Handball:"Nichts Böses passiert"

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Der Beruf hat Priorität: Coach Marco Müller soll eventuell in anderer Funktion an Haching gebunden werden. (Foto: Claus Schunk)

Hachings Trainer Marco Müller hört berufsbedingt auf

Von Ralf Tögel, Unterhaching

In diesen Zeiten gibt es in Sachen Handball ja ausgesprochen schöne Nachrichten. Doch während die deutsche Nationalmannschaft im fernen Polen mit einem Coup nach dem anderen die Handball-Gemeinde hierzulande verzückt, gibt es ganz in der Nähe weniger positive Neuigkeiten. Aus Unterhaching nämlich erreicht die Bayernliga-Gemeinde die Kunde, dass der Trainer aufhört. Sofort. Ein Wechsel des sportlichen Vorarbeiters mitten in der Saison ist zum einen immer problematisch und schürt zum anderen den Verdacht auf gröbere Probleme hinter den Kulissen. Nicht in diesem Fall, Trainer Marco Müller hat Abteilungsleiter Christoph Ernesti aus "persönlichen und beruflichen Gründen" gebeten, seinen Vertrag aufzulösen.

Ernesti hat dem entsprochen: "Auch wenn es uns sehr schwerfällt, da wir Marco als Mensch und Trainer unheimlich schätzen", wie er mitteilt. Hintergrund ist eine berufliche Neuorientierung Müllers im Sommer, dann hätte sich Haching ohnehin einen neuen Trainer suchen müssen. Dieser Schritt wurde nun vorgezogen, erklärt der Trainer, auch weil "wir sehr hohen Zielen hinterhergerannt sind", die Saison aber von großen Leistungsschwankungen gekennzeichnet ist. Müller erhofft sich davon auch "einen Impuls", der vorzeitige Abschied sei jedenfalls seine Idee gewesen: "Es ist nichts Böses passiert." Es ist keine neue Situation für den TSV, 2012 hatte sich zu einem ähnlich unglücklichen Zeitpunkt Trainer Tom Eck verabschiedet, damals waren allerdings unterschiedliche Auffassungen zwischen Coach und Klubführung der Grund. Und wie seinerzeit wird der stellvertretende Abteilungsleiter Gregor Christoforis übernehmen und das Team bis zum Saisonende betreuen. Das Hachinger Urgestein hat zu Regionalligazeiten für den TSV gespielt und ist seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Funktionen für den Verein tätig. Unter anderem zweimal als Interimstrainer, entsprechend unaufgeregt kommentiert der 47-Jährige das Ganze: "Das ist natürlich eine Überraschung, dass ich mich jetzt auf der Bank als Trainer wiederfinde. Aber ich kenne die Mannschaft und bin sicher, dass wir das gut hinbekommen." Zupass könnte Christoforis kommen, dass einige Routiniers wie der Ex-Profi Thomas Schibschid, der auch Co-Trainer ist, oder Johannes Borschel Führungsrollen in der Mannschaft besetzen. "Das Team wird sich auf den Sport konzentrieren und hat auch genug Erfahrung, mit dieser ungewöhnlichen Situation umzugehen", findet der neue Coach.

Dessen Nachfolge will Abteilungsleiter Christoph Ernesti in aller Ruhe regeln. Zu überstürzten Reaktionen sieht er jedenfalls keinen Anlass, mahnt vielmehr zur Besonnenheit: "Die Planung der kommenden Saison möchten wir möglichst in Absprache mit einem neuen Trainer angehen."

Viel Aufregung vor dem Derby am Freitagabend also gegen den Abstiegskandidaten Allach, in dem ein Sieg für die Hachinger ein Muss ist. Eigentlich wollte der TSV oben mitspielen, derzeit ist Haching aber nur drei Punkte von der Gefahrenzone entfernt. Der Anpfiff für das Spiel wurde extra auf 20 Uhr gelegt, vorher wird in der Hachinga-Halle das Halbfinale der deutschen Handballer gegen Norwegen auf zwei Großleinwänden übertragen. Vielleicht gibt es ja doppelt gute Nachrichten.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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