Handball:Lädierter Primus

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Hiergeblieben: Nicht nur für Spielgestalter Falk Kolodziej (li.), der fünf Tore erzielte, war die Partie gegen Kornwestheim eine zähe Angelegenheit. (Foto: Matthias F. Döring)

Drittliga-Tabellenführer Fürstenfeldbruck schlägt Kornwestheim 33:31. Benedikt Hack droht nach einer Knieverletzung das Saison-Aus.

Von Jonas Kraus, Fürstenfeldbruck

Am Ende fiel der Jubel von Martin Wild etwas gedämpfter aus als üblich. Zwar klatschte der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer mit allen seinen Spielern ab, umarmen aber wollte er sie nicht. Diese ungewohnte Zurückhaltung lag nicht daran, dass er mit dem etwas zähen 33:31-Sieg über den SV Kornwestheim nicht zufrieden gewesen wäre. Vielmehr hinderte den an der Seitenlinie ansonsten sehr aktiven Coach eine Armmanschette, die er nach einer Operation am Ellbogen tragen muss, an seiner gewohnt emotionalen Art der Teamführung. Doch nicht nur die eingeschränkte Mobilität beschäftige den Trainer. Vielmehr war Wild schon kurz nach Abpfiff dabei, sich neue Aufstellungsvarianten einfallen zu lassen. Denn wie es in Fürstenfeldbruck schon fast Tradition ist, hat das Verletzungspech in den ersten Spielen der Rückrunde wieder zugeschlagen.

Zum Lazarett um den linken Rückraumspieler Alex Leindl, der wegen einer Schulterverletzung fehlt, gesellte sich am Samstag Eigengewächs Benedikt Hack, 20. Bei einem schönem Sprungwurf samt Tor verdrehte sich der letzte fitte Linkshänder in der Mannschaft bei der Landung das Knie, sank sofort zu Boden und konnte nur gestützt das Spielfeld verlassen. Eine Prognose wollten weder Hack noch Wild abgeben, alles andere als eine Bänderverletzung käme aber überraschend.

Während also die mutmaßlich schwere Verletzung etwas aufs Gemüt der mehr als 800 Zuschauer in der einmal mehr voll besetzten Wittelsbacherhalle drückte, war es Wild nach dem Spiel wichtig, die positiven Aspekte des zehnten Sieges in Serie hervorzuheben. Zwar habe seine Mannschaft "kein Feuerwerkspiel" hingelegt, einmal mehr aber bewiesen, dass sie auch Spiele gewinnen kann, in denen mehr Kampf als Spielkunst gefordert ist. "So leicht wirft uns nichts aus der Bahn", sagte Wild.

Das war eindrucksvoll zu beobachten. Souverän war der Aufritt der Brucker anfangs nämlich nicht, immer wieder gingen die Gäste in Führung, immer wieder gelang es dem Spitzenreiter aber, zurückzuschlagen. Erst Hack brachte die Panther nach knapp neun Minuten mit seinem für ihn fatalen Tor zum 5:4 zum ersten Mal in Führung. Diese baute Fürstenfeldbruck zwar nicht aus, die ebenfalls ersatzgeschwächten Gäste aus Baden-Württemberg, die nur mit acht Feldspielern angereist waren, konnten sich aber auch nicht absetzen. "Meine Jungs haben eine starke Moral bewiesen", sagte Wild. Nur die Chancenverwertung hatte dem Trainer nicht gefallen, gleich mehrfach ließen seine Spieler hochkarätige Möglichkeiten liegen.

Dennoch: "Wir hatten das Heft des Handelns in der Hand", sagte Wild und meinte damit vor allem den Auftritt im zweiten Durchgang. Nach dem 16:16 zur Pause kam der Tabellenführer, angeführt vom siebenmaligen Torschützen Sebastian Meinzer, schwungvoll aus der Kabine und setzte sich mit drei schnellen Toren ab. Kornwestheim, das mit einer offensiven Abwehrformation überraschte, ließ sich aber nicht abschütteln und verkürzte auf einen Treffer. Letztlich setzten sich die Panther, die in den entscheidenden Aktionen mit dem Selbstverständnis eines souveränen Tabellenführers agierten, verdient durch.

Hektisch wurde es nur kurz vor Schluss, als sowohl Wild als auch der Trainer des Tabellenneunten, Alexander Schurr, mehrmals mit Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns haderten. Wild regte sich trotz Handicaps so sehr auf, dass er verwarnt wurde. "Emotionen gehören halt dazu", sagte er und schob lachend nach: "Vielleicht war es gut, dass ich nur einen Arm zur Verfügung hatte."

Die Genesung des Trainers dürfte indes schneller voranschreiten als die seiner Spieler. Leindl fällt noch lange aus, bei Hack steht das Saison-Aus im Raum. Wild wird sich also auf Rechtsaußen kreative Varianten einfallen lassen müssen. Denn auch der am Kreuzband verletzte Max Horner, ebenfalls Linkshänder, trainiert zwar wieder mit der Mannschaft, braucht aber noch einige Wochen, um die nötige Wettkampfhärte wiederzuerlangen. "Wir werfen ihn nicht einfach rein jetzt", sagte Wild. Stattdessen werde man improvisieren, das sei man ja aus den letzten Jahren nicht anders gewohnt.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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