die Situation ist nicht dramatisch, der MSC rutscht auf den neunten und damit viertletzten Platz ab und hat noch ein Polster von fünf respektive acht Punkten auf die beiden Abstiegsränge. Allerdings hat der Vorletzte Zehlendorf zwei Spiele weniger, der Letzte Bremen eins.

Der Abstand sei potenziell "überhaupt nicht groß", sagte Schriever darum, und mahnte: "Da darf man sich nicht blenden lassen." Allerdings warnte er auch vor Panik, da nach der Winterpause noch genügend Spiele gegen nominell schwächere Teams anstünden. Auch Strobel bestätigte, dass Abstiegsangst derzeit kein dominantes Thema sei. "Wenn wir gegen die unteren Drei Punkte holen, haben wir eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun." Schwerer wog bei Strobel die Ratlosigkeit bezüglich der wiederkehrenden Sonntagsmüdigkeit. "Wir haben darüber im Zug gesprochen und gerätselt, aber wir sind zu keiner Lösung gekommen", sagte sie. Die guten Leistungen am Samstag taugten bei fehlendem Ertrag auf Dauer nur bedingt zur Motivation, "es wäre fast besser, da mal schlecht zu spielen und dafür am Sonntag die Punkte zu holen", sagte Strobel. Die Pause komme zu einem guten Zeitpunkt, um sich zu sammeln. Schriever hätte dagegen lieber weitergespielt, "um mal zu sehen, was die nächsten Spiele bringen".

Eine Lösung bis zum Frühjahr wäre in jedem Fall anzuraten: Drei der vier ausstehenden Spiele gegen Teams auf Augenhöhe sind für Sonntage an Doppelwochenenden angesetzt.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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