Hockey:Gutes Gefühl

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Hannah Krüger beförderte den Ball nach einer kurzen Ecke zum ersten Punktgewinn der Saison ins Tor des Harvestehuder THC. (Foto: Johannes Simon)

Zweitliga-Frauen des Münchner SC starten mit Remis und Niederlage in die Saison

Von Max Ferstl, Hamburg/München

Der Hockeyplatz des Harvestehuder THC gilt in Münchner Hockey-Kreisen als "etwas speziell". Der Ball holpert stärker als üblich, manche Stellen sind besonders rutschig. Die Frauen des Münchner Sportclubs (MSC) taten sich hier in der Vergangenheit oft schwer. Ausgerechnet auf diesem Platz hat für den MSC vergangenen Samstag die Bundesliga-Saison begonnen. Und es war wie so oft: Die Münchnerinnen hatten Probleme und kamen über ein 2:2 nicht hinaus. Der MSC war zwar nicht ausgerutscht, aber doch holprig in die neue Spielzeit gestartet. Am Sonntag folgte dann eine 2:3-Niederlage beim UHC Hamburg, dem man Anfang Juli im Finale um die deutsche Meisterschaft unterlegen war. Das entscheidende Tor fiel erst acht Minuten vor Schluss.

"Wir wollten den Meister ärgern, das hat geklappt", resümierte Trainer Benjamin Lang, aber auch: "Wir wollten gegen den THC gewinnen." Er wollte das Wochenende dennoch nicht tragisch nehmen: "Wir sind in einem Lernprozess", sagt der Coach. Dies fasst die Situation, in der sich die MSC-Frauen derzeit befinden, gut zusammen. Und der Prozess gilt für Spielerinnen wie Trainer. Lang stand zum ersten Mal als Coach einer Frauen-Mannschaft an der Seitenlinie. Bis vor kurzem hatte er noch die MSC-Männer trainiert, für die er auch jahrelang gespielt hatte. Dort kannte er die einzelnen Charaktere und das sensible Mannschaftsgefüge. Im Sommer ist er zu den Frauen gewechselt, diesmal kommt er von außen hinzu, eine neue Rolle: "Ich bin noch nicht so vertraut mit den Leuten, wie man wen ansprechen muss." Spannend sei das, aber eben auch "ein Prozess".

Sein Team begann gegen den Harvestehuder THC schleppend. "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht wach, der Ball lief nicht schnell genug, es gab Zuordnungsprobleme in der Defensive", analysierte Lang. "Auswärts, erstes Spiel, neuer Trainer - das ist immer schwer." Dabei erwähnte er zunächst nicht, dass im Sommer fünf wichtige Spielerinnen das Team verlassen hatten. Rebecca Landshut, Katrin Zollner und Nina Heinrich beendeten ihre Karrieren, India Kühnemann wechselte zum Ligakonkurrenten Großflottbeker THGC nach Hamburg und Stephanie Frenz zog für ein Auslandssemester nach Spanien. Erfahrung ging, Jugend kam: "Die jungen Spielerinnen haben das gut gemacht", fand Lang. Klar sei aber: "Wenn jemand sein fünftes Bundesligaspiel macht, hat er eine andere Präsenz als jemand, der hundert hat." Es wird dauern, bis jede Spielerin in ihre Rolle hineinwachse: "Ein frecher Stürmer bringt jeden Ball auf das Tor, ein gestandener Verteidiger macht die Ansagen und lenkt das Spiel. Dafür braucht es Erfahrung."

Lang hat gegen den THC erkannt, dass seine Mannschaft den Kreis aufmerksamer verteidigen muss; aber auch, dass sie in der Lage ist, sich während einer Partie zu steigern. In der zweiten Halbzeit habe man gut kombiniert und "sich reingekämpft". Zweimal geriet der MSC in Rückstand, zweimal schaffte er den Ausgleich. Das 2:2 fiel zwei Minuten vor Schluss, München hatte für Torfrau Kim Platten eine weitere Feldspielerin gebracht. In Überzahl erzwang man eine kurze Ecke, Hannah Krüger beförderte den Ball ins Tor. "Das spricht für die Moral", so Lang. Dieses Gefühl galt es, gegen den "Topfavorit UHC Hamburg mitzunehmen".

Das gelang, der MSC hielten am Sonntag gut mit, ging früh in Führung und holte später den 1:2-Rückstand auf. Eine Unachtsamkeit in der Schlussphase kostete aber das verdiente Remis. "Wir sind nicht todtraurig. Das war eine deutliche Steigerung zu gestern," fand Lang. Zwei Erkenntnisse hat der MSC-Trainer an diesem Wochenende gewonnen. Erstens: Die Mannschaft hat durch die Weggänge eindeutig "Erfahrung und Qualität" verloren. Deshalb wird der MSC Spiele gegen vermeintlich schwächere Mannschaften nicht mehr "im Vorbeigehen gewinnen". Zweitens: Die Münchner Hockey-Frauen können nach wie vor mit der Spitze mithalten, "wenn die Tagesform stimmt, wir an unsere Grenze gehen und auch das nötige Quäntchen Glück haben."

Am kommenden Sonntag (14.15 Uhr) trifft der MSC im ersten Heimspiel der Saison auf den Mannheimer HC. "Ein interessanter Gegner", Mannheim wolle schließlich auch die Endrunde erreichen: "Das wird schon eine kleine Standortbestimmung gegen einen vermeintlich direkten Konkurrenten", glaubt Lang. Einen Vorteil haben die Münchner: "Es ist immer besser, zu Hause zu spielen. Jeder Platz ist anders, wir kennen unseren sehr genau", weiß Lang. Auch die Stellen, wo der Ball unruhiger über den Rasen rollt oder man leichter ausrutscht.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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