Handball:Schreckgespenst der Liga

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Unaufhaltsam: Sebastian Meinzer (re.) war mit acht Toren bester Werfer auf dem Feld, führte den TuS zum Sieg gegen Elbflorenz - und auf Platz zwei. (Foto: Günther Reger)

TuS-Handballer ringen auch Favorit HC Elbflorenz nieder - deren Trainer wird beurlaubt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Peter Pysall war reichlich verstimmt, als er bei der öffentlichen Pressekonferenz im Foyer der Wittelsbacher Halle von Fürstenfeldbruck die Niederlage seiner Mannschaft erklären sollte. Der 55-jährige Handballtrainer wollte gar nicht erst abwarten, was sein Fürstenfeldbrucker Kollege Martin Wild zu sagen hatte. Pysall verschwand vorzeitig, ohne das Gastgeschenk - Wegzehrung in flüssiger Form, die eine Brauerei zur Verfügung gestellt hatte - anzunehmen. Zu tief saß der Frust darüber, dass sich sein Team soeben vom TuS Fürstenfeldbruck mit 25:26 (15:13) Toren hatte besiegen lassen müssen. Einer Mannschaft, die, so heißt es, mit nicht einmal einem Zehntel jener Summe haushalten muss, die dem von Pysall unterwiesenen H C Elbflorenz zur Verfügung steht. Sieben Spieler mit Erstliga-, fünf mit Zweitligaerfahrung stehen dort im Kader, und dennoch reichte das am Samstag nicht, um gegen die Überraschungsmannschaft der dritten Liga Ost zu bestehen.

Die 700 Brucker Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen, als das stets spannende Spiel in den letzten elf Minuten noch einmal richtig Fahrt aufnahm. Der HC Elbflorenz lag mit 24:21 in Front (49.) und die Gastgeber "waren eigentlich schon tot", erinnert sich ihr Trainer Martin Wild. Doch sie bäumten sich noch einmal auf. Sämtliche Dresdner Angriffe verfingen sich fortan in der Brucker Abwehr, während die TuS-Angreifer zum 24:24 ausgleichen konnten (54.). Dresden ging dann noch einmal in Führung, doch die Brucker Rückraumspieler Maximilian Lentner und Sebastian Meinzer drehten mit ihren beiden Treffern das Spiel endgültig. Die Fans waren längst von ihren Sitzen aufgesprungen. "So eine Stimmung habe ich in Fürstenfeldbruck noch nie erlebt", sagt Wild beinahe überwältigt. Der 36-Jährige muss es wissen, er hat ja fast sein halbes Leben bei den TuS-Handballern zugebracht.

Dabei hatte seine Mannschaft am Samstag über weite Strecken gar nicht so gut gespielt. Nur einmal konnten die Brucker ihre schärfste Waffe, den Gegenstoß, für ein Tor nutzen. Vor allem in der ersten Hälfte schlichen sich technische Fehler und Fehlwürfe ein. "Da haben wir nur schleppend reingefunden", analysierte ihr Trainer.

Der Sieg über die Sachsen, die im Vorjahr erst in der Relegation am Aufstieg in die zweite Liga gescheitert waren und den Aufstieg auch heuer anpeilen, war bereits der neunte in dieser Saison. Er katapultiert die Brucker nun auf Platz zwei der Tabelle, hinter dem noch immer verlustpunktfreien Zweitliga-Absteiger Hüttenberg. Als sie das den vielen Fans, die nach dem Spiel noch in der Halle geblieben waren, während der Pressekonferenz mitteilten, brandete noch einmal Jubel auf.

Martin Wild darf sich seither des Öfteren fragen lassen, ob der TuS denn nun sein Saisonziel, das lediglich Klassenerhalt lautete, umschreiben müsse. Noch lächelt er die Frage weg: Mit einem Aufstieg in die zweite Liga habe man sich noch überhaupt nicht beschäftigt. Dass seine zu Saisonbeginn weitgehend neu formierte Mannschaft einen solchen Lauf hat, "genießen wir nach wie vor", sagt er. Wie es dazu kam, kann er sich aber nicht recht erklären: "Wir trainieren gut, das schon." Aber das habe man vorher auch getan. Dass der Erfolg nun auch noch in den letzten drei Punktspielen des Jahres gegen Rödelsee, Bad Neustadt und Gelnhausen zum Rückrundenbeginn anhalten möge, hofft er.

Für Peter Pysall, den 155-maligen Nationalspieler der DDR, der seit Ende der neunziger Jahre im Trainergeschäft ist, ist die Saison derweil beendet. Er wurde noch am selben Abend "beurlaubt", wie Dresdens Präsident Uwe Saegeling der SZ sagte. Co-Trainer René Jahn und Kreisläufer Rico Göde werden die Mannschaft vorerst betreuen. Es war dies schon das zweite Mal in dieser Saison, dass eine Niederlage in Fürstenfeldbruck für den gegnerischen Trainer nicht nur eine Niederlage war, sondern ihn den Job kostete: Im September hatte es Großwallstadts Trainer Maik Handschke erwischt.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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