Handball:Ungeliebte Sportsmänner

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Johannes Stumpf war mit sechs Treffern einmal mehr bester Brucker Schütze. Er bleibt beim TuS, sagt Trainer Wild, auch in der Bayernliga. (Foto: Johannes Simon)

TuS-Handballer verlieren und müssen auf Schützenhilfe hoffen.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Ausgerechnet Friedberg. Martin Wild muss lachen, als er das sagt, denn der TuS Fürstenfeldbruck, dem Wild sportlich als Trainer vorsteht, unterhält seit Jahren eine herzliche Rivalität zu den Schwaben. Die bisweilen recht giftig war und sich zuvorderst darin begründet, dass diese beiden Vereine den höherklassigen Handall im südbayerischen Raum repräsentieren - ausschließlich diese beiden Vereine. Nun also ist Friedberg derjenige Klub, dessen Mithilfe zwingend notwendig ist, damit die Fürstenfeldbrucker ein weiteres Jahr in der dritten Liga bleiben.

Denn nach der 25:27-Niederlage des TuS vom vergangenen Samstag in Hochdorf haben es die Brucker nicht mehr selbst in der Hand, den TSV Rödelsee vom ersten Nichtabstiegsplatz zu verdrängen. Der hat zwei Punkte Vorsprung, der direkte Vergleich spräche aber für die Brucker. Die Ausgangslage ist also klar: Der TuS muss erst einmal sein Spiel gegen den TV Großsachsen gewinnen, ehe man nach Friedberg schielen darf mit der vagen Hoffnung, dass der lange als Absteiger feststehende Kontrahent Rödelsee die so dringend benötigte Niederlage beibringt.

Dass der Klassenerhalt für den Aufsteiger aus Bruck ein Tanz auf der Rasierklinge wird, daran hatte Trainer Wild stets erinnert. Der Saisonverlauf hat diese Expertise bestätigt, es war eine Achterbahnfahrt zwischen Abstiegszone und gesichertem Bereich, nun aber scheint der jungen Mannschaft im Endspurt die Luft auszugehen. Erst die Niederlage beim ebenfalls als Absteiger feststehenden TSV Neuhausen vor Wochenfrist und nun das 25:27 in Hochdorf.

Bis zum 6:6 nach 20 Minuten war das Spiel völlig ausgeglichen, doch der Trainer musste zu diesem Zeitpunkt bereits erkennen, dass seine Spieler ihre Schwächen aus der Vorwoche auch nach Hochdorf mitgenommen hatten. "Wir hätten hoch führen müssen", fand der Coach, denn während die Gastgeber in dieser Anfangsphase nicht ins Spiel fanden, versäumten es die Brucker, die vielen Ballgewinne in Zählbares zu verwandeln.

Wie schon in Neuhausen sei die mangelhafte Chancenverwertung "ein großer Knackpunkt" gewesen, so Wild, der zweite war das Überzahlspiel. Eigentlich eine Stärke des TuS, doch in Hochdorf konnte der TuS alleine in der ersten Halbzeit aus acht Minuten Überzahl keinen nennenswerten Vorteil ziehen. "Das hat uns in den letzten beiden Spielen fast schon allein das Genick gebrochen", urteilte Wild. Dabei sei "die Abwehr in Hochdorf gut gestanden", fand der Trainer, aber auch die daraus resultierenden "zahlreichen Ballgewinne" wussten die Gäste kaum zu nutzen. Was wiederum der Tabellendritte zu einer 12:8-Pausenführung nutzte.

Auch nach dem Seitenwechsel bestimmte Hochdorf das Geschehen, was sich in einer deutlichen 18:12-Führung niederschlug. Auf eines indes kann sich Wild immer verlassen, auf den Kampfgeist seiner Spieler. Aufgeben ist für diese ein Fremdwort, einmal mehr kämpfte sich der TuS heran und hatte nach dem 25:26-Anschluss durch Johannes Stumpf wieder eine Siegchance.

Es spricht aber auch für die Qualität in der Süd-Gruppe, dass das alleine zum Klassenerhalt nicht reichen wird. In jeder anderen der vier Drittliga-Gruppen wären die Brucker mit 22 erzielten Punkten bereits aus dem Schneider. Wild rechnet trotz allem mit der sportlichen Untadeligkeit der Friedberger: "Sie haben durchaus Außenseiterchancen und werden sich von ihrem Publikum würdig verabschieden wollen." Es werde auch ein motivationsförderndes - wohl flüssiges - Angebot an den Konkurrenten geben. Der TuS muss mit einem Erfolg gegen Großsachsen, für das es um nichts mehr geht, die Grundlage bereiten. Andere Szenarien? "Verdrängen wir erst mal", sagt Wild.

Sollte es dennoch zum Äußersten kommen, bleibt noch eine minimale Chance. Ende Mai werden die jeweils Drittletzten der vier Gruppen in einer Relegation eine Rangliste ausspielen. Denn sollte bis zum 30. Juni eine für die dritte Liga qualifizierte Mannschaft zurückziehen, wird nach dieser Rangliste nachgerückt. Erst danach werden die vier Gruppen Ost, West, Nord und Süd endgültig eingeteilt. Ein bisschen viel Theorie, findet auch der Brucker Trainer. Wild glaubt vielmehr an die Friedberger Kollegen: "Das sind Sportsmänner genug, die schaffen das."

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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