Handball:Die Rechnung geht nicht mehr auf

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"Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Abteilungsleiter Jürgen Betz. Der Rückzug der Dachauer Frauen aus der dritten Liga sei aber alternativlos. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der ASV Dachau zieht seine Handballerinnen angesichts der vielen Unwägbarkeiten aus der dritten Liga zurück.

Von Ralf Tögel, Dachau

Jürgen Betz hat eine einfache Rechnung aufgemacht: Die Einnahmen werden die Ausgaben nicht ausgleichen können, daher musste der Abteilungsleiter der Dachauer Handballer befürchten, dass die kommende Saison mit einem fünfstelligen Minus enden könnte. Größter Kostenfaktor in seiner Aufstellung war die erste Frauenmannschaft, die in der dritten Liga spielt, und weil die sportliche Situation ebenfalls Fragen aufwirft, hat sich Betz in Absprache mit der Abteilungsleitung und dem Vorstand des Gesamtvereins entschlossen, das Team zurückzuziehen.

Die Gefahr von Geisterspielen, die "wie ein Damoklesschwert" über den Planungen schwebte, war das letzte entscheidende Pünktchen. "Wir sind abhängig von den Bewirtungs- und Zuschauereinnahmen", sagt Betz, "wenn zu den Derbys gegen Würm-Mitte oder Gröbenzell keiner kommen darf, reißt alleine das ein großes Loch in den Etat." Ganz abgesehen vom Aufwand bezüglich der Hygienemaßnahmen: "Bis vor kurzem waren nur 60 Minuten Sport in einer Halle zugelassen, danach muss sie vollständig entlüftet werden." Ein Handballspiel dauert aber länger als eine Stunde, danach hätten die großen Seitentore für sieben Stunden geöffnet werden müssen, so Betz, "wie soll das im Winter gehen?" Zwar seien die Maßnahmen wieder gelockert worden, "aber es kommen wöchentlich neue Vorschriften und wer garantiert, dass diese nicht wieder angezogen werden?" Zudem hätten bereits erste Sponsoren signalisiert, ihre Unterstützung einzustellen, wofür der ASV-Abteilungsleiter Verständnis hat: "Wir haben zwar viele, aber lauter kleine Sponsoren, die Fahrschule, die Wirtschaft oder den Bäcker von nebenan. Die müssen zusehen, wie sie selbst in der Krise überleben."

Und dann wäre da noch die sportliche Situation: Einige Spielerinnen werden angesichts des Aufwands in der dritten Liga kürzer treten. Zudem hat die Mannschaft aktuell keinen Trainer. Stefan Weidinger ist zum Ligakonkurrenten HCD Gröbenzell gewechselt, einige Spielerinnen seien ihm gefolgt. "Wir müssten in Corona-Zeiten einen Trainer und Spielerinnen finden, sportlich wären wir also mit großer Wahrscheinlichkeit nicht konkurrenzfähig", erklärt Betz. Zum Zeitpunkt des Abbruchs war Dachau abgeschlagen Letzter, zwar gibt es keine Absteiger, aber in Summe "blieb uns kein anderer Weg als den Rückzug." Dachau ist nun erster Absteiger und plant mit der zweiten Frauenmannschaft in der Bezirksoberliga einen Wiederaufbau, um in einem Jahr in der Bayernliga zu reüssieren.

© SZ vom 27.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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