Handball:Pädagogisch wertvoll

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Beim Letzten können Gröbenzells Drittliga-Frauen Kräfte sparen

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Ein Trainer ist auch Pädagoge. Vor allem dann, wenn es sich bei den zu betreuenden Personen nicht um hoch bezahlte Berufssportler handelt, sondern um Amateure. Müssen die einen funktionieren im Bestreben um den Broterwerb, obliegt den anderen ja stets die ultimative Entscheidung: Muss ich mir das weiterhin antun? Bei den Handballerinnen des HCD Gröbenzell handelt es sich um Amateure der reinsten Sorte, folglich hat Trainer Hendrik Pleines die Spielanteile "sehr pädagogisch verteilt", wie er nach dem 34:25-Erfolg bei der HSG TB/TG 88 Pforzheim meinte. Angesichts der Breite und der Qualität in seinem Kader ist dies eine Übung, die ihm ohnehin keine Sorgenfalten auf die Stirn treiben muss.

Zuletzt hatte es ja eine kleine Verstimmung gegeben, die Heimniederlage gegen Regensburg hatte doch einige Fragen aufgeworfen. Pleines hatte sich teils sehr laut über die Unzulänglichkeiten seines Personals Luft verschafft, was wiederum nicht zur Stabilisierung der Leistung beigetragen hatte. "Alles gut", berichtete er knapp von der Aussprache zu Wochenbeginn, man habe gemeinsam Strategien erarbeitet, wie man in engen Spielsituationen "den Matchplan durchhalten kann". Das war gegen Regensburg nicht gelungen, Gröbenzell hatte überraschend verunsichert agiert und das zweite Heimspiel in Serie verloren. Der Gegner vom vergangenen Wochenende war für eine praktische Überprüfung der theoretischen Überlegungen ungeeignet, Pforzheim ist nicht ganz zu Unrecht auf dem letzten Tabellenplatz.

Entsprechend entwickelte sich das Geschehen aus Sicht der Gäste frühzeitig in die gewünschte Richtung, nach dem 4:4 bauten die favorisierten HCD-Frauen den Vorsprung kontinuierlich aus, führten nach knapp 20 Minuten mit 13:6 und hatten die Partie längst im Griff. Der Matchplan jedenfalls ging auf: Mit einer aggressiven und offensiven Deckung provozierten die Gröbenzellerinnen Fehler beim Gegner, die resultierenden Ballgewinne wurden mit schnellen Kontern in einfache Tore umgewandelt. Dieses schnelle Umschaltspiel, die größte Waffe des Vorjahreszweiten, hatte Regensburg vor Wochenfrist noch effektiv unterbunden. Es wird interessant sein zu sehen, wie diese Strategie gegen einen Gegner mit mehr Qualität als Pforzheim aufgeht.

So konnte Pleines früh in die Rotation gehen, Stammkräften ein Päuschen gönnen und den jungen Nachwuchstalenten Spielpraxis. Wie Zugang Kirsten Walter, die auf ihrer Lieblingsposition im linken und mittleren Rückraum spielen durfte, dreimal traf und dem Coach viel Freude bereitete. Auch Verena Obermeier (3) und Johanna Leubner (4) verstanden es, diese Chance zu nutzen und dem Trainer zu zeigen, dass sie wertvolle Alternativen sind. Amelie Bayerl, derzeit das größte Talent in Reihen des HCD, konnte hingegen Luft holen. Die 18-Jährige war während der Woche bei einem viertägigen Lehrgang des Deutschen Handballbundes, wo Bayerl im Juniorinnen-Kader spielt. Zwei Trainingseinheiten pro Tag, abends Spiele gegen mindestens Zweitligisten, ein Programm, das es in sich hatte. Entsprechend platt kam Bayerl nach Gröbenzell, der Gegner hätte also passender nicht sein können: "Sie hat pro Halbzeit etwa zehn Minuten gespielt", berichtete der HCD-Trainer.

Nach fünf von 22 Partien ist noch nichts passiert, Gröbenzell (6:4 Punkte) ist Vierter, zwei Punkte beträgt der Rückstand auf ein punktgleiches Trio auf den Rängen eins bis drei. Aber man kann den Eindruck gewinnen, dass der Mannschaft diese Leichtigkeit abhanden gekommen ist, die es in der vergangenen Saison so weit nach oben getragen hat. Pleines mahnt daher Ruhe und harte Arbeit an. Am kommenden Wochenende gastiert Aufsteiger Kandel, "eine starke Mannschaft", wie Pleines findet. Vielleicht wird er weniger pädagogisch vorgehen können, die Aufschlüsse werden aber wertvoller sein.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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