Handball:Neue Gewichtsklasse

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Nicht zu stoppen: Rechtsaußen Benedikt Hack war mit acht Treffern Fürstenfeldbrucks bester Werfer. Der 20-Jährige ersetzte den erkrankten Topschützen des TuS, Linksaußen Felix Kerst, auf eindrucksvolle Art und Weise. (Foto: Günther Reger)

Den Brucker Handballern reicht beim 33:26-Sieg gegen Willstätt eine mittelmäßige Leistung. Die Weihnachtspause soll die Euphorie beim Drittliga-Tabellenführer nicht bremsen.

Von Nico Horn, Fürstenfeldbruck

Am Freitag, einen Tag vor dem Heimspiel gegen den TV Willstätt, stand ein heikler Termin für die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck an. Jeder Spieler des Drittligisten musste sich auf die Waage stellen, die angezeigten Kilos wurden irgendwo an einem sicheren Ort gespeichert. Am 30. Dezember, wenn die Brucker wieder in das Training einsteigen, wird noch mal gewogen und die Ergebnisse vom Freitag als Vergleichswert für das nachweihnachtliche Gewicht hervorgeholt. Und natürlich würde "auch bestraft werden, wenn da Kilos zu viel drauf sind", wie der TuS-Trainer Martin Wild sagt. Allzu viele Sorgen mache er sich aber nicht, denn "die Jungs haben Blut geleckt".

Was könnte auch mehr motivieren als die Tabellenführung? Es wird sich schon keiner über Weihnachten zu sehr gehen lassen, nachdem sich die Chance auf die zweite Liga für die Brucker so unverhofft aufgetan hat. Der 33:26 (18:8)-Sieg zum Jahresabschluss gegen Willstätt war bereits der siebte in Serie. Nur vier Minuspunkte haben die Brucker nach 17 Spielen, drei weniger als der VfL Pfullingen auf Platz zwei.

In Fürstenfeldbruck hat diese Siegesserie eine Handballeuphorie ausgelöst. Die Heimspiele sind mittlerweile fast ausverkauft, und vor einer Woche fuhren 250 Fans mit zum Auswärtsspiel nach Blaustein. Gegen Willstätt kamen gut 900 Zuschauer, und da waren die acht jungen Männer, die die Partie von draußen durchs Fenster beobachteten, noch gar nicht eingerechnet. Vielleicht ist es ja bald so, dass die Fürstenfeldbrucker Jugend vor den Partys am Samstagabend geschlossen in die Wittelsbacher Halle geht. Dort soll die Stimmung ja in etwa der einer Party gleichen. Selbst gegen Willstätt war das so, obwohl das Spiel nun wirklich nichts Besonderes war.

Die meisten Sponsoren würden in die zweite Liga mitgehen - der TuS hofft auch auf seine Fans

Einerseits war Willstätt einfach zu schwach und zweitens das Ergebnis zu schnell zu klar. Nach etwa 15 Minuten führte Fürstenfeldbruck bereits mit einem sechs-Tore-Vorsprung. Der TV kam den schnellen Angriffen nicht hinterher; vor allem Rechtsaußen Benedikt Hack lief seinen Gegenspielern oft davon. Mit acht Treffern war Hack der beste Werfer - so fiel es auch nicht weiter auf, dass auf der linken Seite der bislang beste Brucker Schütze, Felix Kerst, erkrankt fehlte.

"Ein bisschen stockend" fand Wild das Spiel seiner Mannschaft, die das Ergebnis zwar sicher über die Zeit brachte, mehr aber eben auch nicht. "Wir konnten nicht die Leistung bringen, die wir die vergangenen Wochen gezeigt haben", sagte Wild. Der Trainer war vor dem Duell gegen den Tabellenvorletzten schon ein kleines bisschen besorgt gewesen, dass seine selbstbewussten Spieler sich über- und den Gegner unterschätzen würden: "Es war uns ganz wichtig, dass kein Schlendrian reinkommt."

Tatsächlich hätte ein Schlendrian gar nicht zur aktuellen Euphorie um den TuS gepasst. In Fürstenfeldbruck finden sie es sogar fast ein bisschen schade, dass nun die vier Wochen lange Weihnachtspause ansteht, denn so hat auch die Euphorie erst mal Pause. Am 11. Januar gegen die TSG Haßloch wird sich zeigen, ob die Brucker die Euphorie konservieren konnten.

Den geeigneten Konservierungsstoff hatte vergangene Woche womöglich Wild persönlich geliefert. Damals hatte er nach dem Sieg in Blaustein klar und deutlich erklärt, dass der Aufstieg von nun an das Ziel ist ("Jetzt geht es um die Meisterschaft"). Dafür müsste der Etat allerdings auf mindestens 200 000 Euro verdoppelt werden. Die meisten Sponsoren hätten bereits angekündigt, den Weg auch in der zweiten Liga mitzugehen, sagte Wild. Gleichzeitig hofft er auf die Unterstützung der eigenen Fans: Für 100 Euro können von sofort an 250 von ihnen zum Trikotsponsor der Panther werden; wer noch mindestens 100 Euro drauflegt, bekommt ein eigenes Trikot dazu. Mit dem Geld von Sponsoren und Fans soll der absolute "Worst Case" (Wild) vermieden werden: ein sportlich geschaffter Aufstieg, der an den Finanzen scheitert. Natürlich muss der TuS dafür im neuen Jahr erst mal so weiterspielen wie 2019 - und gewinnen, im Fall der Fälle auch die Aufstiegsspiele.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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