Handball:Reif genug zum Schulterklopfen

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Auf sie mit Gebrüll: Fürstenfeldbrucks Julian Prause hat im Duell mit dem Nachwuchs-Team der Rhein-Neckar Löwen Ball und Gegner im Griff. (Foto: Günther Reger)

Drittligist Fürstenfeldbruck steht nach dem Sieg gegen Kronau-Östringen II an der Tabellenspitze

Von Fabian Swidrak, Fürstenfeldbruck

Als Martin Wild am Freitagabend auf sein Smartphone blickte, sah er das Ergebnis im Gruppen-Chat seiner Mannschaft. Physiotherapeut Peter Rietzschel hatte dort die Nachricht von der Niederlage der SG Nußloch verbreitet. Wild, Trainer des Handball-Drittligisten TuS Fürstenfeldbruck, war erstaunt. Damit hatte er nicht gerechnet. Überhaupt hatte er "nicht auf dem Schirm" gehabt, dass die punktgleichen Baden-Württemberger einen Tag vor seinem Team an der Reihe gewesen waren. Was Wild dagegen wusste: Schon vor dem Heimspiel gegen die SG Kronau-Östringen II stand damit fest, dass die Brucker den siebten Spieltag als Tabellenführer überdauern würden.

"Für uns war das Ergebnis eine zusätzliche Motivation, weil wir die Situation ausnutzen wollten", sagte Wild, nachdem seine Mannschaft die Reserve des Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen am Samstagabend schließlich mit 29:27 (14:13) Toren besiegt hatte. In die beiden Spitzenspiele beim TSB Heilbronn-Horkheim am Samstag (20 Uhr) und eine Woche später zu Hause gegen die SG Nußloch gehen die Brucker Handballer nun als Spitzenreiter der dritten Liga Süd und mit zwei Punkten Vorsprung auf die ärgsten Verfolger. Die große Euphorie sei nach dem sechsten Sieg im siebten Spiel am Samstag in der Kabine aber nicht ausgebrochen, sagte Wild, dessen Mannschaft sich durchaus schwer tat.

"Die Niederlage von Nußloch hat natürlich auch den Druck auf uns erhöht", erklärte Wild. Schon vor einer Partie die Rolle des klaren Favoriten zugesprochen zu bekommen, empfinden die Brucker in der Regel ebenfalls als Bürde. "Es war ein unangenehmes, zähes Spiel. Im Fußball würde man von einem dreckigen 1:0-Erfolg sprechen", meinte Wild. Vor allem die offensive Abwehrarbeit der Gäste bereitete dem TuS lange Zeit Probleme. "Sie haben unsere Angreifer gut in die Mangel genommen. Wir haben viel experimentiert, den Kreisläufer ganz rausgenommen, mit vier Rückraumspielern agiert", sagte Wild. Insgesamt sei es auch aufgrund der ähnlichen Spielweise ein "ebenbürtiges Duell" gewesen.

Das Nachwuchs-Team der Rhein-Neckar Löwen zählt zu den im Durchschnitt jüngsten der Liga, die Spieler aber sind hervorragend ausgebildet. Beinahe der komplette Kader hat das Jugendinternat des Bundesligisten durchlaufen. "Die Jungs sind technisch stark und sehr dynamisch", findet Wild. "Dort wird aber auch sieben oder acht Mal pro Woche trainiert." Nach der Pleite gegen Fürstenfeldbruck steht Kronau-Östringen nun auf einem Abstiegsplatz. Wild ist sich aber sicher, "dass sie die Saison nicht dort beenden werden".

Immer wieder zogen die Brucker den Gästen am Samstag auf zwei oder drei, gegen Ende des ersten Durchgangs einmal sogar vier Treffer davon, stets aber holten die Junglöwen den Rückstand wieder auf. In der 40. Spielminute hatte Kronau beim Stande von 17:17 sogar die Chance zur Führung, TuS-Keeper Michael Luderschmid aber hielt den Siebenmeter von Nicolas Herrmann. "Luderschmid hat einige Bälle weggenommen", lobte Trainer Wild anschließend. Erst in der Schlussphase der Partie gab sein Team die Führung nicht mehr aus der Hand. "Unser Vorteil war, dass wir in der zweiten Halbzeit noch viel wechseln konnten", sagte Wild. Auch Frederik Hartz (Mandelentzündung) und Tizian Maier (Wadenprobleme), die unter der Woche kaum hatten trainieren können, kamen in den letzten Minuten zum Einsatz.

"Die Erfahrung hat den Unterschied gemacht", bilanzierte Wild. Vor zwei Jahren, Fürstenfeldbruck war gerade von der Bayernliga in die dritte Liga aufgestiegen, da habe er mit seiner Mannschaft schon zweimal enge Spiele gegen Kronau erlebt. Beide gingen mit einem Tor Unterschied verloren. "Damals gab es Schulterklopfer, aber der Erfolg hat uns gefehlt. Jetzt hat sich das Blatt gewendet." Während Bruck in der Saison 2014/15 nicht aus dem Tabellenkeller kam, beendete Kronau die Spielzeit auf Rang fünf - einem Tabellenplatz, mit dem Wild nach dem starken Saisonstart seiner Mannschaft Anfang Mai 2017 vermutlich nicht zufrieden wäre.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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