Handball:Cool im Schwarzwald

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Fürstenfeldbrucks Handballer düpieren Gastgeber Pforzheim - und deren Trainer Andrej Klimovets. Der Wintermärchen-Weltmeister von 2007 holt sich prompt einen Rüffel vom Abteilungsleiter der Nordbadener ab.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Manchmal ist Sport verblüffend einfach. "Wir haben besser gespielt", sagte Trainer Martin Wild auf die Frage, was denn am Wochenende beim Auswärtsspiel seiner Drittliga-Handballer anders war als in den beiden Auswärtspartien zuvor. In Balingen war der TuS Fürstenfeldbruck mit 23:30 unter die Räder gekommen, in Neuhausen hatte er beim 25:26 einen sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben. Doch der zumindest in der Höhe überraschende 35:28-Erfolg bei der TGS Pforzheim dürfte das Gerede von einer Auswärtskrise beenden. Noch einem Vorbehalt traten die Brucker am Nordende des Schwarzwalds entgegen, wie Wild erwähnte: "Wir haben das erste Mal bei einer absoluten Spitzenmannschaft gewonnen."

Alexander Horner ist fit - und sofort eine wertvolle Verstärkung

Der TuS-Coach sieht Pforzheim angesichts seines Personals unter den besten vier Teams der Süd-Gruppe, was mit Akteuren wie dem lettischen Nationalspielmacher Maris Versakovs, der auch Bundesligaerfahrung hat, oder den Kreisläufern Michal Wysokinski (spielte mit Ankara Challenge Cup) und Davor Sruk zu tun hat. Der Lette, der Pole und der Kroate bilden ein kongeniales Trio, das die Brucker allerdings nicht zur Entfaltung kommen ließen. Die schillerndste Figur im Team der Badener ist allerdings der Trainer: Andrej Klimovets, ehemaliger deutscher Nationalspieler und als solcher am Wintermärchen-Weltmeistertitel 2007 beteiligt.

Nach Pforzheim war er vor sechs Jahren als Aktiver gekommen, mittlerweile streift der 44-Jährige nur noch in Notfallsituationen das Trikot über und konzentriert sich sonst auf sein Traineramt. Pressekonferenzen erledigt in Pforzheim aber Abteilungsleiter Wolfgang Taafel, Klimovets war nicht zugegen. Vielleicht war das besser so, denn der TGS-Macher fand harsche Worte nach der Niederlage. Kollege Wild habe vorgemacht, wie man vorhandenes Potenzial von der Bank gewinnbringend ins Spiel einbringe, wetterte der TGS-Boss, sein sportlicher Vorarbeiter spiele fast ausschließlich mit den selben sechs, sieben Spielern durch. Auch das ständige Protestieren bei den Schiedsrichtern durch Spieler und Trainer sei dem Ergebnis schädlich gewesen, zuletzt bemängelte Taafel noch die Chancenverwertung.

Hierbei habe allerdings der Brucker Keeper großen Anteil gehabt, so Wild, speziell in der Schlussphase zeigte Michael Luderschmid herausragende Paraden. Wild sah das Ergebnis weniger hausgemacht als die Gastgeber, konstatierte seiner Mannschaft vielmehr eine starke und konzentrierte Leistung. Vor allem in den zehn Minuten vor der Pause, als die Brucker einen Dreitorerückstand (8:11) in eine Dreitoreführung (17:14) drehten. Diesen Schwung brachten sie aus der Kabine wieder mit aufs Parkett, waren weitere zehn Minuten Spielzeit später auf 25:19 enteilt. Um danach alle Bemühungen und kurzen Läufe der Pforzheimer "sehr cool" zu kontern, wie Wild fand. Vor allem der überragende Allrounder Frederik Hartz, der seine zwölf Treffer auf mehrere Positionen zu verteilen wusste, wie auch Johannes Stumpf (8) waren vom Gegner selten wirksam zu bremsen. Alexander Horner wächst zudem immer besser in die Rolle des Spielmachers hinein, der Zugang hatte sich bislang mit diversen Verletzungen herumgeplagt, ist in Vollbesitz seiner Kräfte indes "eine wertvolle Verstärkung".

Bemerkenswert ist dieser Sieg auch angesichts der Tatsache, dass in Max Lentner und Falk Kolodziej die prägenden Spieler der vergangenen Wochen verletzt fehlten. In Yannick Englmann und Alexander Leindl stehen dafür zwei Rekonvaleszenten bereit, demnächst erwartet der Trainer beide im Team zurück. Wie Wild das findet? "Einfach gut."

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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