Hockey:Grundgefühl Angst

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"Blutleer und leblos": Nach nur einem Punkt aus zwei Partien bangt der MSC weiter um seine Bundesliga-Zugehörigkeit. Auch die Frauen verlieren.

Von Katrin Freiburghaus, München

Felix Greffenius stand am Sonntag nach dem Abpfiff der Partie gegen Tabellenschlusslicht Ludwigsburg allein auf der Kreislinie und schaute zu Boden. Er schaute so lange und konzentriert dorthin, als ginge es unter dem Hallenbelag irgendwo weiter. Irgendwohin, wo eine Erklärung zu finden war für die magere Punkteausbeute des Münchner Sportclubs (MSC) am ersten Doppelspieltag der Hallenhockey-Bundesliga im neuen Jahr. Eine, die angenehmer klang als die nächstliegende: dass eine starke Halbzeit in zwei Spielen lediglich für einen Punkt gereicht hatte.

Ein paar Rangeleien zwischen Spielern und Betreuern der Münchner und ihrer Gäste aus Ludwigsburg holten den MSC-Kapitän zurück in die Wirklichkeit, und die überschwappenden Emotionen waren nach der schwachen Vorstellung beim 2:11 (1:4) am Vortag in Nürnberg eigentlich eine gute Nachricht. "Einige haben mich nach dem Ergebnis gefragt, ob wir Verletzte gehabt hätten", sagte MSC-Trainer Patrick Fritsche. "Aber wir waren einfach blutleer und leblos, wir hatten elf Totalausfälle auf dem Platz und haben das anschließend sehr intensiv besprochen."

„Wir haben nicht mehr sachlich gespielt“: Der MSC um Michael Rostek vergibt beim 4:4 gegen den Tabellenletzten Ludwigsburg einen 3:1-Vorsprung. (Foto: Claus Schunk)

So betrachtet war das 4:4 (3:1) gegen die drei Punkte hinter dem MSC rangierenden Ludwigsburger eine Steigerung, weshalb Fritsche auch "mit der Antwort zufrieden" war, die sein Team "auf die vielen Fragezeichen von gestern" gegeben habe. Der MSC startete konzentriert in die Begegnung und ging durch Maternus Burgmer (2.) sowie eine verwandelte Strafecke von Greffenius (4.) in Führung. Ludwigsburg kam nach acht Minuten auf 1:2 heran, der MSC hielt sich in der zerfahrenen Partie aber an seine Struktur und erhöhte durch einen Siebenmeter von Greffenius (26.) zum 3:1-Pausenstand.

Der komfortable Vorsprung verschaffte dem MSC aber keineswegs Selbstvertrauen, sondern hatte das exakte Gegenteil zur Folge. "Irgendwann geht es darum, ob man gewinnen oder nicht verlieren will", sagte Fritsche, "und das Nicht-verlieren-Wollen war ab dem 3:1 in unseren Köpfen drin." Der MSC ließ sich von den Ludwigsburgern, denen offensiv wenig gelang, in unübersichtliche Kreissituationen verwickeln und kassierte durch zwei Standardsituationen (46./48.) den Ausgleich. "Wir haben nicht mehr sachlich gespielt", monierte Fritsche, und Greffenius begründete diesen Umstand damit, "dass unser Grundgefühl in der zweiten Hälfte so ein bisschen ängstlich war". Greffenius traf nach einer Ecke zum 4:3 (50.), doch Ludwigsburg ließ nicht locker und glich in der vorletzten Minute nicht unverdient aus.

Zufriedenstellend war das Remis für keines der beiden Teams. Ludwigsburg hängt weiter auf dem letzten und einzigen Abstiegsplatz der Südstaffel fest, der MSC ist bei drei noch ausstehenden Spielen allerdings noch längst nicht gerettet. "Mit fünf Punkten bleibst du nicht drin", sagte Greffenius. Fritsche prognostizierte eine dramatische Schlussphase der Hallensaison, war aber optimistisch, dass sein Team sie in der ersten Liga überstehen werde. Denn wenn seine Mannschaft etwas könne, dann dies: "Lernen und mit Negativerlebnissen umgehen".

Negativerlebnisse gab es auch für die MSC-Frauen, die ihren zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme am Viertelfinale um die Meisterschaft berechtigt, verteidigen wollten. Das misslang beim Nürnberger HTC (4:5) und zu Hause gegen Rüsselsheim (3:4). Das Team von Trainer André Schriever tauschte mit Rüsselsheim die Tabellenplätze und rutschte auf Rang drei ab. Der MSC ist in den letzten drei Spielen nun auf Ausrutscher der Konkurrenz angewiesen. Schriever rechnete sich aufgrund qualitativ ähnlicher Restprogramme jedoch keine allzu realistischen Chancen auf die Rückeroberung von Platz zwei aus. "Der Zug ist abgefahren", sagte er. "Ich glaube kaum, dass wir den Punkt auf Rüsselsheim noch gut machen können."

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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