Handball:Remis beim kleinen Großwallstadt

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Blitzschnell geschaltet: Brucks Spielgestalter Christian Haller erkannte die Situation und gab den finalen Pass zum Ausgleich in letzter Sekunde. (Foto: Günther Reger)

Handballer des TuS Fürstenfeldbruck wollen sich über das 30:30 nicht so recht freuen

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Gerade einmal zweieinhalb Jahre ist es her, da hieß der Gegner des TV Großwallstadt noch THW Kiel, ein prägendes Spiel, denn der Serienmeister beendete am 8. Juni 2013 die Erfolgsgeschichte des Handball-Traditionsvereins, machte sich danach umgehend auf die Heimfahrt, um rechtzeitig zur Meisterfeier in Kiel einzutreffen. Großwallstadt dagegen hatte die letzte Chance auf den Klassenerhalt verpasst, ein Sieg hätte diesen sogar noch ermöglicht, die Mannschaft zerbröselte in ihre Einzelteile, der Absturz hatte um 16.30 Uhr in der Frankenstolz-Arena zu Aschaffenburg begonnen. Zwei Spielzeiten später folgte eine Insolvenz, mittlerweile mühen sich die Unterfranken in der dritten Liga. Die Gegner haben keine so klingenden Namen mehr, am Samstag etwa war der TuS Fürstenfeldbruck zu Gast.

Auch Spiele in der großen Arena sind wohl für lange Zeit Geschichte, selbst die traditionsreiche Halle in Elsenfeld, wo die Erfolgsgeschichte dereinst ihre Anfang genommen hatte, stand wegen eines Hallenfußball-Jugendturniers nicht zur Verfügung. Kein Platz für die Handballer, mehr muss man zu deren Stellenwert nicht sagen, so wurde auf die noch kleinere Halle in Großwallstadt ausgewichen. Die 612 Zuschauer fanden auch hier locker Platz, und durften sich über ein 30:30 gegen den Favoriten aus Oberbayern freuen. Wobei am Ende des Spiels keiner so recht wusste, ob man sich "freuen oder ärgern" soll, wie TuS-Trainer Martin Wild auf der Heimfahrt meinte. Auch Kollege Heiko Karrer - der ehemalige Nationalspieler ist eines der wenigen verbliebenen prominenten Gesichter beim TV Großwallstadt - teilte diese Ansicht, denn der Spielverlauf hätte auch für einen anderen Ausgang als eine Punkteteilung getaugt.

Die Brucker, selbst immerhin in den Neunzigern für eine Saison in der zweiten Bundesliga notiert und so zumindest im Münchner Raum mit einiger Tradition versehen, waren als klarer Favorit angereist. Das war dem 29:27-Erfolg im Hinspiel sowie dem bisherigen Saisonverlauf geschuldet, der aktuelle Tabellenzweite hat sich nach einer famosen Hinrunde als Spitzenteam der Liga etabliert. Die Unterfranken hingegen stabilisieren sich nach einem desaströsen Saisonstart inklusive Trainerwechsel vom ehemaligen Nationalspieler Maik Handschke zum ehemaligen Nationalspieler Karrer erst so langsam. Das Remis gegen Bruck jedenfalls bestätigt diesen Trend, zumal die Gastgeber erst in der Schlussphase das erste Mal überhaupt in Führung gingen: zum 28:27, acht Minuten vor dem Ende.

TuS-Trainer Wild war mit der Leistung seiner Mannschaft nur in den ersten 15 Minuten vollends einverstanden, "da haben wir unsere gewohnt gute Abwehrleistung gezeigt". Dieser entsprang eine 11:6-Führung, danach jedoch ging die Linie verloren. Doch die Brucker haben genügend Offensiv-Qualitäten, um derlei Nachlässigkeiten zu kaschieren. Vor allem für die Wucht des mit zehn Treffern besten Torschützen Sebastian Meinzer hatte Großwallstadt keine Lösung, der TuS führte zur Pause aber nur noch knapp mit 17:16. Bis in die Schlussphase behaupteten die Gäste ihre Führung, verpassten aber beim 22:18, auch durch einen verworfenen Siebenmeter, eine Vorentscheidung. Der TVG kam zurück, was auch an Florian Eisenträger lag, einem Relikt aus großen Zeiten. Der gelernte Linksaußen gehörte zu Bundesliga-Zeiten noch in die Kategorie "großes Talent", hielt dem Klub die Treue und ist nun Top-Torschütze. Er traf zehnmal, zudem bereitete dem TuS der ehemalige Nationalspieler Jens Tiedke, der vor der Saison an den Ort seiner größten Erfolge zurückgekehrt war und dort Aufbauarbeit leisten soll, am Kreis Probleme.

30 Sekunden vor Schluss hatte dann Großwallstadt alle Argumente auf seiner Seite, lag 30:29 vorn und hatte Ballbesitz. Doch die Brucker erzwangen einen Ballverlust und reagierten blitzschnell: Pass von Christian Haller auf Philipp Ball, Ausgleich, Schlusssirene. Was blieb, war eine allgemeine Zufriedenheit bei den Verantwortlichen und diese Frage: Punkt verloren oder gewonnen?

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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