Handball:Erbfolger gesucht

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Die Drittliga-Handballerinnen der HSG Würm-Mitte steigen ab und verlieren ihren Trainer Claus Lohmann. In den verbleibenden drei Saisonspielen geht es darum, sich "mit einem guten Gefühl" zu verabschieden.

Von Ralf Tögel, München

"Ich bin nicht der Typ, der Tschakka-Reden hält", sagt Claus Lohmann. Keiner also, der mit diesem Fantasiewort der Motivationstrainergilde verbal hantiert, "das ist doch Blödsinn", erklärt der Trainer der Drittliga-Handballerinnen der HSG Würm-Mitte. Mit dem Abstieg hatte er sich folglich schon vor dem Wochenende abgefunden, nach der knackigen 19:32-Heimniederlage gegen den TV Möglingen haben sich nun selbst theoretische Überlegungen erledigt. Der Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz summiert sich auf sieben Zähler, da noch drei Spiele ausstehen. Er habe sowieso nie "Bock auf Rechenspiele" gehabt, sagt Lohmann, fortan gelte es für den Tabellenletzten der Süd-Gruppe, sich wenigstens mit "einem guten Gefühl" zu verabschieden. Deshalb habe sich der Trainer über die Deutlichkeit der jüngsten Pleite "schon geärgert".

Am Montag ist jeder Ärger verraucht, denn zum einen sei der jüngste Misserfolg leicht erklärt, zum anderen möge man doch die Voraussetzungen des Aufsteigers für diese Spielzeit auch seriös einordnen. Gegen Möglingen musste Lohmann auf Belma Beba verzichten, jene ehemalige mazedonische Profi-Handballerin, die das Team anführt. Ein im Training erlittener Bänderriss im Sprunggelenk hat die Saison für die 29-Jährige vorzeitig beendet. Dieselbe Verletzung hat Talent Paula Reips kürzlich erlitten, Saison ebenfalls vorbei. Vera Laipple, die das Spiel der HSG gestalten soll, agiert seit Wochen unter Schmerzen. Ein Meniskus- nebst Knorpelschaden sollte eigentlich längst operativ behandelt werden, doch Laipple hat den Termin verschoben. Nun legt sie sich doch unters Messer, angesichts der geschaffenen Fakten nachvollziehbar, die Saison ist für sie ebenfalls beendet. Zuletzt konnte Laipple kaum mehr trainieren, auch auf dem Spielfeld war ihr das Handicap anzumerken. Lohmann erinnert noch daran, dass die Saison "für uns hätte optimal laufen müssen", um die Klasse zu halten. Was durch mehrere Verletzungen von Teamstützen eben nicht der Fall gewesen sei.

Drei Partien stehen noch aus, vor allem das Heimspiel am kommenden Samstag gegen den Vorletzten Pforzheim soll als Stimmungsaufheller dienen, sagt der Trainer, ehe in Allensbach und Regensburg zwei Topteams warten. Dann ist sie Geschichte, die erste Drittligasaison der HSG-Frauen - wie auch die Trainerära des Claus Lohmann an der Würm. Der hatte ja bereits vor der Saison angekündigt, dass er sein Traineramt nach sechs Jahren, in denen er die Frauen aus der Landesliga in die dritte Liga führte, niederlegen wird. "Es ist genug", sagt er mit einem Seufzer, "ich höre auf." Zwölf Jahre hat der 57-Jährige mittlerweile als Trainer auf dem Buckel, die meiste Zeit in höheren Ligen, mit Ismaning war er schon einmal in die dritte Liga aufgestiegen. Ein Jahr lang werde er sich nun "ganz sicher" nicht mehr mit Handball beschäftigen, der Aufwand sei einfach zu hoch. Und dann? "Man soll niemals nie sagen."

Auch ohne die HSG Würm-Mitte bleiben der Region zwei Drittligisten

Noch ist kein Nachfolger in Sicht, wie Abteilungsleiter Benedikt Waterloo mitteilt, derzeit würden viele Gespräche geführt: "Der Trainermarkt ist überhitzt, noch haben wir keinen geeigneten Kandidaten gefunden." Zumal das Erbe Lohmanns kein leichtes ist, da der Kader wohl bis auf Jenny Oertel, die ihr Karriereende angekündigt hat, zusammenbleibt und in der Bayernliga automatisch zum Topfavoriten würde. Zwar gebe es keine Vorgaben, versichert Waterloo, der neue Übungsleiter sollte aber "schon etwas draufhaben".

Auch ohne die HSG Würm-Mitte bleiben der Region zwei Drittligisten, denn weder für die Frauen des HCD Gröbenzell, noch die Männer des TuS Fürstenfeldbruck ist der Klassenerhalt ein Reizthema. Gröbenzell hat mit dem 42:38-Auswärtssieg in Pforzheim endgültig wieder in die Spur gefunden, der Erfolg stand beim 23:16 zur Pause kaum mehr infrage. Da ärgerte sich selbst Trainer Hendrik Pleines nur kurz über eine etwas zu laxe Einstellung in der Schlussphase, die Pforzheim sieben Treffer in den letzten sieben Minuten ermöglichte. Vor allem Desire Kolasinac, die beste Torschützin der gesamten Liga im Übrigen, durfte sich mit 14 Treffern austoben. Auch beim HCD sind die Weichen für die kommenden Spielzeit längst gestellt, dem Karriereende von Vera Bassel und dem Weggang von Kreisläuferin Lisa Antl zum Erstligisten Buxtehude steht bislang der Zugang Katrin Friedrich vom Zweitligisten Herrenberg entgegen, aber "es werden laufend Gespräche geführt", wie Trainer Pleines bestätigt.

Auch die Brucker Männer haben zu ihrer guten Form zurückgefunden und beim Schlusslicht Baden-Baden einen 31:21-Sieg eingefahren. In Halbzeit eins "waren wir mehr mit den Schiedsrichtern als dem Gegner beschäftigt", sagt Trainer Martin Wild rückblickend, ein 5:0-Lauf zu Beginn der zweiten Halbzeit auf 20:13 brachte die frühe Vorentscheidung. Wild durfte sich über ein gelungenes Wochenende freuen, denn in Kornwestheim verlor ein direkter Konkurrent um den achten Platz, der nach Stand der Dinge die Qualifikation für die erste Runde im DHB-Pokal bedeutet. Die ist wieder in greifbarer Nähe, vorausgesetzt der TuS gewinnt die beiden ausstehenden Partien.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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