Nach all dem Stress bisher habe er sich das verdient, sagt Hendrik Pleines. Für gewöhnlich sei das Coachen von Handballspielen in der dritten Liga eine anstrengende Angelegenheit, erklärt der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen, der Kraftakt beim jüngsten Auftritt seiner Mannschaft beim TSV Kandel hielt sich dagegen in überschaubaren Grenzen. Pleines erlebte einen ruhigen Samstagnachmittag beim Aufsteiger aus der Pfalz, den seine Frauen mit einem souveränen 36:27-Auswärtssieg zu einem gelungenen Abschluss brachten, ehe die Reisedelegation gut gelaunt den Bus in Richtung Heimat bestieg.
Auf der Hinfahrt noch hatten sich die Spielerinnen ein letztes Mal in der Theorie mit dem Gegner beschäftigt, ehe die Probe aufs Exempel folgte. Videostudium war auf der Busfahrt angesagt, ein Beleg auch dafür, wie professionell das Trainergespann Hendrik Pleines und Harald Fischer die Mannschaft mittlerweile vorbereitet. Alle Drittligisten sind verpflichtet, ihre Heimspiele zu filmen und auf ein Videoportal zu laden, somit erhalten die Trainer eine gute Möglichkeit, ihre Gegner zu studieren, auch ohne dafür allzu viel Zeit auf den Straßen und in den Hallen der Republik zu verbringen.
Pleines hatte ein "paar Sequenzen" zusammengeschnitten, wie er erzählt, um seinen Spielerinnen die "prägendsten Auslösehandlungen" des Gegners zu zeigen. Nach dem Abschlusstraining war das bereits einmal geschehen, nach der Vertiefung auf der Fahrt hatten die Gröbenzellerinnen offenbar genug gesehen. Jedenfalls bereiteten Pleines nach eigener Aussage nur "zehn Minuten" in jeder Halbzeit Kopfzerbrechen, ansonsten konnte er das Treiben in der Halle recht gelöst verfolgen.
Die ersten dieser zehn Minuten gab es gleich zu Spielbeginn, als die Gastgeberinnen die Partie noch offen gestalten konnten. Mit einem energischen Zwischenspurt und acht Treffern in sechs Minuten vom 9:8 auf 17:8 brachte der HCD erst einmal viel Ruhe in die Halle. Kandel zeigte sich beeindruckt, hatte der überlegenen Spielweise der Gäste aber außer viel Leidenschaft wenig entgegenzusetzen. "Wir haben uns als Mannschaft weiterentwickelt", analysierte der Trainer sachlich, was das Produkt aus eineinhalb Jahren harter Arbeit sei. Auch die individuelle Qualität seiner Spielerinnen sei höher gewesen, so Pleines, zur Halbzeit konnte Kandel dennoch auf 14:20 verkürzen.
Auch in der zweiten Halbzeit folgten die anstrengenden zehn Minuten für Pleines gleich zu Beginn, der TSV Kandel verkürzte auf 17:20. Mehr gelang nicht, zu souverän gestaltete Gröbenzell sein Spiel. Schnell war der Vorsprung wieder auf sechs Tore erhöht, die Gäste hatten einfach "mehr Qualität", wie Pleines festhielt. Lob gab es auch vom Kollegen Daniel Meyer: "Wir haben heute eine ordentliche Leistung gegen eine der besten Mannschaften der Liga gezeigt", fand Kandels Trainer. Er war vor allem von der Tiefe des gegnerischen Kaders beeindruckt, in dem Beatrice Mazzucco (4), Romina Gullotta (5/davon vier Siebenmeter), Jessica Schulz (4), Janne Ropeter (4) und Vera Balk (6) die besten Torschützinnen waren.
Die Integration der vier Zugänge Jessica Schulz, Jenny Oertel, Christine Königsmann und Svenja Jänicke schreitet weiter voran, was die Qualität des Spiels deutlich aufwertet.
Gröbenzell ist nun Tabellenvierter, Pleines spricht von einem "guten aber keinem perfekten Saisonstart". Nach einem spielfreien Wochenende folgt in einer Woche das Gastspiel gegen Großbottwar, ehe die Vergleiche mit den drei besser platzierten Teams Nürtingen, Ketsch und Waiblingen folgen. Die sieht Pleines in den Punkten Athletik und Eingespieltheit im Vorteil. Noch, denn das sind Dinge, die man im Training beheben kann, wie der Trainer feststellt. Ansonsten, sagt Pleines, "sind wir auf Augenhöhe".