Handball:Mehr Varianten, mehr Qualität

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Die Speiche ist mit einer Metallplatte stabilisiert, Amelie Bayerl hofft auf eine Rückkehr im Januar. (Foto: Günther Reger)

Drittligist HCD Gröbenzell geht mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Handbruch, das klingt bei einer Handballerin gleich nach Totalschaden. Dafür wiederum klingt Amelie Bayerl recht gelöst. Im Drittliga-Heimspiel des HCD Gröbenzell vor einer Woche hat sie sich die linke Hand gebrochen. "Zum Glück", sagt die 18-Jährige, denn sie ist Rechtshänderin. Natürlich konnte sie ihrer Mannschaft an diesem Wochenende nicht aktiv behilflich sein. Gröbenzell hat die Auswärtspartie beim hoch eingeschätzten VfL Waiblingen dennoch sehr souverän gemeistert und überraschend deutlich mit 29:23 Toren gewonnen. Gröbenzell geht damit nach Minuspunkten gleichauf mit Tabellenführer Allensbach in die Winterpause. Nur weil der HCD ein Spiel weniger ausgetragen hat als die Konkurrenz, ist er momentan lediglich Dritter.

Trainer Hendrik Pleines hatte vor der Saison an die Welle erinnert, auf der seine Mannschaft in der so erfolgreichen Vorsaison vom ersten Spieltag an bis in die Aufstiegsrelegation gesurft war, verbunden mit der Hoffnung, dass dies erneut gelinge. Tat es nicht. Der Saisonstart geriet holprig, "wir mussten uns etwas länger abstrampeln", blickt Pleines zurück. Mittlerweile läuft es wieder rund. Was im Württembergischen gut zu beobachten war.

Der VfL gilt als heimstark und stand zudem unter dem Druck, mit einer Niederlage den Anschluss an die vordere Region zu verlieren. Der HCD hatte neben dem Ausfall von Bayerl, die zuletzt in bestechender Form agiert hatte, auch den von Verena Obermeier zu verkraften. Die zählt zu den vielen hoch Talentierten im Team, ist auf Rechtsaußen und am Kreis eine wichtige Alternative, aber ein eingeklemmter Wirbel bereitet derzeit Probleme.

Die Mannschaft ist mittlerweile in der Lage, solche Nackenschläge wegzustecken. Zum einen, weil der Kader so maß- wie sinnvoll ergänzt wurde und alle Positionen doppelt und mit hoher Qualität besetzt sind. Zudem wurde in der Vorbereitung das Repertoire an Deckungssystemen erweitert. "Wir können jetzt im Spiel reagieren", sagt Pleines. Gegen Waiblingens wuchtigen und wurfstarken Rückraum ließ der HCD-Trainer anfangs mit einer offensiven 3:2:1-Variante decken. Was den VfL vor Probleme stellte. Gröbenzell lag zwar schnell 0:3 hinten, ist aber auch durch derlei Störungen im Bewusstsein der eigenen Qualität nicht mehr aus dem Konzept zu bringen. Bei 4:3 war das Spiel schnell gedreht, fortan legte der Gast vor. Zur Pause betrug die Führung erstmals drei Treffer (13:10).

Als Waiblingen nach dem Wechsel zusehends Lösungen gegen die offensive Abwehr des HCD fand und auf 18:20 verkürzte, änderte Pleines die Deckung auf eine defensive 6:0-Variante. Mit dem gewünschten Erfolg: Näher sollten die Gastgeberinnen dem Titelmitfavoriten nicht mehr kommen. In der Schlussphase erlahmten die Kräfte beim Gegner, Gröbenzell hielt das Tempo dagegen hoch. Ein weiterer Pluspunkt, resultierend aus dem hohen Niveau im breiten Kader und einer intensiven Vorbereitung.

Nun hat die Mannschaft bis zum 14. Januar Pause, was freilich nur auf den Wettbewerb zutrifft. Pleines lässt noch zwei Wochen üben, passt das Training aber den Befindlichkeiten seiner Spielerinnen an. Aline Fischer etwa, deren Knie sich ob der großen Belastung und einer schweren Verletzung aus dem Vorjahr gemeldet habe, wird individuell trainieren. Denn gerade die routinierten Spielerinnen wie Aline und Sina Fischer oder Vera Balk hatten in den jüngeren Partien großen Anteil am Erfolg.

Verena Obermeier wird bald ins Training zurückkehren, für Amelie Bayerl kann man das nicht sagen. Ihre Speiche wurde mit einer Platte und fünf Schrauben stabilisiert, die Juniorennationalspielerin hofft aber, schon in der ersten Januarwoche wieder mit dem Ball üben zu können. Ende Januar ist der nächste Lehrgang mit der deutschen Auswahl, "vielleicht bin ich dann wieder dabei", sagt die 18-Jährige. Denn neben dem Aufstieg in die zweite Bundesliga mit Gröbenzell hat Bayerl ein weiteres großes Ziel: die Juniorinnen-Weltmeisterschaft im August.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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