Handball:Gemischte Gefühle

Lesezeit: 2 min

Der ersatzgeschwächte Drittligist TuS Fürstenfeldbruck verliert unglücklich beim Tabellenführer Kornwestheim und fällt auf den siebten Platz zurück.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Im ersten Moment war die gute Laune von Martin Wild ein wenig verwunderlich. Seine Mannschaft hatte gerade beim Tabellenführer Salamander Kornwestheim verloren, sehr knapp, reichlich unglücklich, mit 23:24 Toren. Den entscheidenden Treffer kassierte der TuS vier Sekunden vor der Schlusssirene, Wild wähnte den Ball vorher im Aus. Und dann hatte Fürstenfeldbruck gar noch selbst die gute Chance auf den Ausgleich, den ein technischer Fehler verhinderte, sonst hätte Gianni Huber freie Fahrt zum Salamander-Gehäuse gehabt.

So aber blieb es bei der knappen Niederlage, in einem Spiel, in dem sich die Brucker wenig ausgerechnet hatten, in dem ein Punkt "Gold wert" gewesen wäre, und auch die Unparteiischen Anteil hatten - zumindest aus Trainersicht. Detaillierter wollte sich Wild nicht äußern: "Ich habe das letzte Mal über die Schiedsrichter gesprochen, das lasse ich lieber." Das "letzte Mal" endete in einer 25:27-Heimniederlage gegen Oppenweiler, die neuerliche nun bringt das Ziel der Brucker in Gefahr. Das ist bekanntlich das Erreichen der ersten DHB-Pokalrunde, die einen attraktiven Gegner aus der Bundesliga verspricht. Die ersten Vier sind dazu berechtigt, dem TuS würde der sechste Platz genügen, weil die Reserven der Rhein-Neckar Löwen und Balingen ob ihrer ersten Mannschaften aus dem Ranking fallen.

Nach der Niederlage in Kornwestheim nun steht der TuS auf Platz sieben, hat es aber noch selbst in der Hand, den notwendigen Platz in der Tabelle zu klettern. Dafür muss der TuS seine beiden letzten Spiele gewinnen, ganz einfach.

Einfach gewinnen? Beim Primus musste Wild in Gianni Huber und Ole Schwagerus zwei Akteure aus der Landesliga-Reserve verpflichten, um überhaupt einen quantitativ wettbewerbsfähigen Kader auf das Parkett zu bringen. Denn neben den Kreuzband-Patienten Leindl und Engelmann fehlten noch Maximilian Lentner, Philip Ball und Tobias Prestele berufs- oder studienbedingt, Tizian Maier riss im Training ein Band im Sprunggelenk, seine Saison ist beendet. Das Notteam erwies sich wider aller Befürchtungen auch qualitativ als konkurrenzfähig, was vor allem an feinen Leistungen von Johannes Stumpf (7 Tore), Korbinian Lex (5) und Neuling Matthias Hild (4) lag. Sowie an dem in Glanzform agierenden Torhüter Michael Luderschmid.

Der Gegner konnte über so viel Elend nur staunen, Kornwestheim hat einen derart üppig besetzten Kader, dass Trainer Alexander Schurr blockweise auswechselt - ohne signifikanten Qualitätsverlust. Kornwestheim, früher jahrelang in der zweiten Bundesliga notiert und nach einigen Fusionsabenteuern mit Blickrichtung erste Liga abgestürzt, ist nun auf dem Weg zurück in den Profi-Handball. Jedenfalls ist der Klub mit seiner traditionell guten Jugendarbeit erster Anwärter auf den Aufstieg. Der TuS wusste dies trotz aller Probleme in Gefahr zu bringen: Nach einer starken Anfangsphase des Tabellenführers (7:3, 12. Minute) drehte Bruck das Spiel, führte zur Halbzeit 12:11 und zwischenzeitlich gar mit vier Treffern (16:12, 36.). Letztendlich reichte es trotz Leidenschaft und Einsatz nicht, es fehlte Glück - und Kraft, denn alle Stammspieler mussten 60 Minuten durchackern.

Weshalb Wild von "gemischten Gefühlen" sprach, einerseits war er stolz auf die Leistung seines letzten Aufgebots, andererseits hätte ein Remis die Ausgangslage für die beiden finalen Spiele entspannt. "Wir haben Moral gezeigt", sagte er trotzig, man könne angesichts der widrigen Voraussetzungen "einiges Positives aus dem Spiel ziehen". Ein Satz, den man von ihm schon öfter gehört hat.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: