Handball:Filigrane Wucht

Lesezeit: 2 min

Vierter Sieg im vierten Spiel: Gröbenzells Drittliga-Handballerinnen deklassieren Holzheim, wollen sich mit einer Favoritenrolle aber nach wie vor nicht anfreunden.

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Auf dem Weg zu den Gröbenzeller Handballerinnen liegt einem erst einmal Sina Fischer im Weg. Das ist einem Sponsor geschuldet, der Logomatten herstellt. Den überdimensionalen Fußabstreifer vor der Treppe zur Tribüne in der Wildmooshalle zieren also drei Handballerinnen des HCD, eben auch Sina Fischer. Stephanie Kilias und Cornelia Karg, die beiden anderen, spielen nicht mehr beim Drittligisten, Fischer ist nach wie vor eine Schlüsselspielerin im Team.

Jetzt sitzt sie auf der Spielerbank, plaudert ganz entspannt und lächelt viel. Kann sie auch, gerade haben die Gröbenzellerinnen den TV Holzheim mit 40:23 Toren düpiert und rücken damit noch weiter in den Favoritenreis vor. Denn im Spitzenspiel musste Allensbach bei der TSG Ketsch eine 22:33-Schlappe einstecken, damit sind Topfavorit Ketsch und Gröbenzell die einzigen Mannschaften, die bisher alle Spiele gewonnen haben. Sina Fischer lächelt die schlussfolgernde Frage dennoch charmant weg: Nein, sagt sie, man müsse jetzt nicht über den Titelkampf sprechen. Vor der Saison habe sich die Mannschaft mit dem Trainerteam Hendrik Pleines und Harald Fischer ausgetauscht, Platz drei bis fünf als Ziel definiert. Das bleibe auch so, wird standhaft kommuniziert.

Es ist aber nicht zu übersehen, in welch gutem Zustand sich das Team befindet, das ja einen signifikanten Umbruch hinter sich hat. Woran es liegt? "Es sind schon viele weggefallen", sagt Fischer, aber wir haben uns super schnell gefunden." Und: "Es sind die richtigen hinzugekommen." Wie etwa Amelie Bayerl. Die 17-jährige Jugendnationalspielerin hat sich schnell in der dritten Liga akklimatisiert, am Samstag betraute sie Trainer Hendrik Pleines erstmals mit der Spielgestaltung. Bayerl spielte die Rückraummitte-Position, setzte ihre Mitspielerinnen in Szene und glänzte mit einem ungeheuren Zug zum Tor, der in neun Treffern Ausdruck fand. Es ist bemerkenswert, mit welcher Wucht die filigrane Spielerin auf die Abwehr geht, im Eins-gegen-Eins ist sie dann kaum zu halten. Es fiel nicht einmal ins Gewicht, dass in Vera Balk (2 Tore) die zuverlässigste Torschützin nach einer Viertelstunde umknickte und fortan geschont wurde, Coach Pleines konnte nach der Partie erleichtert mitteilen, dass sie keinen nachhaltigen Schaden im Gelenk davongetragen hatte. Als Glücksfall erweist sich auch zunehmend Emma Laigaard (3) , die Dänin ist in der Lage, die halblinke Position effektiv zu bekleiden. Es ist eine sehr ausgewogene Mischung, Sina Fischer findet auch, dass "die Hierarchie in der Mannschaft gut passt", was in der vergangenen Saison nicht der Fall war. Denn da hatten einige Stammkräfte frühzeitig ihr Karriereende angekündigt, Übungsleiter Pleines hatte des öfteren mangelnden Einsatzwillen kritisiert. Davon ist nichts mehr zu spüren, die erfahrenen Spielerinnen wie Fischer, Balk oder Romina Gullotta (5) verstehen es, die jungen, nachrückenden Talente zu führen. "Wir haben jetzt eine total gute Zusammenstellung", findet Fischer.

Der Sieg gegen Holzheim kam nicht überraschend, zumal der Tabellenletzte auf wichtige Spielerinnen verzichten musste und nur zu siebt anreiste. "Es war schwierig, Spannung aufzubauen", resümierte Pleines, viel zu kritisieren hatte er nicht. "Die Chancenverwertung und das Gegenstoßverhalten waren nicht optimal", das waren die einzigen Ansätze, die er fand. Alle HCD-Spielerinnen trugen sich in die Torschützenliste ein, bemerkenswert daran war, dass Pleines in der zweiten Halbzeit allen Talenten Spielzeit zugestand. Der Sieg geriet auch in der Höhe nie in Gefahr, zur Halbzeit führte Gröbenzell mit 18:11. Je mehr den Gästen die Kräfte schwanden, desto einseitiger wurde das Spiel.

Aber auch Pleines lehnt sich nicht aus dem Fenster: "Es ist unser Anspruch, oben dabei zu sein", sagte der Coach, er glaubt Ketsch und Allensbach mit ihren finanziellen Möglichkeiten weit entfernt. Die nächsten Wochen, wenn gegen diese Teams gespielt wurde, würden mehr Aufschluss geben: "Wir wollen auf jeden Fall die besten dahinter sein."

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: