Handball:Schnell und giftig

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Drittligist besiegt erstmals Favorit Waiblingen

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Sensation? Hendrik Pleines muss nicht lange nachdenken. Nein, überraschend schon, aber "keine totale Sensation". Wie man es auch sieht, die Gröbenzeller Handballerinnen haben jedenfalls mit dem 21:20-Auswärtserfolg beim VfL Waiblingen gleich im ersten Punktspiel ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Die Süd-Gruppe der dritten Liga ist in dieser Spielzeit von 14 auf zwölf Teams geschrumpft, das Niveau gestiegen, was den Sieg noch wertvoller macht.

Noch nie haben die Gröbenzellerinnen den Titelmitfavoriten schlagen können, erinnert sich der HCD-Trainer, bei den vier bisherigen Vergleichen setzte es zudem jeweils mehr als 30 Gegentore. Nicht dieses Mal, worin Pleines den Schlüssel zum Erfolg sieht. Vor allem der Innenblock mit Vera Balk und Sina Fischer habe gegen den mit zwei ehemaligen slowakischen Auswahlspielerinnen bestückten VfL-Rückraum "überragend gearbeitet". Simona Pilekova und Zofia Fialekova blieben mit zusammen sechs Toren weit unter ihrem üblichen Schnitt, Waiblingen war die wirkungsvollste Waffe genommen.

Dabei war Pleines in den ersten 15 Minuten mit seiner Abwehr gar nicht zufrieden: "Nach einer Viertelstunde hatten wir schon zehn Tore bekommen, ich dachte schon, es läuft wie immer." Tat es nicht, denn die Defensive packte fortan wirkungsvoller zu, Torhüterin Lisa Sagert fischte immer mehr Bälle aus der Luft. Im gesamten restlichen Spielverlauf sollten Waiblingen nur weitere zehn Tore gelingen, was auch an der starken Amelie Bayerl lag, die ihre großen Möglichkeiten gleich im ersten Spiel für den HCD offenbarte. Die Jugendnationalspielerin war vom TSV Ismaning gewechselt, "wir hatten sie schon lange auf dem Zettel", sagt Pleines. Vor der Saison habe sich der HCD dann besonders intensiv um die 17-Jährige bemüht. "Jetzt wissen alle, warum ", sagt der Coach. Bayerl sei eine "schnelle und giftige Abwehrspielerin", die darüber hinaus enorme Qualitäten im Angriff habe, was allein die sechs Treffer in ihrem Drittliga-Debüt dokumentieren.

Ebenso häufig traf Balk, die nach Ansicht des Trainers nicht einmal einen guten Tag erwischt hatte. Überhaupt gibt Pleines zu bedenken, dass in der beruflich verhinderten Svenja Jänicke und der am Knie verletzten Leonie Schweinsteiger zwei wichtige Akteurinnen fehlten. Während Jänicke bald wieder dabei sein wird, ist dies bei Schweinsteiger fraglich. Zwei Kreuzbandrisse hatten sie zurückgeworfen, nun ist wieder das rechte Knie lädiert. Wie schlimm, ist noch unklar, das Kreuzband sei aber nicht betroffen, sagt Pleines. Die neuerliche Knieverletzung sei aber "emotional eine Katastrophe, Leonie hat fünf Monate auf diese Saison hingearbeitet." Auch sei im Angriff noch vieles Stückwerk gewesen: "Wir haben sehr viel individuelles Potenzial, aber das muss man noch zusammenfügen", findet Pleines. Eine angenehmere Aufgabe als das schnöde Feilen an der Defensive, sagt der Coach, für ihn wie sein Personal. Es ist also noch Luft nach oben, der erste Auftritt hat Pleines aber schon "stolz gemacht". Nach den starken Leistungen im viel beachteten Vorbereitungsturnier für Erst- bis Drittligisten in Oßweil, wo der HCD Erstliga-Absteiger Koblenz bezwang und gegen Zweitliga-Tabellenführer Nellingen remis spielte, erhob Waiblingen den HCD im Vorfeld der Partie gar in den Stand eines Meisterfavoriten.

Pleines findet das angesichts der Waiblinger Möglichkeiten albern, er sagt aber auch: "Wenn wir so eine Defensive spielen, dann werden sich noch andere Gegner die Zähne an uns ausbeißen."

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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