Handball:Erstaunlich erwachsen

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Zupackend: Emma Laigaard erzielte fünf Tore und musste in der Schlussphase mit drei Zeitstrafen vom Feld. (Foto: Günther Reger)

Gröbenzells Handballerinnen auch in Freiburg nicht zu stoppen

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Hendrik Pleines bittet um Geduld. Mindestens eine Woche noch, so sagt der Trainer der Handballerinnen des HCD Gröbenzell, dann kann er eine fundiertere Aussage über das Leistungsvermögen seiner Mannschaft machen. Das klingt einigermaßen verwunderlich, denn Gröbenzell ist neben der TSG Ketsch die einzige Mannschaft in der dritten Liga, die bislang alle Partien gewonnen hat. Fünf Spiele, fünf Siege. Auch das ist einigermaßen überraschend, denn Pleines musste eine Handvoll Nachwuchstalente integrieren, was offenkundig wenig Schwierigkeiten bereitet. Das 26:23 bei der HSG Freiburg darf als weiterer Beleg hierfür gewertet werden. Zumal Pleines "die beste Viertelstunde" im bisherigen Saisonverlauf sah.

Siege im Breisgau sind eher Ausnahme denn Pflicht, entsprechend engagiert ging der HCD ins Spiel. 6:0 führten die Gäste, ehe Freiburg überhaupt mitmachen durfte. HSG-Trainer Ralf Wiggenhauser ließ ob der Gröbenzeller Dominanz auf eine unorthodoxe 4-2-Deckung umstellen und die beiden Gröbenzeller Rückraumspielerinnen in enge Deckung nehmen. Das waren in diesen von Pleines so gelobten ersten 15 Minuten Jugendnationalspielerin Amelie Bayerl (6 Tore) und Emma Laigaard (5), der Schachzug ging auf - vorübergehend. Auf zwei Tore arbeitete sich Freiburg heran (20.), doch "wir haben uns wieder stabilisiert", erzählt Pleines, 12:9 führte der HCD zur Pause.

Im zweiten Durchgang dasselbe Spiel: Gröbenzell überrollte den Gegner und zog auf 20:14 davon. Um erneut den Faden zu verlieren, was auch an einer ganzen Reihe von Zeitstrafen lag: "Wir haben zehn Minuten in Unterzahl gespielt", so Pleines, Freiburg kam dem HCD beim 21:22 gefährlich nahe. Die 300 Zuschauer in der kleinen Halle "waren plötzlich da", und machten ordentlich Rabatz, so Pleines, "da muss man erst einmal mental bestehen". Was sein Team bravourös erledigte, nun allerdings waren es die Routiniers wie Sina Fischer, die Verantwortung übernahmen. Zwei Treffer in Unterzahl von Fischer (1) und Svenja Jänicke (3) zum 24:21 (55.), und der Breisgauer Schwung war endgültig gebremst, auch die Disqualifikation von Laigaard nach der dritten Zeitstrafe brachte keine Unruhe mehr ins Gröbenzeller Gefüge.

Dieses funktioniert schon sehr beachtlich, Pleines konnte es sich leisten, in Vera Balk (4) seinen Blitztrumpf der vergangenen Saison bis tief in die zweite Halbzeit auf der Bank zu lassen. Die beste Torschützin hatte sich beim Kantersieg gegen Holzheim vor Wochenfrist am Sprunggelenk verletzt, die erste Diagnose lautete Bänderriss, eine MRT-Untersuchung soll nun Gewissheit bringen. Auch ohne Balk zeigte sich die Mannschaft erstaunlich gefestigt, was den der Lobhudelei unverdächtigen Trainer zu folgender Aussage brachte: "Wie die Mannschaft auch in schwierigen Phasen immer richtig geantwortet hat, das hat mich beeindruckt." Pleines sprach von "emotionaler Reife" im Team und bezeichnete die Leistung der Seinen als "sehr erwachsen". Vor allem der Rückraum, ohnehin mit Fischer und Balk stark besetzt, hat in den hoch talentierten Bayerl und Laigaard gleichwertige Optionen, Pleines hält ihn für einen der besten in der Liga.

Und dennoch will er von einer Favoritenrolle vorerst nichts wissen. Vielleicht nach der Partie gegen Pforzheim, eines der vier Teams, die der HCD-Trainer vorne wähnt. Und deren Etat den des HCD deutlich übertreffen dürfte, was sich in einer Reihe an ehemaligen Erstligaspielerinnen niederschlägt. Wie der Deutsch-Russin Nastja Antonewitch, Franziska Ramirez oder der Tschechin Kamila Vyslouzilova, die vor einem Jahr noch für Banik Most im EHF-Cup spielte. Pleines erwartet also am kommenden Samstag (18.15 Uhr) eine Standortbestimmung, denn noch will er "den Mund nicht zu voll nehmen".

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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