Handball:Gut gepolstert

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Kaum zu halten: Brucks bester Schütze Sebastian Meinzer. (Foto: Günther Reger)

Drittligist Fürstenfeldbruck holt Remis beim TV Kirchzell

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Es gibt Wichtigeres als Handball. Selbst für Martin Wild, Trainer des Drittligisten TuS Fürstenfeldbruck. Am vergangenen Samstag hat sein Bruder geheiratet, weshalb Wild die knapp vierstündige Fahrt nach Kirchzell nicht antrat. "Das erste Mal seit zehn Jahren", so schätzte er, habe er ein Spiel verpasst. Alexander Raff, Manager-Nachfolger und Sohn von Erich Raff, vertrat Wild. "Ziemlich gut", so Wild, denn das 28:28 bei den Unterfranken ist ein weiterer Erfolg, sowie ein neuerlicher Beleg dafür, wie gefestigt das Team mittlerweile auftritt.

Vor allem die Schlussphase konnte beispielhaft für die Entwicklung der jungen Spieler stehen, Wild sieht darin aber die logische Konsequenz aus der Vorsaison, die er entgegen dem Empfinden vieler als "ziemlich gut" bezeichnet. Aufgrund einiger glücklicher Fügungen hat der TuS bekanntlich über eine Relegation die Klasse gehalten, um nun in der Drittklassigkeit seine Fähigkeiten zu offenbaren und weiterzuentwickeln. Die Bayernliga jedenfalls hätte keinen einzigen adäquaten Gegner zu bieten, so sind die Spieler Woche für Woche aufs Neue gefordert. Wie in Kirchzell, die Partie war von der ersten bis zur letzten Minute auf hohem Niveau ausgeglichen.

Im ersten Durchgang spielten sich Torhüter Michael Luderschmid und Rückraumschütze Sebastian Meinzer in den Vordergrund, Brucks bester Torschütze erzielte sieben seiner insgesamt acht Tore in den ersten 30 Minuten. "Er war nicht zu halten", bestätigte Raff, Meinzer erledigte die 14:13-Pausenführung von der 19. Minute an praktisch im Alleingang.

"Wir sind nicht so gut aus der Pause herausgekommen", musste Raff im zweiten Abschnitt feststellen, Kirchzell zog auf 22:19 (43. Minute) weg. Gerade in solchen Momenten zeigt sich die Stärke des Brucker Kollektivs. Denn es sind immer wieder andere Akteure, die Verantwortung übernehmen - und auch die Fähigkeiten dazu haben. In dieser Partie war es Alexander Leindl, Raff brachte das Talent nach einer Auszeit für die letzten 20 Minuten im rechten Rückraum - ein Glücksgriff. Denn der gerade mal 17 Jahre alte Linkshänder brachte viel Bewegung in das Fürstenfeldbrucker Angriffsspiel, setzte seine Nebenleute in Szene und erzielte drei Treffer. Unter anderem den entscheidenden: 33 Sekunden vor dem Schlusspfiff nahm Raff eine Auszeit, die Brucker lagen 27:28 in Rückstand. Der letzte Spielzug wurde besprochen, und einer mit reichlich Risiko gewählt: Linksaußen Philip Ball spielte ein Kempa-Zuspiel auf halb rechts, Leindl flog in den Wurfkreis, fing den Ball in der Luft und vollendete zum 28:28. Die verbleibenden zehn Sekunden verteidigte Bruck das Remis, auch keine Selbstverständlichkeit.

Der TuS Fürstenfeldbruck hat damit den dritten Tabellenplatz weiter gefestigt, weil Bad Neustadt verloren hat. Auch Rodgau musste seine erste Niederlage einstecken, der Zweite liegt nur noch einen Punkt vor dem TuS. Nur Zweitligaabsteiger Hüttenberg bleibt ohne Minuspunkt, für die Brucker ist das aber kein Maßstab. "Ich schaue immer noch auf die unteren Teams", gibt Trainer Wild gerne zu, "denn alles, was wir jetzt holen, bleibt ein Polster für den Klassenerhalt."

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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