Handball:Zeit zum Klettern

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„Player of the Match“: Für Brucks herausragenden Keeper Michael Luderschmid gab es fünf Liter Bier. (Foto: Günther Reger)

Drittligist TuS Fürstenfeldbruck geht mit einem 33:30-Sieg in Oppenweiler in richtungsweisende Wochen.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Ein kleines bisschen habe man den WM-Effekt auch in der dritten Liga gespürt, fand Martin Wild. "Man weiß ja nun, was der Heimvorteil bewirken kann", erklärte der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer in Erinnerung an die Spiele der deutschen Nationalmannschaft in der Heimat. Jedenfalls habe dies seinem Team beim HC Oppenweiler/Backnang ganz schön zu schaffen gemacht - eine Halbzeit lang. Nach 30 Minuten lag der TuS mit 15:18 im Hintertreffen, drehte diesen Rückstand im zweiten Durchgang aber in einen 33:30-Sieg, der letztlich recht souverän gelang.

Es gab noch eine kleine Gemeinsamkeit zur gerade zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft, auch in Backnang wurde der "Player of the Match" gekürt, der beste Spieler der Partie. Und der kam aus den Reihen der Gäste, genauer gesagt stand er hinter der Brucker Abwehrreihe: Torhüter Michael Luderschmid. Der Preis war ein Fünf-Liter-Fass Bier, was einer gewissen Ironie nicht entbehrte, wie der Trainer verriet: "Michi ist kein Biertrinker." Luderschmid dürfte auf der Heimreise aber genug Opferbereite gefunden haben, um auf den Sieg anzustoßen. Dabei musste Wild neben Alexander Leindl (Zerrung) und Yannick Engelmann (Sehnenreizung) kurzfristig auch noch auf Johannes Stumpf verzichten, den eine hartnäckige Entzündung im Knie zu einer mehrwöchigen Pause zwingt. Zu allem Überfluss zerrte sich Maximilian Lentner beim Aufwärmen den Oberschenkel und musste ebenfalls passen. Zunächst zeigten sich die Gäste beeindruckt und offenbarten einige Schwächen. Wild konnte seine Unzufriedenheit nicht lange verbergen, was ihm eine Zwei-Minuten-Strafe und das schadenfrohe Gejohle der Zuschauer einbrachte. "Das war weniger gegen die Schiedsrichter", so Wild, die gut gepfiffen hätten, als vielmehr ein Ventil für seinen Frust.

Die erste Halbzeit verlief seiner Ansicht nach in handballtypischen Wellen. Erst zog der Gegner davon, dann kämpfte sich seine Mannschaft wieder heran, um Oppenweiler aufs Neue enteilen zu lassen. Die letzte Welle des ersten Durchgangs spülte den Gastgeber schließlich zum 13:8 nach oben, doch der Kader der Brucker weist mittlerweile genügend Tiefe auf, um den Kopf über Wasser zu behalten.

Zumal sich TuS-Torjäger Sebastian Meinzer nach langer Verletzungspause langsam seiner Bestform nähert. Er übernahm Verantwortung wie in besten Tagen und steuerte sieben Treffer bei wie auch Alexander Horner. Der Spielgestalter wusste neben seiner Torgefahr mit Übersicht zu überzeugen und zog gekonnt die Fäden. Die Rückkehr von Julian Prause von seinem Praktikum aus den USA an den Brucker Kreis erhöht zudem die Optionen des Trainers, der nach einer "etwas verschlafenen ersten Halbzeit" die Seinen in der Pause auf den rechten Weg zu weisen wusste. Der Rückstand war nach knapp sieben Minuten egalisiert, "dann haben wir dominiert", fand Wild. Fürstenfeldbruck schipperte die teils komfortable Führung jedenfalls durch sanftere Gewässer und eine deutlich ruhigere Halle nach Hause. Nach der Niederlage im Nachholspiel in Heilbronn ist der TuS rechtzeitig in Form für die kommenden Aufgaben, die in den Spielen gegen die Reserven der Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen und Balingen-Weilstetten sowie Dansenberg sehr fordernd sind.

Die ersten beiden Spiele finden zu Hause statt, für Wild "eine gute Ausgangssituation". Angesichts von sechs Zählern Rückstand zum zweiten Platz sei das Ziel, "nach oben zu klettern". Zumal der Heimvorteil dann für den TuS spricht.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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