Handball:Sturm im Kopf

Lesezeit: 2 min

Hinten gut, vorne gut: Korbinian Lex war mit fünf Toren bester TuS-Schütze, gebracht hat die starke Leistung des Abwehrchefs aber nichts. (Foto: Günther Reger)

TuS Fürstenfeldbruck verliert in Balingen und gerät immer tiefer in den Abstiegskampf

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Dieses Mal blickte Martin Wild nicht zuerst auf die Ergebnisse der Spitzenteams. "Ich habe mich dabei ertappt, dass ich erst einmal geschaut habe, wie Köndringen und Pforzheim/Eutingen gespielt haben", sagt der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer nach der 23:31-Niederlage seiner Mannschaft beim HBW Balingen-Weilstetten II. Auf zwei direkte Konkurrenten also - im Abstiegskampf der dritten Liga Süd. Ein Indiz dafür, dass die Situation wohl endgültig in seinem Kopf angekommen ist. Bisher sei dem Trainer immer zuerst der Gedanke durch den Kopf geschossen, wo der TuS denn stünde, falls ihm die 13 Punkte nicht abgezogen würden. Zwar geht der Verein in Revision gegen das Urteil des Deutschen Handballbundes, eine endgültige Entscheidung steht also noch aus, die Chancen sind aber überschaubar. Wild sagt: "Wir müssen die Situation schnell annehmen."

Zumal der Blick auf die Ergebnisse der direkten Konkurrenz zeigt, dass Bruck wieder auf einen Abstiegsplatz gefallen ist, überholt von der nun punktgleichen SG Pforzheim/Eutingen dank eines Sieges und des direkten Vergleichs. Am kommenden Samstag spielen die Brucker bei Tabellenführer TGS Pforzheim, in der momentanen Verfassung sicher der denkbar schlechteste Ort, um Punkte und Selbstbewusstsein zu tanken. "Es war eine schwere Woche", gibt Wild zu, "ich habe viele Gespräche geführt, die Jungs waren schon am Boden". Denn die Hoffnung auf einen erfolgreichen Einspruch war groß gewesen, besonders weil der Bayerische Handball-Verband in der gleichen Sache für den TuS entschieden und der zweiten Mannschaft die Punkte zurückgebucht hat.

Der TuS tut jetzt gut daran, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, was schwer genug ist. "Das Thema ist jetzt erst einmal durch", sagt der Trainer. Wie sehr dieser Sturm im Kopf aber das sportliche Treiben beeinflussen kann, war am Wochenende gut zu beobachten. "Wir hatten unseren fast schon traditionell guten Start", erzählt Wild, der TuS führte nach zehn Minuten mit 6:3 Toren. Versäumte aber, den Schwung der Anfangsphase in einen höheren Vorsprung zu verwandeln. Und langsam fand der Gastgeber immer besser ins Spiel. Nicht umsonst hat Balingen II alle Heimspiele bisher klar gewonnen. "Wir haben es ihnen dann einfach gemacht, zu leichten Toren zu kommen", so Wild, vor allem das Brucker Spiel in der Rückwärtsbewegung sei mangelhaft gewesen. So trafen die schnellen Balinger Angreifer oft auf eine ungeordnete Defensive, "im Eins-gegen-eins waren sie dann schwer zu halten", erklärt Wild. In solchen Situationen ist es besonders schwer, Widerstand zu leisten. Die Balinger Heimstärke und die momentane mentale Konfusion der Brucker führten in der Summe zu einer letztlich happigen Niederlage. Immerhin: "Wir haben uns gewehrt", zog Wild doch einen positiven Aspekt aus der Pleite. Vor allem Abwehrchef Korbinian Lex sei positiv aufgefallen, "er hat dann auch vorne gute Akzente gesetzt". Zur Halbzeit war der TuS mit 11:13 noch aussichtsreich im Rennen, auch 18 Minuten vor dem Ende war Bruck beim 17:20 noch dran, doch vor allem der ehemalige Brucker Spielgestalter Falk Kolodziej setzte mit insgesamt sieben Toren immer wieder schmerzhafte Nadelstiche.

Die Niederlage ist ob des Leistungsunterschieds an diesem Tag gut zu verkraften: "Balingen hatte einen guten, wir einen schlechten Tag", so Wild. Dass Tizian Maier (verletzt) und Tobias Prestele (krank) fehlten, kam erschwerend hinzu, Frederik Hartz ging angeschlagen (Knieprellung) ins Spiel. Und Johannes Stumpf musste ob Balingens robuster Abwehr mit einer Rippenprellung den Dienst vorzeitig quittieren; was auch für Lex galt, der sich am Montag eine Risswunde am Ellenbogen nähen ließ. Kleinigkeiten auf der Problemskala von Wild, der weiß, wo das größte Problem liegt: "Uns fehlt momentan das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis, das uns bisher ausgezeichnet hat."

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: