Handball:Brucker Bußtour

Lesezeit: 2 min

"Ich lerne in jedem Angriff dazu": Brucks aggressive Verteidigung soll die Gegner zu Fehlern zwingen. Gehen die Eins-gegen-eins-Duelle verloren, tauchen die Angreifer aber immer wieder frei vor TuS-Torwart Stefan Hanemann auf. In Lübbecke passierte das einige Male zu oft. (Foto: Strohdiek/Eibner/imago)

Nach der 25:35-Niederlage beim TuS N-Lübbecke stehen die Panther vor einer Serie von drei Heimspielen: "Da müssen wir dann auch Punkte holen."

Von Thomas Jensen, München

Beinahe die komplette Nacht im Bus verbringen, dabei eine Strecke von etwa 650 Kilometern überwinden und erst am Samstagmorgen um 6.30 Uhr daheim im Nebel ankommen: "Klar gibt es Sachen, die mehr Spaß machen", sagt Martin Wild, der Trainer des Handballzweitligisten TuS Fürstenfeldbruck. Dass die Brucker die Reise nach einer 25:35-Niederlage antreten mussten, dürfte sie nicht gerade zu einer Vergnügungsfahrt erhoben haben.

Das Ergebnis selbst war gegen den TuS N-Lübbecke (das N steht für Nettelstedt) kein allzu großer Schock. Wild hatte vor der Spitzenmannschaft aus Nordrhein-Westfalen gewarnt, und so bezeichnete er den Gemütszustand seiner Mannschaft am Freitagabend auf der Heimfahrt als "relativ aufgeräumt". Schon direkt nach dem Spiel "haben die Jungs in der Kabine anerkannt, dass das Ergebnis so in Ordnung war. Nach knapperen Niederlagen machst du dir da mehr Kopf und marterst dich richtig auf der Heimreise."

Die Richtung, die die Partie einschlagen sollte, wurde schnell offenbar. Nach 12:34 gespielten Minuten stand es 9:3 für die Gastgeber. Eine ernüchternde Anfangsphase für die Panther, die Torwart Stefan Hanemann so schilderte: "Nach den letzten engen Spielen sind wir natürlich auch in dieses Spiel gegangen, um mitzuhalten. Auf einmal hat man dann aber gemerkt: Ach, du Sch... ."

Wirklich nahe kamen die Aufsteiger dem ehemaligen Erstligisten nicht mehr, was für Wild auch die Qualität des Gegners beweist: "Wir waren ja letzte Saison öfter in der Favoritenrolle. Daher Hut ab, Nettelstedt hat wirklich 60 Minuten höchst konzentriert und seriös gespielt, da gehört schon was dazu."

Doch auch der eigenen Mannschaft stellte der hauptberufliche Lehrer ein ordentliches Zeugnis aus: "Wir haben uns achtbar aus der Affäre gezogen, da gibt es wenig zu bemängeln. Ein paar Detailsachen in der Defensive und etwas zu viele technische Fehler vielleicht." Außerdem verwies der 41-Jährige auf die Ausfälle, die die der TuS zu beklagen hatten. In Alexander Leindl und Johannes Stumpf fehlten zwei Spieler wegen Verletzungen, außerdem war Tobias Prestele berufsbedingt nicht mit an Bord gegangen.

Zufrieden war der Trainer auch mit der Leistung seiner Torhüter, denen er eine Steigerung im Vergleich zu den ersten Spielen attestierte. Wie auch schon im Spiel zuvor gegen Hamburg begann Zugang Stefan Hanemann zwischen den Pfosten. Nach acht Spielen hat der 24-Jährige, der vor der Saison von Ludwigshafen aus der ersten Liga kam, 59 Minuten mehr gespielt als der langjährige Panther Michael Luderschmid. Als Nummer eins möchte ihn sein Trainer jedoch nicht bezeichnen: "Für mich ist das ein Duo auf Augenhöhe. Wer spielt und wer beginnt, hängt ein bisschen von meinem Bauchgefühl ab und natürlich von der Trainingsleistung." Zu Beginn der Saison hatte Hanemann noch leichte Rückstände, wegen seiner langen Pause in der vergangenen Saison. Eine Lungenembolie hatte ihn früh in der Spielzeit außer Gefecht gesetzt. Nun ist der gebürtige Wetzlarer nach eigener Aussage wieder topfit. Nur eine Sache brauche noch Zeit, wie er selbst einräumt: "Die Umstellung auf die 3-2-1-Verteidigung ist schon schwer. Dieser Prozess ist auch noch nicht vorbei, ich lerne jedes Spiel dazu. Oder eigentlich jeden Angriff, weil es immer wieder überraschend ist, was passiert."

Die aggressive Verteidigung der Brucker zwingt die Gegner im Optimalfall zu vielen Fehlern; gehen die Eins-gegen-eins-Duelle verloren, tauchen die Angreifer allerdings oft frei vor dem Tor auf. Am Freitag passierte das einige Male zu oft, was der TuS letztlich büßen musste.

In der Adventszeit wollen die Panther, die nach wie vor auf dem letzten Tabellenplatz kauern, weniger solche Geschenke verteilen. "Dann stehen richtig wichtige Spiele an, da müssen wir auch Punkte holen", sagt Martin Wild. Zwischen dem 5. und dem 20. Dezember gibt es drei Heimspiele in Serie. Nacheinander gastieren dann Dormagen, Rimpar und Konstanz an der Amper. Einen Tag vor Weihnachten müssen die Brucker dann allerdings wieder auf Reisen gehen, zum Auswärtsspiel nach Aue.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: