Handball:Nach Marathon am Ziel

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Geschafft! Ismanings A-Jugend-Handballer und ihre Trainer Christoph Kellner (links) und Jarek Rolka (rechts) sind in der Bundesliga angekommen. (Foto: OH)

Ismanings A-Jugend setzt sich nach "brutaler" Qualifikation durch und ist nun der einzige Bundesligist aus Bayern

Von Heike A. Batzer, Ismaning

Die sozialen Netzwerke bieten jede Menge Möglichkeiten, die frühere Generationen nicht hatten. Und so schickten Ismanings A-Jugend-Handballer ein kleines 13-Sekunden-Video ihres kollektiven Jubelschreis in die Welt hinaus und das obligatorische Sieger-Selfie aus der Kabine gleich hinterher. Sie hatten sich für die Jugend-Bundesliga (JBLH), die Nachwuchs-Eliteliga des Deutschen Handball-Bundes (DHB), qualifiziert, und damit einen über fünf kräftezehrende Runden führenden Qualifikationsmarathon mit Erfolg zu Ende gebracht. Die Handballer aus der 16 000-Einwohner-Gemeinde an der Stadtgrenze zu München sind nicht nur das zweite Team, das nach der HSG Würm-Mitte vor zwei Jahren Bundesliga-Handball zurück in die Landeshauptstadt bringt, sondern auch, abgesehen vom Sportinternat in Großwallstadt, das einzige Team aus Bayern in der höchsten deutschen Spielklasse.

Auf der Strecke blieben unter anderem die Vorjahres-Bundesligisten aus Günzburg, Erlangen und Bayreuth, die sich künftig in der Bayernliga verdingen müssen. Ismanings Handballer hingegen nutzten die letzte Möglichkeit bei der bundesweiten Endrunde im westfälischen Ahlen. Siege über die SG Handball Hamm (23:18), das Leistungszentrum Cottbus (19:15) und die HSG Schwanewede/Neuenkirchen (22:16) sicherten ihnen das Bundesliga-Startrecht schon am ersten Tag des zweitägigen Turniers. Die Ismaninger wussten, dass sie ihr Vorhaben in der Partie gegen Schwanewede perfekt machen konnten, und zunächst lief auch ihr Spiel perfekt. Mittelmann Benedikt Kellner führte wie schon zuvor klug Regie und setzte immer wieder Kreisläufer Marc Simon in Szene. 11:6 führten die Ismaninger nach der ersten Halbzeit, ließen den Gegner aber kurz nach der Pause wieder bis auf zwei Tore herankommen. Dann die Schlüsselszene: Torhüter Markus Winkler hält einen Siebenmeter, im Gegenzug trifft Kellner. In den letzten fünf Minuten lässt Ismanings Abwehr nur noch einen Gegentreffer zu.

Viel länger hätte die Qualifikation nicht mehr dauern dürfen, sagt Christoph Kellner, der das Team der Jahrgänge 1997/98 zusammen mit Jarek Rolka trainiert: "Das war schon brutal." Binnen acht Wochen absolvierten Ismanings Handballer fünf Turniere: In der ersten bayerninternen Qualifikation schlugen sie in eigener Halle alle Konkurrenten, in Runde zwei in Günzburg verpassten sie Platz eins und die Berechtigung für ein weiteres Heimturnier um ein Tor. Als beim Turnier in Konstanz am Bodensee dann die Gegner aus Baden-Württemberg dazu stießen, kamen die Ismaninger nur durch einen Sieg über Günzburg im letzten Moment weiter. In Waiblingen verpassten sie es dann, das Finale zu gewinnen und direkt aufzusteigen. Im letzten Turnier in Ahlen klappte es dann. Und weil man im Verlauf der Turniere immer wieder auf die Kontrahenten aus Konstanz getroffen war und sich mit ihnen angefreundet hatte, wurde am Ende auch gemeinsam gefeiert: Auch die HSG Konstanz schaffte es in Ahlen als Sieger der Parallelgruppe in die Bundesliga.

Ausschlaggebend seien "der Kopf und der Wille" der Ismaninger gewesen, sagt Christoph Kellner im Rückblick. Kellner weiß, was das Erreichen der Bundesliga für die Mannschaft, um die er sich trotz seiner erst 22 Jahre schon seit einigen Jahren kümmert, bedeutet. Vor vier Jahren hatte er selbst für den TSV Haunstetten in der damals neu gegründeten JBLH gespielt. Nun wiederholte er den Erfolg als Trainer des TSV Ismaning - und als Trainer seines Bruders Benedikt. Der 16-Jährige, mittlerweile vom DHB als Talent gesichtet, gehörte in den Qualifikationsrunden zu den herausragenden Akteuren, genauso wie Abwehrspieler Leo Udovicic und die Torhüter Markus Winkler und Jakob Kiebler. Dabei konnte Letzterer die Fahrt ins 620 Kilometer entfernte Ahlen gar nicht mit antreten, weil er zeitgleich in Fehmarn um die Deutsche Meisterschaft im Kitesurfen antrat - und Zweiter bei den Junioren wurde. Neu ins ansonsten eingespielte Ismaninger Team gekommen war Rückraumspieler Manuel Riemschneider aus Eichenau, der in seinem Heimatverein längst eine feste Größe im Landesligateam ist und im Vorjahr einen Jugend-Bundesliga-Versuch beim TSV Allach unternommen hatte. Damals hatte es mit der Qualifikation nicht geklappt. Dafür war Martin Haider, der die Allacher Jugend trainiert hatte, jetzt einer der ersten, die dem TSV Ismaning über Facebook gratulierten.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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