Handball:Kapriole im Schmierentheater

Lesezeit: 2 min

Amelie Bayerl und ihre Teamkolleginnen lassen sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen. Die HCD-Regisseurin erzielte gegen Birkenau drei Treffer. (Foto: Günther Reger)

Weil der SC Korb sein Aufstiegsrecht wider alle Ankündigungen nun plötzlich doch wahrnehmen will, hofft Frauen-Drittligist HCD Gröbenzell auf eine Relegationsrunde.

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Gerüchte habe er schon vor drei Wochen gehört, erzählt Hendrik Pleines. Nun sind sie Gewissheit, fügt der Trainer der Gröbenzeller Drittliga-Handballerinnen wenig amüsiert hinzu: "Das ist ein Schmierentheater." Pleines spricht von der Kapriole des Konkurrenten SC Korb. Der Tabellenführer hatte im Dezember völlig überraschend den Rückzug aus der Liga verkündet. Für den HCD, der ebenfalls nach oben strebt, keine schlechte Nachricht. Der Hauptkonkurrent war plötzlich aus dem Rennen, nach Minuspunkten liegen Primus Korb (29:9) und Gröbenzell (27:9) gleichauf. Die Korber Mannschaft, so ließ sie verlauten, wolle sich mitsamt Trainer Jürgen Krause dem VfL Waiblingen anschließen, um so gestärkt kommende Saison aufzusteigen. Doch so lange muss Waiblingen nun nicht warten, die beiden Nachbarklubs haben wider alle ursprünglichen Aussagen eine Spielgemeinschaft vereinbart. Angesichts dieser Neuigkeit geriet das Sonntagsspiel gegen den Vorletzten Birkenau fast zur Nebensache, der HCD zeigte aber die richtige Reaktion und gewann überlegen mit 33:22 Toren.

Gröbenzell bleibt damit Zweiter hinter dem SC Korb, der am Wochenende dem Tabellendritten TV Möglingen mit 32:23 die Grenzen aufzeigte. Nach Lage der Dinge wird der Primus auch nicht mehr von der Spitze zu verdrängen sein, Korbs Restprogramm ist ein Spiel kürzer und deutlich leichter als das von Gröbenzell. Selbst wenn der HCD seine restlichen vier Partien gewinnt, spricht der direkte Vergleich für den SC Korb, der zweimal gegen den HCD gewonnen hat. Nutznießer wird dann der VfL Waiblingen sein, der trotz großem Budget nur Tabellenachter ist. "Der Klub war mir vorher schon nicht sonderlich sympathisch", sagt Pleines unverblümt über den Konkurrenten aus Baden-Württemberg, "die bekommen jetzt die zweite Bundesliga auf dem Tablett serviert, aber mit sportlichem Erfolg hat das nichts zu tun."

Auch wenn die Aussichten auf Platz eins, der direkt in die zweite Bundesliga führt, nicht besonders groß sind, wird sich Gröbenzell nicht vorzeitig geschlagen geben. Was das Team am Sonntag eindrucksvoll bewiesen hat. Das Hinspiel gegen Birkenau, das wegen einer Spielverlegung gerade einmal drei Wochen her ist, hatte der HCD auswärts 33:24 gewonnen. "Da ist es nicht so einfach, nicht zu glauben, dass es wieder so einfach wird", sagte der Trainer. Seine Mannschaft aber ging die Aufgabe mit der nötigen Ernsthaftigkeit an.

Fünf Minuten benötigten die Gastgeberinnen, um in das Spiel zu finden, dann "sind wir sehr konzentriert und dominant aufgetreten", so Pleines. Dem 3:3 ließ Gröbenzell einen 5:0-Lauf folgen, die Gäste hatten dem schnellen Spiel des HCD fortan nicht mehr viel entgegenzusetzen. 18:9 führte der Gastgeber zur Pause, die Partie war vorentschieden. Die zweite Halbzeit konnte der Gröbenzeller Trainer nutzen, um taktische Varianten unter Wettbewerbsbedingungen zu überprüfen. "Wir haben alle drei Minuten die Aufstellung geändert und alle möglichen und unmöglichen Konstellationen gespielt", erklärte Pleines. Was zu einem kleinen Bruch im Spiel führte, der aber nicht lange anhielt und am überdeutlichen Ergebnis letztlich nichts änderte. "Alle Spielerinnen haben gespielt und getroffen, ich bin sehr zufrieden", resümierte der Trainer. Pleines weiß nun, dass die neue Nachrichtenlage seinen Spielerinnen nicht zusetzt.

In der West-Gruppe führt Leverkusens Erstliga-Reserve, die aber darf nicht aufsteigen

Der Trainer versucht ohnehin, die Geschehnisse nicht übermäßig zu thematisieren, allein schon "weil wir noch sehr schwere Spiele vor uns haben". Am kommenden Samstag gegen den Tabellenfünften Freiburg etwa, die beste Mannschaft der Rückrunde. Und eine Woche später beim äußerst heimstarken Vierten Allensbach. Immerhin hat Gröbenzell auf Verfolger Möglingen drei Punkte Vorsprung, was insofern wichtig ist, da sich abzeichnet, dass es erneut eine Aufstiegsrelegation geben wird. In der West-Gruppe zum Beispiel führt die Reserve des Bundesligisten Leverkusen, die aber darf nicht aufsteigen. Außerdem gebe es Signale aus den anderen Gruppen, erzählt Pleines, dass nicht alle Vereine den Aufstieg auch wahrnehmen wollen. Gerüchte nur, sicher, die sich aber aus Sicht des HCD Gröbenzell gerne bewahrheiten dürfen.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: