Handball:Wieder diese fünf Minuten

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„So kenne ich meine Jungs nicht“: TuSTrainer Martin Wild. (Foto: Günther Reger)

Fürstenfeldbrucks Handballer verlieren auch in Willstätt mit 27:31. Tus-Trainer Wild spricht von einer Krise und übt Selbstkritik.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Eine Krise? Martin Wild überlegt kurz, etwas länger, er atmet tief ein. "Na ja, eigentlich", kurze Pause, dann sagt er: "ja". Schon die 27:31-Niederlage beim TV Willstätt überraschte ihn, denn das Team aus der 10 000-Seelen-Stadt hinter Offenburg nahe der Grenze zu Frankreich zählt nicht zu den ersten Adressen der dritten Handballliga. Vielmehr "stecken sie im Abstiegskampf", wie der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer präzisiert. Mehr als das Ergebnis gab Wild aber zu denken, dass er schon auf der Fahrt den Eindruck gewonnen habe, dass seine Mannschaft ohne die feste Überzeugung angereist war, dort auch gewinnen zu können. Es habe bisweilen den Anschein erweckt, dass die Brucker "das Spiel abschenken" würden, so Wild, "das kenne ich nicht von meinen Jungs". Denn Einsatz und Leidenschaft sind traditionell die großen Pluspunkte im Spiel des TuS, beides habe er am vergangenen Samstag vermisst.

Weder die maue Personallage, noch die Tatsache, dass sich der Gegner in der Weihnachtspause signifikant verstärkt hatte, konnten aus Sicht des Trainers dabei als Ursachen gelten. In den verletzten Yannick Engelmann, Johannes Stumpf, Korbinian Lex und dem erkrankten Sebastian Meinzer fehlte zwar fast der gesamte linke Rückraum, zudem musste Kreisläufer Julian Prause eine Rotsperre absitzen. Dennoch habe man passabel mit dem Gegner mitgehalten. Prauses Zwangspause sei große Bedeutung zugekommen, denn die Nachwuchskräfte hätten sich zwar nach Kräften bemüht, doch das überflüssige Foul des Stammspielers vor zwei Wochen in Dansenberg habe sich als Bärendienst erwiesen. "Ohne ihn hat unser Spiel über den Kreis nicht stattgefunden", erklärte der Coach. Beide Spiele ohne den etatmäßigen Mann in vorderster Front sind nun verloren gegangen. Willstätt hat sich mit drei zweitligaerfahrenen Spielern für den Kampf um den Klassenerhalt gewappnet, doch auch der dezimierte Brucker Kader habe genügend Qualität, diesen Gegner zu bezwingen, wie Wild findet. Doch wie schon in der Vorwoche bei der Heimpleite gegen Neuhausen hatte der TuS wieder "diese unerklärlichen fünf Minuten": Wie der Coach beobachten musste, gab sein Team mit mehreren Blackouts binnen kürzester Zeit das Spiel aus der Hand. Dreimal landete ein Wurf im gegnerischen Block, zwei technische Fehler - und Willstätt war von 19:18 auf 24:18 enteilt. In der Vorwoche hatte Wild diese Defizite noch als einmaligen Ausrutscher interpretiert, nun erkannte er darin ein unschönes Muster - dem es schnellstmöglich entgegenzuwirken gelte. Schon das Videostudium am Montagabend fiel daher etwas umfassender aus. "Vielleicht habe ich es auch im Training zu sehr schleifen lassen", nahm sich Wild auch selbst in die Pflicht, versprach gleichzeitig, auch dieses Versäumnis schnell zu korrigieren. Vielleicht habe ja auch die Tabellensituation zu einer gewissen Sättigung beigetragen, denn in Richtung Aufstieg ist angesichts des souveränen Zweitligaabsteigers HSG Konstanz nichts mehr möglich, ebenso sind zwölf Punkte Abstand zur Gefahrenzone kaum zu verspielen. Nach zuvor drei Siegen hintereinander, mit den beiden famosen Leistungen gegen die Reserven der Rhein-Neckar Löwen und Balingen, haben die Brucker nun dreimal in Serie verloren, das ist ihnen in dieser Saison noch nicht widerfahren. Ziel bleibt der achte Platz, der zur Teilnahme an der Hauptrunde im DHB-Pokal reichen dürfte. Was bei gleichbleibend mangelhafter Einstellung aber schwer werden dürfte, wie der Trainer warnt.

Gelegenheit zur Kurskorrektur bringt der kommende Samstag mit dem Heimspiel gegen die TGS Pforzheim, die der Trainer traditionell "zu den besten vier Mannschaften der Liga zählt". Und ideal, um eine Krise zu beenden.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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