Hockey:Drei plus nix

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„Es ist schön, dass wir nicht gleich mit dem Rücken zur Wand stehen“: Die neue MSC-Kapitänin Michelle Strobel (vorne) freut sich über drei Punkte in Berlin. (Foto: Claus Schunk)

Die Hockey-Frauen des Münchner SC holen zum Saisonauftakt einen Pflichtsieg gegen die Zehlendorfer Wespen. Gegen den Berliner HC sind sie allerdings chancenlos.

Von Katrin Freiburghaus, München

Mehr als einhundert Minuten dauerte es, bis das erste Saisontor für die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs endlich fiel. Die ersten 60 davon während der 0:3-Niederlage beim Bundesliga-Auftakt gegen den Berliner HC hatten sie im Vorhinein in Betracht gezogen, die übrigen 47 beim Aufsteiger Zehlendorfer Wespen stellten ihre nervliche Belastbarkeit dagegen ernsthaft auf die Probe. Nach Münchner Einbahnstraßenhockey auf das Tor der Wespen und zwei aberkannten Toren in der ersten Halbzeit gelang Zugang Sarah Jamieson aus Schottland schließlich der erste Treffer in der neuen Saison (48.), Anna Stumpf erhöhte zwei Minuten vor dem Schlusspfiff zum 2:0-Endstand für den MSC.

"Sehr erleichtert" sei er über den hart erarbeiteten Erfolg, sagte Trainer André Schriever, "es ist schön, dass wir nicht gleich mit dem Rücken zur Wand stehen." Anders als in vergangenen Jahren sind drei Punkte bei einem Aufsteiger keine Selbstverständlichkeit mehr, sie sind aber womöglich gerade deshalb noch viel wichtiger. Denn sofern sich aus zwei Spielen überhaupt eine Prognose ableiten lässt, dann diese: Das junge MSC-Team wird es gegen die Etablierten in der Liga schwer haben. "Drei plus X" war die Zielvorgabe für das Auftaktwochenende gewesen, ein Pflichtsieg und eine mögliche Zugabe also. Drei plus nix steht in der Bilanz, denn für die Zugabe - das zeigte die Partie beim Berliner HC - ist es derzeit noch zu früh.

Davon abgesehen, dass Schrievers Spielerinnen gegen die Berlinerinnen individuell keinen guten Tag erwischt hatten und sowohl Passsicherheit als auch Zweikampfstärke vermissen ließen, nutzte der BHC vor allem die noch fehlende Abstimmung im MSC-Team gnadenlos aus. "Die haben uns ziemlich deutlich unsere Grenzen aufgezeigt", sagte Schriever, "weil sie brutal gut eingespielt sind und bei allem, was die Abläufe betrifft, auch genau die drei Tore besser waren als wir."

Berlin war vor zwei Jahren in einer ähnlichen Situation wie der MSC in dieser Saison. Nach sehr erfolgreichen Jahren musste sich nach dem Weggang erfahrener Spielerinnen ein neues Teamgefüge bilden. "Ich sehe Berlin deshalb durchaus als Positivbeispiel", sagte Schriever. Berlin spiele "mit einer guten, aber nicht überdurchschnittlich besetzten Mannschaft" gutes Hockey. Genau dasselbe wünscht sich Schriever auch für die Entwicklung des MSC. "Wenn wir diesen Weg in den kommenden anderthalb Jahren hinkriegen, haben wir alles richtig gemacht."

Als Beleg für die Entwicklungsfähigkeit seines unerfahrenen Teams eignete sich das 2:0 bei den Wespen bestens. "Wir haben viel mehr Spielkontrolle gehabt und unsere Fehler massiv verringert, das war zwei Klassen besser als am Samstag", sagte Schriever. Die Folge seien "weniger Ping-Pong-Hockey und mehr Struktur" gewesen. Weil die Randberlinerinnen jedoch über die gesamte Spieldauer extrem defensiv agierten, sah Schriever den Knackpunkt vor allem darin, dass sein Team nicht nervös geworden sei "und weiter sauberes Hockey gespielt hat". Keine schlechte Voraussetzung im Kampf um den Klassenerhalt.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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