Handball:Falsche Entscheidungen

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Der TuS Fürstenfeldbruck verliert in Kronau und steckt nun endgültig tief im Abstiegskampf der dritten Liga. Seitdem ihnen 13 Punkte abgezogen wurden, spielen die Nerven der Spieler in wichtigen Phasen eine immer größere Rolle.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

"Ich kann das langsam nicht mehr hören", sagt Martin Wild. Vielleicht auch deshalb, weil der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer nur zu genau weiß, dass ihm genau dieses Thema weiterhin wie zäher Kaugummi an den Hacken kleben bleibt. Seit seiner Mannschaft 13 Punkte in der Südgruppe der dritten Liga wegen eines Passvergehens abgezogen wurden, hat sich die Saison diametral gedreht. Vorher war der TuS ein Anwärter auf die zweite Bundesliga, seither ist er ein Abstiegskandidat. Mit allem, was dazugehört, wie Wild am Wochenende schmerzhaft erfahren musste. Denn die engen Partien, die der TuS bisher mit dem Schwung und dem Renommee des Erfolgsteams in Serie gewinnen konnte, gehen nun knapp und oft unglücklich verloren. Wie das 27:30 bei der Reserve des deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen, die den ursprünglichen Namen SG Kronau-Östringen II behalten hat.

Kaderplanung? Momentan gibt es wichtigere Themen, sagt Wild

Wild kann diese These mit Zahlen stützen, so sei das Siebenmeter-Verhältnis von 8:2 ebenso auffällig zugunsten des Gastgebers ausgefallen wie das der Zeitstrafen. Kronau kassierte zwei, der TuS musste siebenmal in Unterzahl agieren. Und ja, so Wild weiter, natürlich spielt dieses Thema in den Köpfen "eine riesen Rolle". Er sei sogar überzeugt, dass "wir dieses Spiel in der Hinrunde nicht verloren hätten".

Dabei hatte seine Mannschaft recht souverän begonnen, die erste Halbzeit weitgehend dominiert und mit einer 15:13-Führung erfolgreich abgeschlossen. Doch wenn es eng wird, spielen die Nerven eine entscheidende Rolle: "Wir haben in der Schlussphase zu viele falsche Entscheidungen getroffen." 90 Sekunden vor Schluss etwa, als vier seiner Akteure bei einem Konter nur einen Gegenspieler zu überwinden hatten, der Ball dennoch verloren wurde. Statt dem Ausgleich zum 28:28 gab es einen gegnerischen Gegenstoß zum 29:27 für Kronau. Eine fragwürdige Entscheidung der Unparteiischen beendete die letzte Brucker Hoffnung. Anstatt der von Wild geforderten Zeitstrafe für die Gastgeber bekamen diese Ballbesitz, das Spiel war verloren. Worüber sich Wild so echauffierte, dass er selbst eine Zeitstrafe kassierte: "Das musste in diesem Moment raus." Zu allem Überfluss landete der direkte Konkurrent Köndringen/Teningen auch noch einen Überraschungssieg bei der Balinger Erstliga-Reserve, der Abstand nach oben hat sich damit auf drei Zähler vergrößert.

Immerhin haben die Brucker als Tabellendreizehnter den letzten Nichtabstiegsplatz inne, Verfolger Pforzheim/Eutingen lauert aber mit nur zwei Zählern Abstand. Zum nächsten Heimspiel am kommenden Samstag empfängt der TuS den TSB Heilbronn-Horkheim, eine Woche später geht es nach Nußloch. Erst kommt der Dritte, dann geht es zum Tabellenzweiten, mit beiden Gegner spielte der TuS nicht nur tabellarisch vor nicht allzu langer Zeit auf Augenhöhe. "Ich bin sicher, dass wir solche Mannschaften nach wie vor schlagen können", sagt Wild - angesichts von nur acht ausstehenden Partien auch gar keine schlechte Idee. Denn nach der Niederlage bei der Meister-Reserve "sollte auch der Letzte kapiert haben, dass es für uns nur noch um den Klassenerhalt geht", mahnt der Trainer. Vielleicht, so mutmaßt er noch, sei das dem ein oder anderen in dieser Deutlichkeit noch nicht präsent gewesen. Dabei gäbe es andere wichtige Themen, die warten, etwa die Kaderplanung für die kommende Saison. Es ist längst Zeit, mit Spielern zu verhandeln, sich nach Verstärkungen umzusehen. Das wissen die Verantwortlichen beim TuS natürlich. Doch von solchen Dingen will Martin Wild derzeit nichts hören.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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