Handball:Es fehlt an Hingabe

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Die Drittliga-Handballer des TuS Fürstenfeldbruck verlieren gegen überharte Gäste aus Oppenweiler mit 25:27 Toren.

Von Matthias Schmid, Fürstenfeldbruck

Sekunden nach dem Spielende hatten sich die Spieler des HC Oppenweiler/Backnang schon im Kreis versammelt. Sie hüpften so ausgelassen wie Kinder an ihrem zehnten Geburtstag und sangen voller Inbrunst: "Auswärtssieg, Auswärtssieg, Auswärtssieg". Einige Spieler des unterlegenen TuS Fürstenfeldbruck flüchteten in die Kabine, andere wiederum standen wie eingefroren da, sie waren in der Wittelsbacher Halle zu keiner Bewegung mehr fähig. Bilder von feiernden Gästemannschaften hatten die Brucker in dieser Spielzeit nicht mehr für möglich gehalten, die Drittligasaison sollte ohne weitere Heimniederlage beendet werden. Acht Mal in Serie hatte der TuS zuletzt die heimische Halle als Sieger verlassen, doch am Samstagabend unterlag Bruck nach einer intensiven Partie dem abstiegsbedrohten Gegner aus Oppenweiler/Backnang mit 25:27 (12:13) Toren.

"Das Spiel hätte genauso gut auch an Fürstenfeldbruck gehen können", sagte Oppenweilers Trainer Matthias Heineke hernach. Der TuS-Kollege Martin Wild sah es genauso, doch er machte hinterher einen Grund für die erste Heimniederlage im Jahr 2018 aus: die Schiedsrichter. "Vielleicht", so merkte kurz nach dem Schlusspfiff an, "würde ich es in einer Stunde anders bewerten. Aber in den letzten sechs, sieben Minuten haben sie das Spiel entschieden." Die Brucker fühlten sich in der Schlussphase benachteiligt, immer wieder fielen Entscheidungen zugunsten der Württemberger. Als er das gestenreich beklagte, bekam er prompt, da noch zwei Minuten zu spielen waren, eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt. Wild wusste aber auch, dass das nur die halbe Wahrheit war. Seine Mannschaft fand im gesamten Spiel nie den Rhythmus, der das Tempogegenstoß-Spiel zur Entfaltung hätte bringen können. "Wir haben im Angriff und in der Abwehr zu viele Fehler gemacht und sind nicht in den Flow gekommen", fand Wild.

Tizian Maier ist einer der Spieler, die den TuS in der kommenden Saison verlassen werden. Der Spielgestalter wird sich auf sein Studium konzentrieren. (Foto: Günther Reger)

Erschwerend hinzu kam Thomas Fink, der exzellente Gästetorhüter, der Brucks Spieler ein ums andere Mal mit irrwitzigen Reflexen in die Resignation trieb. So wehrte er mit dem rechten Fuß über Kopfhöhe einen Gegenstoß von Philip Ball ab, es wäre der Ausgleich zum 23:23 gewesen, stattdessen gingen anschließend die Gäste mit 24:22 in Führung. Die Oppenweiler mit den ehemaligen Bundesligaspielern Tobias Hold und Florian Schöbinger waren an diesem Abend entschlossener, motivierter als die Brucker. Sie warfen sich nach jedem Ball, weil sie die Punkte gegen den Abstieg brauchten, sie verteidigten überhart, wie Martin Wild beklagte, "weil die Schiedsrichter das zuließen". Er gestand aber auch, dass es in den letzten Saisonspielen "schwierig" sei, seine Mannschaft so anzustacheln, dass sie mit genauso großer Hingabe auftritt wie ein Team, bei dem es noch um etwas geht. Platz sechs wollen sie schon erreichen beim TuS Fürstenfeldbruck, dieser könnte am Saisonende zur Teilnahme an der ersten Runde im DHB-Pokal berechtigen. "Aber das ist doch eher ein gekünsteltes Ziel", sagt Wild.

Am liebsten würde er um den Aufstieg in die zweite Bundesliga spielen. Aber das ist weit weg, finanziell im Moment nicht darstellbar. "Da liegen wir im Etat Welten zurück", sagt Wild. Er widmet sich deshalb lieber der Gegenwart, der Kaderplanung. Und da kommt viel mehr Arbeit auf ihn zu, als er ursprünglich geglaubt hatte. Er war von einem sanften Umbau ausgegangen. Doch nun werden sechs Spieler den Tabellenfünften verlassen, hinzu kommen in Alexander Leindl und Yannick Engelmann zwei Kreuzbandpatienten, die erst in der Rückrunde der nächsten Saison genesen sein werden.

"Wir müssen also acht Spieler ersetzen", hebt Wild hervor. Bis auf die Horner-Brüder vom Bayernligisten Haunstetten hat der TuS noch keine Zugänge präsentiert. Auch der zuletzt kolportierte Richard Wöss vom Zweitligisten TuSEM Essen sei längst nicht fix, betonte Wild: "Da ist nichts unterschrieben." Er erinnert deshalb noch mal daran, dass Siege in der dritten Liga auch im vierten Jahr nach dem Aufstieg keine Selbstverständlichkeit für Bruck seien: "Wir müssen uns jeden Sieg hart erkämpfen", sagte Wild. Neben ihm hüpften und sangen die Spieler des HC Oppenweiler/Backnang.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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