Handball:Treue Panther

Lesezeit: 3 min

„Die haben um ihr Leben gekämpft“: Beim hart erarbeiteten Heimsieg gegen Hochdorf trägt sich Christian Haller zweimal in die Torschützenliste ein. (Foto: Günther Reger)

Der TuS Fürstenfeldbruck pirscht sich durch einen Sieg gegen Hochdorf an die Tabellenspitze heran. Eine Lizenz für die 2. Liga beantragt er nicht.

Von Nico Horn, Fürstenfeldbruck

Auf den ersten Blick klang es nach einer Verschlechterung. Vergangene Woche hatten die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck noch gegen einen Champions-League-Teilnehmer gespielt - die Reserve der Rhein-Neckar Löwen. Geschuldet war das einem absurden Zeitkonflikt zwischen Champions League und deutscher Bundesliga, in dessen Folge die Löwen ihre zweite Mannschaft zum Achtelfinale der Königsklasse ins polnische Kielce schicken mussten, was 17:41 endete. Der Brucker Gegner am Samstagabend versprühte weniger internationales Flair: Zu Gast in der Wittelsbacher Halle waren die Pfalzbiber aus Hochdorf, Vorletzte der dritten Liga. Aber beim Brucker 30:29-Sieg zeigte der TV Hochdorf eindrucksvoll, dass man ihn besser nicht unterschätzt.

Das Team bleibt weitgehend zusammen. Einzig Kröger, Prause und Ball gehen beruflich bedingt

Für TuS-Trainer Martin Wild war der forsche Auftritt der weiterhin akut abstiegsbedrohten Pfälzer überhaupt nicht überraschend, er hatte schon mit einer engen Begegnung gerechnet. "Die Mannschaft ist definitiv besser, als es der Tabellenstand aussagt", sagte er nach dem Spiel und fügte ein Lob in Richtung Gäste-Coach Steffen Christmann an: "Hochdorf hat ein richtig gutes Spiel gezeigt."

Nach einer miserablen Hinserie mit nur sechs Punkten zeigen die Hochdorfer in der Rückrunde vor allem auswärts ihre Stärke. Dass sie die 350 Kilometer weite Heimreise aus Fürstenfeldbruck ohne Punkte im Gepäck antreten mussten, war dann auch hauptsächlich dem etwas glücklicheren Ende für die Brucker geschuldet. Trainer Wild hatte nach dem Spiel keine Probleme, das zuzugeben: "Hochdorf hätte genauso einen Punkt verdient gehabt wie wir."

Gerade das Tempospiel des Tabellenvorletzten bereitete den Panthern Probleme. Kaum zu stoppen war Tim Götz, der die Gäste mit insgesamt 13 Toren immer in Schlagdistanz hielt. Bemerkbar machte sich dabei das Fehlen der beiden Brucker Abwehrstützen Yannick Engelmann und Tobias Prestele. Obwohl die TuS-Akteure offensiv einfallsreich spielten und nur wenige technische Fehler begingen, konnten sie sich aufgrund der defensiven Schwächen nie entscheidend absetzen. Zur Halbzeit stand es folgerichtig 14:14.

"Die haben um ihr Leben gekämpft", sagte Alexander Leindl über die Pfälzer. Der 20-Jährige zeigte erneut eine sehr gute Leistung. Mit acht Toren war er neben Sebastian Meinzer der beste Schütze bei den Bruckern - und sorgte nebenbei für den Höhepunkt des Spiels. Nach einem Abpraller sprang er von ganz rechts außen in den Kreis und bugsierte den Ball artistisch ins Tor. "Das passiert mir wahrscheinlich nie wieder im Leben", scherzte Leindl nach dem Spiel.

Nach 46 Minuten erspielte sich Fürstenfeldbruck in Unterzahl zwar kurzzeitig einen Drei-Tore-Vorsprung (23:20), doch der hielt nicht lange, sodass die Führung bis zur Schlussminute auf 29:28 zusammenschmolz. Danach versuchte sich der TuS an einem etwas wild anmutenden Kempa-Trick, der prompt schief ging. Irgendwie landete der Ball dann doch bei Christian Haller und letztendlich im Tor. Hochdorf blieb nur noch Zeit für den Anschlusstreffer zum 30:29, weshalb die Gäste weiterhin vier Punkte hinter dem ersten Nicht-Abstiegsplatz liegen.

Die Panther sind dagegen Sechster. Diesen Platz zu halten, ist in Fürstenfeldbruck das ausgegebene Ziel für die verbleibenden fünf Saisonspiele. Denn damit wäre der direkte Qualifikationsplatz für den DHB-Pokal höchstwahrscheinlich sicher. Von mehr möchte man in der Wittelsbacher Halle noch nicht träumen, obwohl man gerade einmal vier Punkte von der Tabellenspitze entfernt ist. Coach Martin Wild bekräftigte am Samstag, dass die Brucker definitiv keine Lizenz für die zweite Liga beantragen werden - allein das Verfahren würde schon zu viel Geld kosten. Aber Wild betonte auch, dass die Vision von der zweihöchsten Spielklasse Deutschlands weiterhin besteht: "Wir haben eine super Entwicklung genommen, lasst uns noch ein paar Jahre weiter arbeiten."

Die Planungen für die kommende Drittliga-Spielzeit laufen, die Mannschaft wird größtenteils zusammen bleiben, einzig Torwart Lucas Kröger, Kreisläufer Julian Prause und Linksaußen Philip Ball verlassen das Team; alle aus beruflichen Gründen. Zugänge sind zwar noch keine zu vermelden, aber Gespräche laufen.

Vielleicht kann schon über das spielfreie Oster-Wochenende Neues vermeldet werden. Die aktuelle Mannschaft wird dafür aber nur wenig Gedanken übrig haben, schließlich kommt es am Samstag in zwei Wochen beim VfL Pfullingen schon zum nächsten wichtigen Duell um den begehrten sechsten Platz.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: