Handball:Kleines Lob

Lesezeit: 2 min

Korbinian Lex und Keeper Michael Luderschmid stoppen Halles Angriff. (Foto: Günther Reger)

Die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck dominieren den Tabellenletzten Halle nach Belieben und bekommen sogar Anerkennung vom Weltmeister

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck - Ein bisschen kam das neueste Sieger-Selfie, das Fürstenfeldbrucks Handballer gleich über die sozialen Medien verbreiteten, daher wie eines dieser Wimmelbilder für kleine Kinder. Auf den ersten Blick nämlich ist der prominente Besucher gar nicht zu erkennen, der sich da unter die Brucker Drittliga-Handballer gemischt hatte. Dominik Klein, 1,90 Meter groß und für einen Vertreter seiner Sportart ein körperlich eher moderates Geschöpf, machte den Bruckern in der Kabine seine Aufwartung. Zuvor hatte sich der 31-jährige Nationalspieler vom THW Kiel, der in seiner Laufbahn alle möglichen Titel, auch den des Weltmeisters, gewonnen hat, das siebte Saisonspiel des TuS Fürstenfeldbruck angeschaut, das dieser gegen Halle ungefährdet mit 39:26 gewann. Die Partie lief schon wenige Minuten, als Klein, der noch immer verletzt und gerade zu Besuch in der Heimat seiner aus Ismaning stammenden Ehefrau ist, zur Hallentür herein kam und zunächst nur von den Kassierern bemerkt wurde. Später stand er dann für unzählige Fotos bereit, ließ sich in der Pause vom Hallensprecher befragen und verfolgte die Partie sodann auf einer dieser Heizkörperabdeckungen oberhalb der Tribüne. Er habe Fürstenfeldbruck nun häufiger auf dem Schirm, weil es in einer Liga mit dem TV Großwallstadt spiele, sagte Klein. Dort hatte der gebürtige Unterfranke einst seine Handballkarriere gestartet. Und so kriege er auch die Brucker Ergebnisse mit und dass es "hier einen Aufschwung und Euphorie gibt". Dafür, wie die 800 Zuschauer in der Wittelsbacher Halle die Gastgeber anfeuerten, bedankte sich hinterher auch deren Trainer Martin Wild: "Unglaublich, was bei uns hier los ist." Seine Mannschaft beantwortete die von der Tribüne ausgesandten Begeisterungssignale mit bedingungslosem Einsatz, überfallartigem Angriffsspiel und einer extrem offensiven Abwehr. Die körperlich massiven Hallenser waren dem jugendlichen Überschwang der Brucker in keiner Phase des Spiels gewachsen, ihre Rückraumschützen taten sich schwer, sich gegen eine weit vorrückende Brucker Verteidigung, die ohne Tobias Prestele operierte (Hochzeitsreise), in Position zu bringen. Schnell wuchs der Vorsprung der Gastgeber an, mehrmals im Spiel hatten sie doppelt so viele Tore wie der Gegner erzielt: beim 6:3 (6.), 10:5 (14.), 14:7 (20.) oder beim 24:12 (32.). Waren die ersten Begegnungen in der Ost-Staffel der dritten Liga für die Brucker noch eine umkämpfte Angelegenheit gewesen, so wuchs sich die Partie gegen das Schlusslicht aus Sachsen-Anhalt zu einem kleinen Schützenfest aus. Ausgerechnet der elfmalige Torschütze, Rechtsaußen Marcus Hoffmann, verpasste am Ende die magische Marke. "Wir haben alle auf das 40. Tor gewartet", grinste sein Trainer Martin Wild hinterher, wohl wissend, dass der Schütze des 40. Tores einem ungeschriebenen Gesetz zufolge einen Kasten Bier spendieren muss. Hoffmann, der nach einer Verletzung seit Saisonbeginn wieder dabei und umtriebig wie eh und je auf der rechten Außenbahn unterwegs ist, gab sich aber auch angesichts von 12:2 Punkten und Tabellenplatz drei bescheiden: "Jeder Punkt, den wir holen, ist einer gegen den Abstieg." Man habe sich "ein gutes Polster erarbeitet", befand Trainer Wild, die starken Gegner aber kämen noch. Deshalb war nun die Zeit reif, dem Nachwuchs eine Chance zu geben, und so durfte Fabian Allmendinger, der dritte Torhüter, in der Schlussviertelstunde zwischen die Pfosten. Er glänzte sogleich mit einem Traumpass auf den weit entrückten Marcus Hoffmann, der zum 35:20 führte, und später mit diversen Paraden. Die verzückten Brucker Fans spendeten Szenenapplaus und der 18 Jahre alte Novize gab die Begeisterung zurück: "Es ist schon geil, vor so einem Publikum so eine Chance zu bekommen."

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: