Handball:Offener Schlagabtausch

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Aus nach zehn Minuten: Spielmacherin Vera Laipple verließ wegen einer Knieverletzung vorzeitig das Feld. (Foto: Claus Schunk)

Die Frauen des Drittliga-Aufsteigers HSG Würm-Mitte unterliegen in einem tempo- und torreichen Spiel beim TV Möglingen unglücklich mit 35:36 Toren - und bleiben in bedenklicher Nähe zu den Abstiegsplätzen.

Von Ralf Tögel, München

"Wenn man auswärts 35 Tore erzielt, dann sollte man nicht verlieren": Auf diese Botschaft könnte man das Fazit von Claus Lohmann zum Spiel der HSG Würm-Mitte beim TV Möglingen verknappen. Allerdings muss der Trainer des Aufsteigers in die dritte Handball-Liga der Frauen auch mitteilen, dass der Gegner 36 Mal getroffen und seine Mannschaft damit erneut eine vermeidbare Niederlage kassiert hat.

Beim Blick auf die Tabelle wird in Gräfelfing niemand panisch, die beiden Zähler hätten dem Team aber recht gut zu Gesicht gestanden. Die HSG rangiert auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, getrennt durch ein einziges Pünktchen von der Zweitliga-Reserve aus Ketsch und der TG Pforzheim. Schlusslicht ist die zweite Mannschaft des noch ungeschlagenen Erstligisten Bietigheim-Bissingen, beim Thema Reserve hat Lohmann indes ein ungutes Gefühl. "Man weiß nie bei solchen zweiten Mannschaften, ob der Verein sie unbedingt in der Liga halten will oder nicht." Denn es wäre nicht schwer für diese Klubs, die Reserve im Bedarfsfall mit Profispielerinnen aufzuwerten. Noch ist es freilich viel zu früh in der Saison für derlei Maßnahmen, da gerade einmal acht Spieltage ins Land gezogen sind, glücklich ist Lohmann dennoch nicht mit dem Sonntagsspiel in Möglingen. Vor allem die Schlussphase ist dem Trainer in schlechter Erinnerung, wofür er auch die Schiedsrichter verantwortlich macht. Die hätten nach seiner Einschätzung das Heimteam bevorzugt, Entscheidungen meist zu Ungunsten der HSG ausgelegt. Lohmann weiß aber auch, dass man es nicht so weit hätte kommen lassen müssen, wäre die Abwehr ihrer originären Aufgabe besser nachgekommen. "Wir waren in der Rückzugsbewegung nicht konsequent", so Lohmann, was gegen eine Mannschaft, die das Tempospiel zur Maxime erklärt hat, keine gute Idee ist. Auch die Torhüterinnen hätten keinen Sahnetag erwischt.

Weil Würm-Mitte ein ähnlich flottes Spielsystem favorisiert, entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, gekennzeichnet durch Läufe auf beiden Seiten. Nach einer guten Anfangsphase gelang es zunächst den Gastgeberinnen, sich etwas abzusetzen. "Wir wussten um ihre Stärke im Tempospiel, wir wussten um die Wurfgewalt von Sulamith Klein", erklärt der Coach - die Möglinger Rückraumspielerin Klein war vor ihrem Wechsel beste Torschützin der zweiten Liga und erzielte am Sonntag zehn Treffer. Aber: "Wir haben gut darauf reagiert", so Lohmann. Die HSG führte 7:5, doch vor der Pause kam der Gastgeber ins Rollen, fünf schnelle Tore bedeuteten eine 17:13-Pausenführung.

"Mir war klar, dass noch nichts entschieden ist", sagt Lohmann und teilte dies seinen Spielerinnen auch in der Kabine mit. Mit Erfolg. Immer wieder kämpfte sich die HSG heran (26:28), doch Möglingen hielt dagegen. Was durch den Ausfall von Vera Laipple begünstigt wurde. Die torgefährliche HSG-Spielmacherin plagt sich seit Wochen mit einem Knorpelschaden im Knie, musste nach zehn gespielten Minuten in der zweiten Halbzeit wegen zu großer Schmerzen passen. Wodurch Lohmann zu einem Angriff-Abwehr-Wechsel auf zwei Positionen gezwungen war, in einem so schnellen Spiel ein großer Nachteil. Dennoch holte Würm-Mitte in der Schlussphase wieder auf. Angeführt von Belma Beba, die mit zwölf Treffern den Bestwert des Abends erzielte, und Isabell Toth (4 Tore), die mit wuchtigen Rückraumwürfen zum Erfolg kam, schlossen die Gäste zum 34:35 auf. Klein erhöhte für die Gastgeber, Beba konterte: 35:36. Als Möglingens letzter Angriff daneben ging, hatte die HSG die Chance zum Ausgleich. Der finale Versuch aber wurde nach Ansicht von Lohmann regelwidrig geblockt: Doch statt eines Freiwurfs pfiffen die Unparteiischen ab.

Wegen des DHB-Pokalwettbewerbs ruht der Spielbetrieb am Wochenende, ehe Würm-Mitte zum wichtigen Spiel beim Vorletzten Pforzheim gastiert - garantiert ohne Profi-Verstärkung.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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