Handball:Vom Absteiger zum Favoriten

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Verheilt, verlobt, verheiratet: Vera Balk (hinten im Bild) ist von einem Kreuzbandriss genesen und heißt jetzt Bassel. (Foto: Günther Reger)

Der HCD Gröbenzell geht nach seiner desillusionierenden Zweitligasaison nahezu unverändert in die dritte Liga. Ziel ist Platz eins bis drei.

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Es ist alles noch recht präsent, sagt Hendrik Pleines, die Reisen zu den Auswärtsspielen quer durch die Republik, die vielen Niederlagen, das Aufbäumen in der zweiten Saisonhälfte, die Aufholjagd - und das unschöne Ende. "Es war eine sehr anstrengende Saison", erinnert der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen an die zurückliegende Spielzeit in der zweiten Bundesliga, die bekanntlich im Abstieg mündete.

Geschichte. An diesem Sonntag (17 Uhr) startet Pleines' Mannschaft mit der Partie beim TuS Metzingen II in die neue Saison in der dritten Liga Süd, mit der Hypothek, die jedem Absteiger von der Konkurrenz aufgeladen wird: Gröbenzell wird als Aufstiegsfavorit gehandelt. Aus gutem Grund: Gegen Ende der vergangenen Saison hatte sich die Mannschaft zusehends akklimatisiert und viele gute Ergebnisse eingefahren. Und diese Mannschaft geht weitgehend unverändert in einer deutlich schwächeren Liga an den Start. In Verena Oßwald wird zwar die Entdeckung der vergangenen Spielzeit fehlen. Die 18-jährige Rückraumspielerin beginnt in Mainz ein Studium, was Pleines "schon sehr schmerzt", wie er sagt, denn Oßwald wurde in den vergangenen fünf Jahren beim HCD ausgebildet und hatte den Durchbruch geschafft. Svenja Jänicke tritt nach 15 Jahren hochklassigem Handball kürzer, auch das Torhüterinnen-Duo Ines Flesch und Lidija Radovanic gilt es zu ersetzen. Doch Pleines weiß in Theresa Bauer, die nach einem Kreuzbandriss zurückkehrt, und der hoch veranlagten Antonia Thurner, die ihr Talent in der vergangenen Saison offenbarte, "ein junges und sehr gutes Torhüter-Gespann" in seinen Reihen.

In Jana Epple stößt ein weiteres Eigengewächs aus der Gröbenzeller Bundesliga-A-Jugend zum Team, die bisher per Zweitspielrecht für den Bayernligisten Ottobeuren auflief. Sie soll den Platz von Oßwald einnehmen und ist mit einem ähnlichen Talent gesegnet. Und dann wäre da noch Vera Balk, die wie Bauer von einem Kreuzbandriss genesen ist und frisch verheiratet als Vera Bassel zurückkommt. Schon in den vergangenen Testspielen hinterließ die beste HCD-Torschützin den Eindruck, dass ihr weder das eine noch das andere geschadet hat. Spielgestalterin Amelie Bayerl bleibt dem Team erhalten, sie will sich nach dem Ende ihrer Karriere in der Juniorinnen-Nationalmannschaft voll auf den HCD konzentriert. Zu guter Letzt gibt es auf der rechten Seite ein Novum: In Christine Königsmann steht eine Linkshänderin im Kader. Die 22-Jährige hat in der Jugend beim HCD gespielt, in den vergangenen drei Spielzeiten in Haunstetten viel Zweitligaerfahrung gesammelt und bringt "mehr Variabilität in den Rückraum", freut sich der Trainer.

Das Saisonziel wurde traditionell im Zwiegespräch zwischen Mannschaft, Trainerteam und Vereinsführung festgelegt, erstmals im Übrigen zusammen mit einem Sportpsychologen, der das Team seit Mitte der vergangenen Saison unterstützt. Unter die ersten Drei möchte man schon kommen, berichtet Pleines vom Ergebnis der Unterredung, was ein bisschen nach Understatement klingt.

Doch der Trainer schätzt die Konkurrenz hoch ein, vor allem den bayerischen Mitbewerber TSV Haunstetten, der sogar "besser besetzt" sei als seine Auswahl. Freiburg und Möglingen seien noch zu beachten, allerdings stehe über allem der Auftaktgegner: "Metzingen ist ganz klar Topfavorit." Zwar darf die Bundesligareserve nicht aufsteigen, will aber unbedingt wieder Meister werden, was Pleines so gar nicht nachvollziehen kann. Denn so blockierte die Reserve der "Tussies", wie sich der EHF-Cup-Teilnehmer nennt, den einzigen Aufstiegsplatz, der nicht weitergereicht werden kann. Pleines hätte sich die Partie in Baden-Württemberg zu einem späteren Zeitpunkt gewünscht, diese Standortbestimmung komme zum Start ungelegen, außerdem hat die erste Mannschaft in der Bundesliga spielfrei. "Metzingen hat schon in der vergangenen Saison die Zweite oft mit Profis verstärkt", sagt Pleines und verrät, dass er damit wohl auch zum Saisonauftakt rechnet.

Dennoch reist der HCD mit einem guten Gefühl an, auch wenn in Lisa Antl, die mit der Schule in Irland ist, die etatmäßige Kreisläuferin fehlt. Nicht zuletzt wegen einer ansprechenden Vorbereitung, die mit Siegen gegen den Zweitligisten Trier oder die Ligakonkurrenten Würm-Mitte und Allensbach sehr ansprechende Ergebnisse zeitigte. Das erste Pflichtspiel der Saison in der ersten Hauptrunde des DHB-Pokals wurde im Übrigen mit 39:22 gegen den Bayernligisten ASV Dachau gewonnen, dem Pleines aber nicht zu viel Bedeutung beimessen will. "Dachau war dezimiert", sagt der Trainer, am Sonntag in Metzingen werde das Gegenteil der Fall sein.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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