Handball:Dramatischer Advent

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Drittligist TuS Fürstenfeldbruck legt gegen Neuhausen/Filder fast die gesamte Spielzeit vor, vier Minuten vor dem Ende führt plötzlich der Gegner. Doch vier Sekunden vor der Schlusssirene trifft Alexander Leindl zum 25:25-Ausgleich.

Von Jonas Kraus, Fürstenfeldbruck.

Er tobte, gestikulierte wild und durfte am Ende doch noch ausgiebig jubeln. Nur eines war ihm das ganze Spiel über nicht vergönnt: einfach mal durchschnaufen. Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild erlebte am Samstag das Gegenteil eines besinnlichen vorweihnachtlichen Abends. Trotz einer starken Leistung brauchte sein Team gegen Neuhausen/Filder bis vier Sekunden vor Ende der Partie, um doch noch den 25:25-Ausgleich zu erzielen. Wild war im Anschluss "froh, dass wird das überstanden haben".

Der TuS war von Anfang an die bessere Mannschaft. Vorne wurden die Angriffe konsequent zu Ende gespielt, hinten glänzte Torwart Michael Luderschmid mit einer bärenstarken Parade nach der anderen. Dennoch konnte sich die Heimmannschaft nie entscheidend absetzen. Nach einer Viertelstunde stand es 8:5, zur Halbzeit war Neuhausen/Filder wieder auf ein Tor rangekommen: 13:12.

Fast die gesamte Spielzeit legt der TuS vor, vier Minuten vor dem Ende führt plötzlich Neuhausen

Die Partie gegen den Tabellenfünften wurde nach dem Seitenwechsel immer hektischer, Wild sah ein "seltsames Spiel". Dass wenig Spielfluss aufkommen mochte, lag auch am Schiedsrichtergespann, das zwar kein Team benachteiligte, es aber nicht schaffte, eine einheitliche Linie in die Partie zu bringen. "Bei keinem Pfiff wusste ich, was passiert," ärgerte sich Wild, wenngleich er einschränkte: "Spielentscheidend war das sicher nicht."

Für Johannes Stumpf, der mit sechs Treffern erfolgreichster Brucker war, und seine Kollegen war die Partie gegen Neuhausen ein hartes Stück Arbeit. (Foto: Günther Reger)

Vielmehr mehrten sich auf Seiten der Brucker in der zweiten Halbzeit unnötige Ballverluste im Angriff. In der 38. Minute führte Fürstenfeldbruck noch mit 16:14, zehn Minuten später gelang den Gästen der Ausgleich. "Da fehlte uns die nötige Konstanz", konstatierte Wild, der sich im Angriff auf Johannes Stumpf (sechs Treffer) und Korbinian Lex (fünf Tore) verlassen konnte. Beide Teams agierten extrem körperbetont, technisch war das Geschehen nicht auf höchstem Niveau, was auch der Trainer so sah: "Das Spiel lebte von der Spannung und den Emotionen." Das traf vor allem auf die dramatische Schlussphase zu. Vier Minuten vor Ende ging der Gast zum ersten Mal in Führung, Bruck konnte zwar kontern, geriet aber eine Minute vor Abpfiff erneut in Rückstand. Unruhe machte sich breit, Wild nahm neun Sekunden vor Ende seine letzte Auszeit.

Der richtige Schachzug, wie sich herausstellen sollte. Der TuS-Trainer sagte den finalen Spielzug an, "der dann aber nicht wie gewünscht klappte". Trotzdem kam Alexander Leindl vier Sekunden vor Ende in Abschlussposition und wuchtete den Ball unter die Latte. Der anschließende Wurf der Gäste ins verwaiste Tor kam zu spät, die Zeit war bereits abgelaufen. Die Halle bebte, auf dem Feld lagen sich die Spieler in den Armen.

Wie aber ist so ein Spiel zu bewerten? Während bei den Fans die Freude über den späten Ausgleich überwog, war der Trainer hin- und hergerissen: "Alles in allem ein verdientes Ergebnis, und so wie es gelaufen ist, müssen wir auch zufrieden sein. Dennoch hätten wir natürlich lieber gewonnen", resümierte Wild.

Nach dem nervenaufreibendem Spiel wird es demnächst etwas ruhiger. Zunächst bittet Wild noch montags und dienstags zum Training, danach gibt er seiner Mannschaft zwei Wochen frei, bevor am 2. Januar die Vorbereitung beginnt. Vier Tage später wird es dann bereits wieder ernst: Die Nationalmannschaft der Ukraine kommt zum Test nach Fürstenfeldbruck. "Das wird ein echter Knaller für uns," freut sich nicht nur der Trainer.

Eine gute Vorbereitung ist Wild wichtig, ein Fehlstart wie zu Saisonbeginn, als sein Team nach sechs Spielen bei 2:10 Punkten stand, soll sich auf keinen Fall wiederholen. Durch den starken Lauf zuletzt hat Bruck ein kleines Polster nach hinten aufgebaut, Wild sieht sein Team nach dem vierten Spiel in Serie ohne Niederlage aber sowieso nicht als Abstiegskandidat. "Wir wollen weiterklettern, unser Ziel ist Platz sechs." Auf diesem Platz, der zur Teilnahme am DHB-Pokal berechtigt, steht zurzeit: der TSV Neuhausen/Filder.

Noch ist die zweite Saisonhälfte aber nichts als Zukunftsmusik. Nach der Hektik der vergangenen Wochen freut sich Wild auf ein paar spielfreie und ruhige Tage. Und ein besonderes Highlight: Es geht mit der ganzen Mannschaft zum Entspannen in die Therme Erding.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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