Handball:Fluoreszierendes Date

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Wie souverän Tobias Prestele und die Fürstenfeldbrucker Handballer durch die Ost-Gruppe der dritten Liga marschieren, ist bemerkenswert. (Foto: Günther Reger)

Drittliga-Heimspieltag mit Gröbenzells Frauen: TuS Fürstenfeldbruck festigt mit 31:26 gegen Bad Neustadt den zweiten Platz

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Zum "Drittliga-Date" sollte es etwas ganz Besonderes sein, klar. Und so winkten Fürstenfeldbrucks Handballfans ihren Lieblingen mit zwanzig neuen, anderthalb Quadratmeter großen Fahnen in den Vereinsfarben rot und weiß entgegen, während die Protagonisten unter dem Jubel der knapp 1000 Zuschauer einzeln in die Wittelsbacher Halle gerufen wurden und dabei erstmals an ihren eigenen Namen vorbeilaufen durften, die in großen rot-weißen Lettern auf den Hallenboden projiziert wurden. So eine Erfolgsserie, wie sie die Handballer in der laufenden Saison in der dritten Liga Ost abliefern, schafft mit der Zeit auch Begehrlichkeiten, weshalb sie sich beim TuS Fürstenfeldbruck nicht nur sportlich laufend selbst zu übertreffen versuchen, sondern auch in der Fähigkeit, den Sport zum Spektakel werden zu lassen.

Dass ein über die Maßen begeisterungsfähiges Publikum in Fürstenfeldbruck mittlerweile ein Grund dafür ist, dass die Handballer ständig Bestleistungen abliefern, hat sich auch bei der Konkurrenz herumgesprochen. "Von der Stimmung her ist das Spitze in der dritten Liga", weiß Falk Kolodziej, der im Vorjahr noch die Impulse gab im Brucker Spiel, dann aber - als der TuS zwischenzeitlich als abgestiegen galt - zum Ligakonkurrenten Bad Neustadt wechselte. Als Gegner kam er am Samstag in die Wittelsbacher Halle zurück, ordentlich mit Applaus begrüßt vom Brucker Publikum, aber dennoch offenbar in Sorge, dass sein neues Team dem Radau in der Halle nicht standhalten könnte. "Wir sind vielleicht ein bisschen nervös geworden vor solch einer Kulisse", versuchte sich der 22-Jährige an einer Erklärung, nachdem seine Mannschaft dann auch als Verlierer aus der Wittelsbacher Halle gehen musste. Der 31:26-Sieg der Brucker Panther, wie sie sich nennen, war deren elfter in der laufenden Saison, mit 23:7 Punkten haben sie, obwohl erst die Hälfte der Spielzeit vorbei ist, nur einen Zähler weniger gesammelt als in der ganzen Vorsaison. Lohn der Mühen ist ein von niemandem erwarteter zweiter Tabellenplatz hinter Zweitligaabsteiger TV Hüttenberg, der in 15 Saisonspielen bislang kein einziges Mal patzte, - aber vor den stärker eingeschätzten Teams von Elbflorenz und eben Bad Neustadt.

Die Bad Neustädter gaben dennoch den erwartet schweren Gegner ab an diesem Abend, an dem die Handballer zu besagtem "Drittliga-Date" geladen hatten: erst das Drittliga-Punktspiel der benachbarten Handballerinnen aus Gröbenzell, dann ihr eigenes. Die Gäste aus Unterfranken lagen in der ersten Halbzeit mehrmals knapp vorne, wurden vom TuS mehrmals ein- und auch mal überholt, doch keines der beiden Teams erwies sich bis zum 16:16-Pausenstand als das überlegene. Bad Neustadt profitierte zunächst von der Treffsicherheit seines besten Torschützen, Jan Wicklein, der fünf der ersten sieben Neustädter Tore erzielte. Und Gary Hines, cooles Sprungwunder aus den USA, zeigte beim Treffer zum 11:11, warum die Fans ihn nicht nur seiner grellroten Handballstiefel wegen lieben, die bei jedem seiner Schritte fluoreszierende Leuchtsignale aussenden: Mit seiner gewaltigen Sprungkraft schraubte sich der nur 1,80 Meter große Handballer derart hoch in die Luft, dass man Bedenken haben musste, er käme nicht mehr herunter.

Nach der Pause gelang den Bruckern dann immer besser, womit sie zuvor bisweilen noch Schwierigkeiten gehabt hatten: Mit unglaublicher Verteidigungsbereitschaft hielten sie nicht nur die Neustädter Angreifer vom Tor fern, sondern eröffneten sich selbst jene Möglichkeiten zum schnellen Gegenstoß, ihrer schärfsten Waffe. Sie lagen die ganze zweite Hälfte über in Führung, zunächst knapp, nach einem sehenswerten Treffer des 17-jährigen Rechtsaußens Alexander Leindl zum 24:21 (44.) erstmals mit der Aussicht, einem weiteren als Spitzenteam der Liga gehandelten Gegner zwei Punkte abzunehmen. Bad Neustadt kam durch zwei Treffer von Hines zwar beim 25:24 (51.) noch einmal gefährlich nahe, doch Sebastian Meinzer, mit sieben Treffern auch diesmal erfolgreichster TuS-Schütze, stellte mit zwei Toren in Folge vorentscheidend auf 27:24 (53.).

Zum zweiten Mal in dieser Spielzeit gelangen den Brucker Handballern fünf Siege in Serie. Der Vorsprung von fünf Toren fiel am Ende sogar noch deutlich aus, auch "weil wir als Mannschaft funktioniert haben", wie TuS-Trainer Martin Wild hinterher fand. Auch Falk Kolodziej schaffte noch ein spätes Tor gegen die ehemaligen Kollegen, das aber war's dann. "Herbstvizemeister", brüllten die Brucker über die sozialen Medien in die Welt hinaus, und das will langsam so gar nicht mehr zum Saisonziel Klassenerhalt passen. Auf eine Neudefinition dessen, was sie schaffen wollen, will sich Wild nicht einlassen. Dennoch könnte das eigentliche Ziel schon alsbald erreicht sein: Mit einem Sieg über Gelnhausen zum Rückrundenauftakt nächsten Samstag vor heimischer Kulisse könnten sie nicht nur den Jahreswechsel auf Platz zwei zubringen, sondern hätten dann schon jene Zahl an 25 Punkten erreicht, die als ausreichend für den Ligaverbleib angesehen wird.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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