Handball:Tanzende Panther

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Handball-Doppel: Auf die Niederlage von Gröbenzells Zweitligafrauen gegen Ketsch folgt demgegenüber ein klarer Sieg von Männer-Drittligist Fürstenfeldbruck.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Zu den Lieblingsbeschäftigungen von Sportfans gehört, das Ergebnis vorherzusagen. In der Regel orientieren sich die Tipps an der sportlichen Einschätzung, aber auch an persönlichen Vorlieben und Hoffnungen. Und so ist es kein Wunder, dass die Anhänger des TuS Fürstenfeldbruck auf Facebook, wo ihre Meinung abgefragt wurde, mit großer Mehrheit auf einen Sieg ihrer Mannschaft setzten. Knapp zwar, mit wenigen Toren Differenz, aber auf Sieg. Dass am Ende ein 26:17 (11:9) auf der Anzeigetafel aufleuchtet, hatte niemand vorherzusagen gewagt. Neun Tore Vorsprung auf den Vorjahresmeister SG Nußloch, gegen den Fürstenfeldbrucks Handballer in der dritten Liga bis dato noch nie gewonnen hatten. "Ein Mega-Ergebnis", sagt ihr Trainer Martin Wild hinterher.

Lisa Antl betrauert mit Gröbenzell eine Niederlage. (Foto: Günther Reger)

Die fast 1000 Besucher in der Wittelsbacher Halle geraten schier aus dem Häuschen, erheben sich gegen Ende der Partie von ihren Sitzen und begleiten die letzten Minuten mit rhythmischem Händeklatschen. Drunten auf dem Spielfeld liegen sich, als die Schlusssirene ertönt, die sportlichen Protagonisten in den Armen, tanzen im Kreis und jubeln ihrem Publikum zu. Die Fürstenfeldbrucker Kulisse flößte schon so manchem Gegner Respekt ein, mehr aber noch ruft sie Bewunderung hervor. "Es macht Spaß, hier Handball zu spielen", bekennt auch Gästetrainer Christian Job: "Es ist ein Erlebnis mit diesen Zuschauern."

Die HCD-Frauen bieten dem Spitzenteam aus Ketsch Paroli, aber es reicht wieder mal nicht

Die Besucher bekommen diesmal gleich zwei Spiele an einem Abend zu sehen, zum Handball-Date luden die beiden besten Mannschaften Südbayerns, der TuS Fürstenfeldbruck und der HC Damen Gröbenzell. Schon bei der Partie der Gröbenzellerinnen am späten Samstagnachmittag ist die Wittelsbacher Halle mit fast 700 Besuchern gefüllt, nach einem Auswärtsspiel fühlt sich der Umzug für die Gröbenzellerinnen ohnehin nicht an. "Wir fühlen uns hier wohl. Wir kennen die Halle", befindet Sina Fischer. Eine sportliche Überraschung bleibt aber auch an der alternativen Heimspielstätte aus, mit 24:27 (9:13) Toren unterliegt das abgeschlagene Schlusslicht der zweiten Handball-Bundesliga der Frauen auch den ambitionierten Kurpfalz Bären aus Ketsch, die als Tabellenzweiter in die erste Bundesliga drängen. Als Aufsteiger mit drei Toren gegen ein Spitzenteam zu verlieren, dafür müsse man sich nicht schämen, bilanziert HCD-Trainer Hendrik Pleines. Es ist wie so oft in dieser Saison: Der HCD zeigt sich im Spiel bei weitem nicht abgeschlagen, und es fühlt sich laut Sina Fischer wieder so an, "als ob mehr drin gewesen wäre". Zu mehr als einem Anstandsergebnis reicht es aber auch diesmal nicht.

Alexander Leindl und seine Brucker pirschen sich an die Drittliga-Spitze heran. (Foto: Günther Reger)

Anders die Handballer der Brucker Panther, die in der Einschätzung ihres Teamkapitäns Korbinian Lex an diesem Abend "ein überragendes Kollektiv" sind. Nach einer torarmen Anfangsphase gehen sie gegen die SG Nußloch beim 5:4 (21.) erstmals in Führung und geraten nie wieder in Rückstand. Der Dauerversuch der Gäste, den TuS mittels eines siebten Feldspielers zu überwinden, zeitigt nicht den gewünschten Erfolg, im Gegenteil: Den Bruckern Yannick Engelmann und Matthias Hild gelingt es, den Ball noch vor der Rückkehr von Nußlochs Torhüter Fabian Lieb aus der Ferne ins Netz zu werfen.

TuS-Trainer Martin Wild nimmt seinen eigenen Torwart zugunsten eines weiteren Feldspielers nur dann heraus, wenn seine Mannschaft eine der wenigen Zeitstrafen in einem insgesamt fairen Spiel verbüßen muss. Ansonsten bleibt Michael Luderschmid zwischen den Pfosten. Der schlaksige Keeper hat einmal mehr maßgeblichen Anteil am Brucker Sieg. Er wehrt einen Strafwurf ab, bekommt immer wieder die Fußspitze an den Ball und hechtet nach dem Spielgerät, bis er im Tornetz hängen bleibt - für so viel Einsatz gibt es mehrfach Szenenapplaus von den Rängen. Seine Kollegen, die den Abwehrverbund vor ihm bilden, halten überdies so manchen Ball von ihm fern, so dass das Vorhaben, nur 20 Gegentore zuzulassen, schließlich übererfüllt wird. Im Angriff bauen die Gastgeber ihre Führung derweil Tor um Tor aus, bis am Ende ein Erfolg steht, für den seiner Deutlichkeit wegen die Sportsprache den Begriff Kantersieg erfunden hat.

Als Tabellenfünfter trennt das Team von Martin Wild nur noch ein Punkt vom Zweiten Nußloch

Zu Saisonbeginn noch standen Fürstenfeldbrucks Handballer mehrere Wochen nur wenig über den Abstiegsrängen, dann ging es stetig nach oben. "Wir werden von Spiel zu Spiel besser", analysiert Korbinian Lex. Nun sind sie Tabellenfünfter, nur noch ein Punkt trennt sie vom Zweiten Nußloch. Dessen Trainer Christian Job gibt sich nach der dritten Niederlage in Serie frustriert darüber, dass "man sich in der zweiten Halbzeit so abschlachten lässt". Der eine oder andere im Team müsse sich deshalb fragen lassen, "was er in der dritten Liga will". Das sitzt. Beim TuS indes wollen sie erst einmal kein neues Saisonziel formulieren. Die Erinnerung an die Spielzeit vor zwei Jahren, als der Verein klar machte, dass er sich einen Aufstieg in die zweite Liga gar nicht leisten könne, ist noch präsent. "Wir wollen weiterhin Gas geben", formuliert Rückraumspieler Johannes Stumpf. Die ersten vier der Tabelle ziehen am Ende der Saison automatisch in die DHB-Pokalrunde ein. Das sind doch schöne Aussichten.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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