Handball:Der Kopf wird zum Thema

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Herausragende Leistung, fataler Fehlwurf: Johannes Stumpf trifft zehnmal, mit dem letzten Wurf nicht. (Foto: Günther Reger)

Drittligist TuS Fürstenfeldbruck spielt beim VfL Pfullingen dominant und vergibt in der Schlussphase den Sieg.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

"Jetzt haben wir uns auch noch verfahren", entfuhr es Martin Wild. Das passte zum Abend, ergänzte der Trainer der Handballer des TuS Fürstenfeldbruck, so dauerte die Rückfahrt vom Fuße der schwäbischen Alb noch länger. Die drei Stunden in dem Bus zogen sich gefühlt sowieso ins Unendliche. Es war gespenstisch ruhig im Bus, der Trainer freilich hat sich auch in solchen Situationen zu erklären: "Der Sport kann schon sehr hart sein." Denn der TuS habe das Spiel "immer kontrolliert, wir waren immer vorn, hatten den Gegner voll im Griff". Nutzte nichts, am Ende stand die 27:28-Niederlage beim VfL Pfullingen, die Wild als "unverdient, ungerecht und extrem bitter" bezeichnete.

Dabei bestätigten die Brucker von der ersten Minute an ihre Favoritenrolle gegen den Traditionsklub, der in dieser Saison den Angriff nach oben geplant hatte, derzeit als Tabellenzehnter aber eher damit beschäftigt ist, nach unten abzusichern. Nur gegen Ende der ersten Hälfte gelang es Pfullingen, mit einem Tor in Führung zu gehen, was Ole Schwagerus und Yannick Engelmann umgehend zur 13:11-Pausenführung zu kontern wussten.

Engelmann feierte sein Comeback, er hatte ja acht Monate wegen eines Kreuzbandrisses gefehlt, die Rückkehr gelang nicht nur wegen seiner zwei Tore. Auch Falk Kolodziej stand nach mehrwöchiger Pause (Außenbandriss im Sprunggelenk) erstmals wieder auf dem Parkett, allerdings viel länger als geplant. Wild wollte den Spielmacher behutsam in den Wettbewerbsbetrieb zurückführen, doch als Alexander Horner nach zwei Dritteln der Spielzeit mit der roten Karte vom Feld geschickt wurde, er hatte einen Konter zu ruppig unterbunden, musste Kolodziej durchspielen. Alles kein Problem, so Wild, "wir haben traditionell viel Bewegung im Kader". Ein Euphemismus erster Güte, vor der Partie musste in Felix Augner der letzte verbliebene Linkshänder passen, weshalb Gianni Huber, von Wild für den Kreis vorgesehen, Rechtsaußen spielen musste. Wofür der Rechtshänder vom Trainer gute Noten erhielt, zwei Tore steuerte Huber sogar bei. Maximilian Lentner hatte dem Coach ebenfalls erst kurz vor der Partie eröffnet, dass seine Schmerzen in der Hüfte keinen Einsatz zuließen, von den verletzten Matthias Hild oder Max Horner wollte Wild erst gar nicht anfangen.

Denn trotz all der Probleme kontrollierten die Gäste das Geschehen, sahen beim 27:24, als noch sieben Minuten Spielzeit verblieben, wie der souveräne Sieger aus. Wild hatte sein Team gut eingestellt, "wir wussten, dass sie sehr offensiv decken und versuchen, über das Tempospiel zu kommen. Das haben wir ihnen gut genommen." Freilich gab er auch zu, dass im Abschluss oft die letzte Konsequenz fehlte und speziell Überzahlsituationen nicht gut gelöst wurden. Pfullingen gelang es sogar in der zweiten Halbzeit bei zweifacher Unterzahl, ein Tor aufzuholen.

Aber Wild wollte das gar nicht kritisieren, auch nicht Johannes Stumpf, der 24 Sekunden vor dem Ende beim 27:27 einen Siebenmeter an den Pfosten knallte. Ausgerechnet Stumpf, mit zehn Treffern herausragender Akteur des Abends. Auch nicht Michael Luderschmid, dem der letzte eigentlich harmlose Wurf leicht abgefälscht durch die Beine flutsche. Ausgerechnet Luderschmid, bis dahin Garant der Führung. Die Brucker versuchten aber, den Dreitorevorsprung über die Zeit zu bringen, was nicht klug war, denn "das ist nicht unser Spiel", wie Wild weiß. So bleibt festzuhalten, dass der TuS auswärts bereits mehrfach eine Führung verspielt hat, Wild spricht von einem "Kopfproblem".

Eigentlich habe Wild dieses Thema "gar nicht mehr aufmachen" wollen, erinnerte sich in diesem Zusammenhang aber an ein Gespräch mit dem Pfullinger Trainerkollegen. Der habe ihm vor dem Spiel erzählt, dass er während der Woche ob des unbefriedigenden Saisonverlaufs mit einem Mentalcoach gearbeitet hatte. Für Wild eigentlich bislang kein Thema, nun sagte er: "Vielleicht muss man so einen Gedanken mal zulassen."

Vorerst aber noch nicht, kommenden Samstag gastiert der Tabellendritte Heilbronn-Horkheim. "Es wird eine Fehleranalyse geben", Videostudium, viel Training und eine gezielte Vorbereitung auf den Gegner. Und dann wird Wild abwarten, wer ihm zur Verfügung steht.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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