Handball:Erfolgreich verdrängt

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Der TuS Fürstenfeldbruck schiebt alle Gedanken an einen möglichen Punktabzug beiseite und konzentriert sich lieber auf seine sportlichen Aufgaben. Gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen gelingt das mit einem 28:26-Sieg

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Idealvorstellung der Sportlerstatur mit Muskelpaketen und Waschbrettbauch muss nach diesem Auftritt möglicherweise überdacht werden. Daniel Unser, Hüter eines Handballtores in Deutschlands dritthöchster Spielklasse, kommt auch ohne die optisch sichtbaren Merkmale des Top-Sportlers aus. Als eher rundlich würde man wohl die Figur des 31-Jährigen beschreiben, der sein Gewicht auf der Internetseite seines Klubs in selbstironischer Weise mit "schwankend" angibt. Und der am Samstagabend in der Wittelsbacher Halle von Fürstenfeldbruck nicht nur wegen seiner in einen grellgrünen Pulli gepackten Statur auffällig wurde, sondern vor allem wegen der Reflexe, die sein Körper abzurufen imstande war, immer wenn sich ihm ein Ball näherte. Unser hatte großen Anteil daran, dass die Handballgemeinschaft Oftersheim/Schwetzingen den gastgebenden TuS bis zum Schluss herausfordern konnte. Am Ende gewannen Fürstenfeldbrucks Handballer die Partie dennoch mit 28:26 Toren. Es war bereits ihr neunter Sieg in dieser Spielzeit.

Die Partie am Vorabend des zweiten Advent hatten sie zum Drittliga-Date ausgerufen, einer Art Verabredung mit den in der gleichen Spielklasse angesiedelten Handballerinnen des nahen HCD Gröbenzell zu einem gemeinsamen Spieltag. Dabei kam die dritte Auflage dieser Zusammenkunft verhaltener daher als zumindest jene im Vorjahr, als die Brucker ihre aufkommende Drittliga-Euphorie just an jenem Abend mit neuen Vereinsfahnen und den auf das Spielfeld projizierten Namen der Protagonisten feierten. Auch die 1000-Zuschauer-Marke erreichten sie diesmal nicht. 650 mögen es gewesen sein, die sich bis zur Partie der Brucker eingefunden hatten, etwa 350 waren schon beim Spiel der Gröbenzeller Handballerinnen zweieinhalb Stunden zuvor da gewesen. Ein bisschen Brimborium freilich ist immer, und deshalb liefen die TuS-Handballer auch diesmal einzeln aus dem Dunkel eines Nebeneingangs in die Halle ein, umrahmt von Lichtkegel, Kunstnebel und Musikjingles.

Später dann mussten die heimischen Anhänger vor allem in Halbzeit eins ein wenig Sorge um die Brucker haben, als sie mit 4:8 (16.) in Rückstand gerieten und beim Wurfversuch wiederholt an Oftersheims Keeper Daniel scheiterten. Gleich drei Siebenmeterschützen - Marcus Hoffmann, Sebastian Meinzer und Frederik Hartz - zeigte er die Grenzen auf, nur vier von sieben Strafwürfen ließ Unser ins Tor. Dabei, sagte TuS-Trainer Martin Wild später, habe er seine Spieler vor der Partie noch daran erinnert, "ganz konzentriert vor dem Tor" zu sein.

Im Laufe der Zeit aber besannen die Gastgeber sich auf "das harte Stück Arbeit", das Wild erwartet hatte. Kurz vor der Halbzeit gelang ihnen beim 13:12 ihre erste Führung seit dem 2:0, nach der Pause hielten sie die Gäste, die vor allem mit treffsicheren Rückraumtoren und den Paraden von Schlussmann Unser bestachen, zumeist mit zwei bis drei Toren auf Distanz. Die Partie wurde zunehmend hitziger, beide Seiten sahen ihre Chance auf den Sieg. In den letzten Minuten näherten sich die Gäste den Bruckern sogar mehrmals gefährlich bis auf einen Treffer. Obwohl dem Aufsteiger aus Oftersheim/Schwetzingen dann doch keine Punkte blieben, war dessen Trainer Martin Schnetz "hundertprozentig zufrieden". Seine Mannschaft habe "einen großartigen Kampf abgeliefert", gab er hinterher bei der öffentlichen Pressekonferenz im Hallenfoyer preis.

Die Punkte gut gebrauchen kann der TuS Fürstenfeldbruck, sind sie doch ebenso wie jene vom Heimsieg zwei Wochen zuvor gegen Oppenweiler/Backnang unstrittig, weil Nachwuchshandballer Alexander Leindl beide Partien bereits mit neuem Pass bestritt. Der vorige war bekanntlich beanstandet worden, das Verfahren, das dem TuS einen massiven Punktabzug bescheren könnte, läuft noch. Der TuS hat dem Deutschen Handball-Bund mittlerweile eine Stellungnahme vorgelegt, in der er keine Verfehlungen bei der Spielerlaubnis sieht, sowie beim Bayerischen Handball-Verband Einspruch eingelegt gegen die Aberkennung von zwei Punkten eines Spiels der vereinseigenen, in der Landesliga angesiedelten zweiten Mannschaft. Es war jene Partie mit Alexander Leindl, die die Pass-Turbulenzen ausgelöst hatte.

Intern sei das nun kein Thema mehr, sagt Martin Wild, denn "wir können es eh nicht mehr beeinflussen". Die Mannschaft habe den Vorfall mittlerweile "komplett ausgeblendet", bestätigt Rückraumspieler Korbinian Lex. Stattdessen "machen wir unseren Job", betont Kreisläufer Julian Prause. Und ergänzt noch, dass es "schade wäre, wenn wir für etwas bestraft würden, wofür wir nichts können".

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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