Handball:Müller gegen Müller: 1:1

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Hiergeblieben: Hachings Matthias Salger kann Max Haberthaler nicht mehr am Wurf hindern, dessen vier Tore reichen am Ende aber auch nicht. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Anzings Bayernliga-Handballern bleibt nach Niederlage gegen Haching nur die Hoffnung

Von Lisa Meyer, Markt Schwaben

Zwischen Vater und Sohn stand an diesem Abend nicht nur der Tisch des Kampfgerichts. Marco Müller, der Sohn und Trainer der Handballer des TSV Unterhaching, hatte Revanche zu nehmen für die erlittene Niederlage im Hinspiel. Für Vater Hubert, Trainer des SV Anzing, ging es um nichts weniger als die letzte kleine Chance auf den Klassenerhalt.

Familienduell, Lokalderby, Abstiegskampf - diese brisante Konstellation hatte bereits vor der Partie wilde Spekulationen hervorgerufen. Würde Anzing der Sieg etwa geschenkt, wo doch Gegner Haching auf die Punkte nicht mehr angewiesen war? Würden die Familienbande das Spiel beeinflussen? Würde Haching Gnade walten lassen? Beide Trainer schüttelten energisch die Köpfe. "Nein, es sind keine Bestechungsgelder geflossen. Jeder konnte sehen, dass wir heute alles gegeben haben", sagte Müller junior. "Die Hachinger haben uns keinen Millimeter geschenkt", ergänzte Müller senior. Gegen Mitleid sprach letztlich auch das Ergebnis: Gastgeber Anzing verlor 28:29 (11:13).

In beiden Halbzeiten das gleiche Spiel: Haching verschaffte sich eine schnelle Führung, doch Anzing war nicht abzuschütteln und kämpfte sich wieder heran. Dem SV gelang der Ausgleich, Haching wurde wachgerüttelt und behielt in den entscheidenden Situationen klaren Kopf, während es Anzing nicht gelang, das Spiel zu seinen Gunsten zu drehen. Nach der knappen Niederlage muss sich Anzing nun endgültig mit dem viertletzten Platz abfinden.

Die Hauptschuld daran trug aus Sicht des Anzinger Trainers vor allem Hachings ehemaliger Bundesligaprofi Thomas Schibschid. Bei seiner Spielanalyse geriet Hubert Müller fast ins Schwärmen: "Ohne die anderen Unterhachinger abwerten zu wollen: Heute hat der SV Anzing gegen den TSV Schibschid verloren." Dessen "wahnsinnige Erfahrung" gepaart mit seinem Auge nebst tollen Anspielen hätten den Unterschied gemacht. "Er hat nicht nur alles vorbereitet, sondern auch viele Tore selbst gemacht. Von allen Positionen."

Lob gab es auch für den gegnerischen Trainer: "Ich denke, mein Sohn kann glücklich sein, dass er so einen Spieler in seiner Mannschaft hat. Aber er macht natürlich auch eine hervorragende Arbeit." Dem eigenen Team konstatierte Müller senior eine kämpferisch tadellose Leistung, lediglich an Cleverness habe es gefehlt, was sich vor allem bei der Chancenverwertung gezeigt habe: "Da sind die Hachinger einfach abgeklärter."

Dem Plus an Erfahrung schrieb auch sein Sohn den eigenen Erfolg zu, und einer gehörigen Portion Motivation: "Auch wenn wir nicht mehr absteigen können, das Spiel war für uns sehr wichtig", sagte Marco Müller. "Mein Vater hat im Dezember in unserer Halle gewonnen, das durfte ich mir die ganzen Weihnachtsfeiertage zu Hause anhören." Während Müller junior schon die nächste Bayernligasaison planen kann, muss Müller senior noch zittern. Auch wenn am elften Tabellenplatz kein Weg mehr vorbeiführt, hat er die Hoffnung auf den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben. "Der viertletzte Platz ist abhängig von der dritten Liga und von allem, was oberhalb der Bayernliga noch passiert, selbst in der zweiten und ersten Liga", weiß Hubert Müller. In den vergangenen Jahren sei nach Saisonende noch viel passiert: Lizenzentzüge, Rückzüge aus finanziellen Gründen. Nur in diesem blieb es bislang ruhig: "Aber jetzt warten wir einfach mal ab, eine kleine Chance besteht noch."

Getrübt wird die Hoffnung allerdings durch das Spielgeschehen in der dritten Liga, denn zum sicheren Absteiger TSV Friedberg wird sich in Rödelsee oder Fürstenfeldbruck mit großer Wahrscheinlichkeit ein zweiter bayerischer Verein gesellen.

Egal ob sein Team in der Bayernliga bleibe oder in der Landesliga den Wiederaufstieg anpeile, die nächste Saison werde hart, glaubt Hubert Müller. Hart wird es auch für den Sohn: "Ich flieg jetzt halt aus dem Testament", prognostizierte Marco Müller schmunzelnd. "Aber damit muss ich leben. Das war es wert."

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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