Handball:Stolzer Absteiger

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„Wir haben eine tolle Saison gespielt.“ Mit einem Sieg verabschieden sich die HCD-Frauen von ihrem Heimpublikum, sehr zur Freude von Trainer Pleines. (Foto: Günther Reger)

Die Zweitliga-Handballerinnen des HCD Gröbenzell gewinnen das letzte Heimspiel und planen für die Zukunft nach ihrem Abstieg.

Von Fabian Swidrak, Gröbenzell

Ein wenig kurios war es schon, wie die Mannschaft nach dem Spiel im Kreis umhersprang und sang, wie Co-Trainer Harald Fischer mit dem Handy filmte, wie Vereinspräsident Rüdiger Hoch einer Bierdusche nicht entkam. Es sah aus, als seien die Handballerinnen des HCD Gröbenzell gerade in die erste Bundesliga aufgestiegen. Oder als hätte sie zumindest den Klassenerhalt gesichert. Als hätten sie etwas Großes geschafft.

Der HCD Gröbenzell aber steht schon seit Wochen als sportlicher Absteiger fest. Nur: Die Mannschaft fand, sie hatte dennoch etwas Großes geschafft: Einen fabelhaften 30:23 (13:9)-Sieg im letzten Heimspiel der Saison gegen den TV Beyeröhde. Trainer Hendrik Pleines sagte: "Es ist doch schön, wenn es so aussieht, als wären wir aufgestiegen. Das macht diese Mannschaft und diesen Verein aus."

Trotz dieses unerwartet souveränen Auftritts wird Gröbenzell die Zweitliga-Saison auf dem letzten Tabellenplatz beenden. Daran wird auch das Auswärtsspiel in zwei Wochen am letzten Spieltag in Hannover nichts mehr ändern. Und dennoch sind sie in Gröbenzell stolz auf diese Spielzeit, gerade auf die Leistungen in der zweiten Saisonhälfte. Der Sieg gegen Beyeröhde war der vierte der Saison, drei gelangen in den vergangenen acht Spielen. Keine der Spielerinnen hatte vor dieser Saison je in der zweiten Bundesliga oder höher gespielt. Auch für Trainer Pleines war die zweite Liga eine neue Erfahrung. Er sagt: "Es ist schade, dass wir das Level an taktischer Disziplin und Mut, das wir gegen Ende der Saison erreicht haben, nicht von Anfang hatten."

Der Abstieg des HCD steht inzwischen so gut wie fest. Der SVG Celle und die HSG Hannover-Badenstedt ziehen sich zwar freiwillig aus der Liga zurück, den übrigen Zweitliga-Klubs hat die Handball Bundesliga Frauen aber die Lizenz für die kommende Saison erteilt. Ebenso den drei Aufsteigern aus den dritten Ligen: der HSG Gedern/Nidda, dem TuS Lintfort sowie dem TSV Nord Harrislee. Ende April hatte die TG Nürtingen noch verkündet, den Etat für die kommende Saison nicht stemmen zu können. Ein Rückzug des Lizenzantrags hätte wohl den Klassenerhalt für Gröbenzell bedeutet. Nürtingen aber bekam das benötigte Geld Anfang Mai doch noch zusammen. Bis zum 30. Juni könnten andere Zweitliga-Klubs ihren Lizenzantrag theoretisch noch zurückziehen. Pleines sagt aber: "Darauf spekuliert hier keiner."

Konstantin Schlosser wird das Trainerteam verstärken, er soll Pleines in einem Jahr beerben

Trotz des also kaum mehr abzuwendenden Abstiegs bleibt der junge Kader fast vollständig beisammen. Auch Juniorennationalspielerin Amelie Bayerl will laut eigener Aussage weiter für Gröbenzell spielen.

Bayerl, 20, gehört zum deutschen Kader für die U-20-Weltmeisterschaft, die im Juli in Ungarn stattfindet. Mit dem Turnier endet ihre Karriere in den Nachwuchsteams des Deutschen Handballbundes (DHB). Um für die Frauennationalmannschaft in Betracht zu kommen, müsste die variabel einsetzbare Rückraumspielerin in der ersten Liga spielen. Bayerl aber will demnächst ein Studium in München beginnen. Pleines sagt: "Es ist kein schlechter Schritt, in dieser Mannschaft Führungsverantwortung zu übernehmen. Amelie ist hier richtig aufgehoben."

Von drei Spielerinnen verabschiedete sich der HCD am Samstag. Rückraumspielerin Svenja Jänicke beendet ihre Karriere ebenso wie Torhüterin Ines Flesch, die beim HCD nach dem Kreuzbandriss von Theresa Bauer ausgeholfen hatte. Verena Oßwald (Rückraum) verlässt den Verein, um in Mainz zu studieren. Verstärken soll die Mannschaft Christine Königsmann, 22, die nach drei Jahren beim TSV Haunstetten zurückkehrt. Königsmann hat mit Haunstetten auch zweite Liga gespielt. Pleines sagt: "Als Linkshänderin im rechten Rückraum wird sie unser Spiel variabler machen." Er hofft zudem, dass Vera Balk nach ihrem Kreuzbandriss im Januar zu Beginn der Vorbereitung wieder voll ins Training einsteigen kann. "Das Kreuzband wächst wohl ganz gut zusammen. Sie muss nicht operiert werden. Wenn es das Knie zulässt, wird sie noch einmal angreifen." Bis zu ihrer Verletzung war Balk die zweiterfolgreichste Torschützin der Liga gewesen.

Verstärkung erhält auch das HCD-Trainerteam. Konstantin Schlosser von der HSG Würm-Mitte wird Pleines und Fischer künftig unterstützen. "Ein junger, analytisch denkender Trainer", sagt Pleines, "er hat gerade als Jahrgangsbester die B-Lizenz gemacht. Ich sitze dort in der Prüfungskommission. Da waren die Wege kurz." Schlosser soll als sein Nachfolger herangezogen werden, Pleines will aufgrund seines zeitintensiven Jobs am Ende der kommenden Saison aufhören: "Er ist deshalb noch kein gemachter Kronprinz, aber ich halte es für einen guten Weg, ihn so anzulernen."

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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